051 - Die Hexe und ihr Henker
Melissa Farr.
Damals vor fünf Jahren hatte sich Walpo sieben Opfer geholt, und es war zu befürchten, daß er diese Zahl nun zu übertreffen versuchen würde.
Da waren wir ja gerade zur rechten Zeit nach Cornwall gekommen, um hier einzugreifen.
Ich sagte dem Inspektor nichts von meinen Überlegungen. Er hätte mir wahrscheinlich nicht folgen können. Seine Fälle mußten Hand und Fuß haben. Meine hingegen waren auf einem anderen Feld angesiedelt. Ohne uns würde Gareth Leplat diesen Mord wohl nicht aufklären können.
Ich blickte mich suchend um, und plötzlich spannte sich meine Kopfhaut. Vicky Bonney war verschwunden!
***
Nachdem die umfassenden Vorbereitungen für die Krönungszeremonie abgeschlossen waren, strömten aus allen Teilen Protocs Paviandämonen in die Dschungelstadt.
Nur die Auserwählten fanden Platz im schwarzen Tempel. Alle andern verfolgten das, was im Tempel geschah, auf telepathischer Ebene. Sie war zu diesem Zweck von den Dämonenpriestern geschaffen worden.
Es sollte ein Fest werden, wie es noch keines auf Protoc gegeben hatte. Asmodis sollte es mit seiner Anwesenheit über alle Zeremonien, die jemals im schwarzen Tempel stattgefunden hatten, erheben.
Ein prunkvoller Sessel aus Höllenfeuer wartete auf den Fürsten der Finsternis. Auf einem schwarzen Steinsockel stand Tapandaros Thron. Die Rückenlehne zierte eine Teufelsfratze, während die Armstützen in geschnitzten Pavianschädeln mündeten.
Während die Dämonenpriester Asmodis herbeiriefen, bereitete sich Tapandaro in einem Nebenraum des Tempels auf die größte Stunde in seinem bisherigen Leben vor.
Mehrere Paviandämonen waren bei ihm und befolgten jeden seiner Befehle. Ein schwarzer, innen violett leuchtender Umhang wurde ihm soeben über die Schultern gelegt.
Auf einem schwarzen Kissen ruhte die goldene, mit Juwelen besetzte Kaiserkrone, die ihm Asmodis persönlich überreichen würde. Seit geraumer Zeit geschah auf Protoc das, was Tapandaro anordnete, doch nun würden ihn auch jene als ihren Herrscher anerkennen müssen, die bisher nichts von ihm wissen wollten, denn wer von Asmodis gekrönt wurde, bekam die Macht der Hölle in seine Hände.
Im Krönungssaal des schwarzen Tempels brach plötzlich der festgefügte Steinboden auf. Die Paviandämonen wichen furchtsam zurück. Gelbe Schwefeldämpfe schossen aus der aufklaffenden Öffnung, rasten zur Decke empor, drehten sich in wirbelnden Kreiseln und hüllten eine furchterregende Gestalt ein. Asmodis war eingetroffen!
***
Metal, den die Paviandämonen gefangen hatten, sah nur noch eine Chance: Er mußte Tapandaro zum Zweikampf fordern. Nach wie vor war er - verstrickt in dieses engmaschige Netz, das die Feinde über ihn geworfen hatten - an die Säulen des Tempels gekettet, und Roxane, schon halb zu Arma geworden, war zu seiner Rechten an die Säule gebunden.
Fast wäre es ihnen gelungen, zu fliehen. Metal konnte den Paviandämon, der sie bewachte, überreden, sie zu befreien, doch als Malsso mit seinem Dolch das Netz aufschneiden wollte, überraschte ihn ein anderer Wächter, und er fand in dem darauffolgenden Kampf den Tod.
Roxane/Arma rechnete nicht mehr damit, daß sie von hier unversehrt wegkommen konnte. Sie sah ihren Weg vorgezeichnet. Er würde im Krönungssaal des schwarzen Tempels enden, denn dort wollte ihnen Tapandaro - als Höhepunkt der Feierlichkeiten - das Leben nehmen.
»Gib die Hoffnung nicht auf, Arma«, sagte der Silberdämon eindringlich. »Noch sind wir nicht verloren! Ich kann Tapandaro besiegen!«
»Er wird sich auf keinen Kampf einlassen.«
»Ich fordere ihn vor allen seinen Untertanen heraus. Er kann nicht kneifen. Ein Feigling könnte auf Protoc niemals regieren.«
Der Tempel bebte mit einemmal, und der Raum, in dem sich Roxane und Metal befanden, war von einem schrillen Knirschen erfüllt. Metal erhob den Kopf, soweit es das Netz zuließ.
»Er ist gekommen, Arma. Asmodis ist eingetroffen. Die Krönungszeremonie wird beginnen. Ich brenne darauf, Tapandaro ins Gesicht zu brüllen, daß er ein jämmerlicher Feigling ist.«
»Dafür wird er dich auf der Stelle töten.«
»Ich werde verlangen, daß man mich von diesem Netz befreit, und dann werde ich den Paviandämonen beweisen, daß sie einen Schwächling auf den Affenthron gesetzt haben.«
***
Der Fürst der Finsternis konnte in vielerlei Gestalten erscheinen. Jene des Ziegenbocks liebte er besonders. Als die wirbelnden, wallenden Schwefeldämpfe sich auflösten und die Spalte im
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