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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Kuckuck, bist du denn gewesen?« wunderte sich Clifford. »Ich dachte, du schläfst.«
    »Ich habe nur mal einen kleinen Spaziergang gemacht«, antwortete Joe leichtfertig. »Ich schlüpfte durch die Hintertür hinaus... weit und breit kein Mensch zu sehen.«
    »Gut, dann schlüpfe durch die Vordertür wieder herein!« befahl Clifford streng. »Aller Wahrscheinlichkeit nach wimmelt der Wald von chinesischen Halsabschneidern.«
    »Lächerlich!« murmelte Joe im Vorbeigehen.
    »Es mag lächerlich sein«, rief Clifford ihm nach, »aber du wirst es kaum lächerlich finden, wenn du im Wald liegst und man deine gute alte Kehle durchgeschnitten hat!«
    »Alte Kehle! Ich bin erst einundfünfzig!« explodierte Joe. »Jeder weiß das.«
    Clifford Lynne fühlte, daß jetzt nicht der Zeitpunkt war, die Frage von Mr. Brays Alter zu diskutieren. Im Verlauf des Abends war Cliff verschiedentlich in den Wald gegangen, hatte aber nichts Verdächtiges bemerkt. Von Süden her war das Haus auf einer neuangelegten Straße zu erreichen, die durch das Besitztum der Terraingesellschaft führte. Um von dieser Seite keine Überraschungen zu erleben, hatte Clifford einen geschwärzten Faden quer über den Weg gespannt und daran eine Anzahl kleiner Glöckchen aufgehängt, die er am Nachmittag in London gekauft hatte. Aber das endlose Krachen und Rollen des Donners ließ es ihm sehr zweifelhaft erscheinen, ob er ihre Warnung auch hören könnte. Die Blitze rasten immer noch über den Himmel, als er wachsam seinen Warteposten auf den Treppenstufen bezog. Einmal fing Joe zu singen an, aber mit einem ärgerlichen Knurren gebot er ihm zu schweigen.
    Es schlug elf Uhr, als er feste Schritte hörte, die von der Straße her kamen. Clifford stand auf. Es lag nichts Heimliches im Näherkommen des Fremden. Er ging kühn mitten auf der Straße, und Clifford hörte das Tappen eines Stockes. Wer auch immer der Ankömmling sein mochte, er brauchte kein Licht, um den Weg zu finden. Nach einer Weile konnte Clifford die Gestalt erkennen. Der Mann verließ die Straße, kam schnurstracks auf das Haus zu und rief:
    »Haben Sie keine Angst! Ich bin allein!«
    Es war Fing Su.
    »Bleiben Sie, wo Sie sind!« wies Clifford ihn scharf zurück. »Seit wann habe ich denn Angst vor chinesischen Händlern?«
    Der Mann stand still, und Clifford hörte ihn lachen. Ein durchdringender, scharfer, aber nicht unangenehmer Duft stieg ihm in die Nase.
    »Verzeihen Sie«, sagte Fing Su höflich. »Ich fürchte, ich habe mich ungeschickt ausgedrückt. Ich wollte Sie nur um ein freundschaftliches Gespräch bitten. Ich habe erfahren, daß einige meiner hitzköpfigen jungen Leute Ihnen letzte Nacht ihre Aufmerksamkeit geschenkt haben. Ich habe die Burschen streng bestraft. Doch niemand weiß besser als Sie, Mr. Lynne, daß sie die reinsten Kinder sind. Sie hatten gedacht, ich sei beleidigt worden -«
    »Wer ist denn das?« dröhnte Joes Stimme aus dem Wohnzimmer.
    Clifford drehte sich wild um und gebot ihm Schweigen. Hatte Fing Su ihn gehört? Und hatte er die Stimme erkannt?
    Anscheinend nicht.
    »Sie haben einen Freund bei sich? Ich finde das sehr klug«, fuhr der Chinese in demselben höflichen Ton fort. »Wie ich bemerkte -«
    »Schluß jetzt! Ich verschwende meine Zeit nicht damit, daß ich mir Ihr albernes Gerede anhöre. Ihr Spiel ist aus, Fing Su!«
    »Sie täuschen sich!« sagte der Chinese verbindlich. »Mein Spiel geht weiter, und mein Spielfeld ist so groß, wie Sie es sich kaum vorstellen können. Sie sind ein Narr, Lynne, daß Sie Ihr Vermögen nicht mit meinem zusammenwerfen. In fünf Jahren werde ich der mächtigste Mann Chinas sein.«
    »Sie wollen China erobern, nicht wahr?« fragte Clifford sarkastisch. »Und Europa vielleicht auch noch dazu?«
    »Vielleicht! Ihnen fehlt der Weitblick, mein Freund. Sehen Sie denn nicht, daß meine Rasse in Zukunft alle Kriege siegreich für sich entscheiden wird, allein schon durch die erdrückende Überzahl unserer Truppen? Ein gelbes Berufsheer wird das Schicksal Europas bestimmen. Ein großes Söldnerheer - stellen Sie sich das mal richtig vor, Lynne! -, das sich an den Höchstbietenden verkauft. Ein Heer, das dauernd an der Schwelle Europas steht!«
    »Kommen Sie zur Sache! Was wollen Sie von mir?« fragte Clifford schroff.
    Fing Su gab sich den Anschein, als habe ihn Cliffords Ton gekränkt, und sagte in vorwurfsvollem Ton:
    »Ist es denn notwendig, daß.wir Feinde sind, Mr. Lynne? Ich habe nichts gegen Sie, ich will nur zu einem

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