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051 - Die gelbe Schlange

051 - Die gelbe Schlange

Titel: 051 - Die gelbe Schlange Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Seite und schlürfte geräuschvoll.
    »Von allen Leuten in diesem üblen Land habe ich dich ausgewählt, Li Fu«, begann er und setzte seine Tasse nieder. »Ich werde dich gut bezahlen, und wenn du gut arbeitest, wirst du noch eine große Belohnung erhalten. Dein Name wurde mir genannt wegen deiner Kühnheit, und weil du diese Stadt so viel besser kennst als ich, der die ganze Zeit auf der Universität verbracht hat.«
    Das pockennarbige, unergründliche Gesicht Li Fus ließ nicht erkennen, ob er sich unbehaglich fühlte. Er sagte:
    »Es gibt ein Gesetz in diesem Lande, das sehr hart mit Ausländern verfährt. Nach diesem Gesetz kann man mich gefangennehmen, auf ein Schiff setzen und nach China zurückschicken. Ich war schon drei Monate in einem Gefängnis, wo niemand mit einem anderen sprechen darf. Und bedenke, Fing Su, in China bin ich ein toter Mann, denn du weißt, daß der Tuchun von Lan-Chou geschworen hat, meinen Kopf in einem Korb über dem Stadttor aufzuhängen.«
    Fing Su paffte dicke Rauchwolken gegen die Zimmerdecke.
    »Lan-Chou ist nicht ganz China«, überredete er den Mann, »und es wird sich vieles ändern. Wer weiß, vielleicht wirst du eines Tages selbst ein Tuchun sein! Meine Freunde sollen reich belohnt werden. Du wirst viele Geldstücke bekommen, aber keine Kupfermünzen, sondern Gold, reines Gold. Ich kenne einen Ort, wo ein Standbild aus purem Gold steht...«
    Er sprach von Urga, dem mongolischen Mekka, wo es Schreine aus purem Gold und eine große goldene Buddhastatue gab, und wo in den Kellern des lebenden Buddha ein Schatz gehütet wurde, der so ungeheuer wertvoll war, daß ihn niemand schätzen konnte.
    Li Fu hörte anscheinend unbewegt zu, aber er war schwankend geworden. Einerseits drohten zwar die dunklen Tore des Gefängnisses von Pentonville, andererseits aber lockte die reiche Belohnung, die ihm in Aussicht gestellt wurde. Er war kein armer Mann, wie es die meisten Chinesen in London sind, aber sein Landsmann hatte ihm den sofortigen Erwerb eines großen Vermögens in Aussicht gestellt.
    »Du hast das Glück, eine weiße Frau zu haben«, fuhr Fing , Su mit seiner dünnen Stimme fort. »Dadurch wird dies alles höchst einfach, und niemand wird je dahinterkommen.«
    Li Fu blickte auf.
    »Warum bist du zu mir gekommen? Ich gehöre nicht zu deiner Sippe, und du hast Hunderte von Männern, die dir wie Sklaven gehorchen.«
    Fing Su klopfte die Asche aus seiner Pfeife. Durch eine Handbewegung gab er zu erkennen, daß er sie nicht wieder gefüllt haben wollte. Dann lehnte er sich in die seidenen Kissen zurück.
    »Der Weise hat gesagt: ›Der Herr befiehlt, der Sklave gehorcht!‹, zitierte er. Aber ich kann nicht hinter jedem meiner Leute stehen und befehlen: ›Tu dies‹ oder ›Tu das‹. Sie gehorchen, ohne zu überlegen, und wenn ich sagen würde: ›Li Fu hat mich beleidigt, tötet ihn!‹, dann würdest du sterben, weil es leicht ist, jemandem das Leben zu nehmen. Aber diesmal muß derjenige, der meine Befehle ausführen soll, selber denken, er muß klug und schlau sein, sonst verliere ich mein Gesicht.«
    Li Fu überlegte, sein flinker Geist war beschäftigt. Hier bot sich ihm ein Gewinn, der ihm mehr versprach als sein Kokainschmuggel. Auf diesem Wege konnte er schneller reich werden als durch das Zusammenraffen von Kupfermünzen bei einem verbotenen Glücksspiel. Seine Frau, die nicht ganz weiß war, aber weiß genug, um die Rolle zu spielen, die Fing Su ihr zugedacht hatte, hatte in der Tat schon die Zimmer gemietet, die ein schlimmeres Geschäft tarnen sollten als einen Putzladen. Fing Su wußte, daß Li Fu einen solchen Ausstellungsraum am Fitzroy Square einrichten wollte. Er kannte auch Li Fus Verbindungen, denn die Geheimnisse und das verborgene Treiben der chinesischen Unterwelt waren ihm durch seine Mittelsmänner schon zugetragen worden.
    »Zuerst mußt du zahlen!« entschied Li Fu, und dann folgte ein höfliches aber zähes Feilschen, denn niemals schließen zwei Chinesen ein Geschäft ohne zu handeln ab.
    Endlich konnte Li Fu gehen.
    Der Mann, der nun aus dem kleinen Vorzimmer hereinkam, war daran gewöhnt, daß sein Auftraggeber ihn warten ließ, aber diesmal hatte es länger gedauert als gewöhnlich. Major Spedwell war abgespannt und schlechter Laune.
    »Nun, haben Sie die Sache arrangiert?« fragte er kurz.
    Fing Su betrachtete ihn aus halbgeschlossenen Augen.
    »Ja, es war unvermeidlich!«
    »Sie denken, daß Sie das Mädchen ohne viel Aufhebens schnappen können?

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