051 - Die Hexe und ihr Henker
daß Lady Agnes sich aufsetzen konnte. Steif erhob sie sich, und Vicky Bonney sah, daß die Frau ein weißes Totenhemd trug.
Fahl waren die Züge der unheimlichen Lady, blutleer ihre Lippen. In ihren dunklen Augen lag eine hypnotische Kraft, der sich Vicky nicht entziehen konnte.
Als Lady Agnes aus dem Sarkophag stieg, wich Vicky einen Schritt zurück. Kalter Schweiß legte sich auf ihre Stirn, und ihr Herz schlug bis zum Hals hinauf. Allmählich drang die Gefahr, in der sie sich befand, zu ihrem Bewußtsein durch. Sie begriff, daß sie die Gruft schnellstens verlassen sollte, doch Lady Agnes' Blick zwang sie zu bleiben.
Die Tote setzte sich langsam in Bewegung. Ihre nackten Füße kamen bei jedem Schritt kurz unter dem langen Totenhemd zum Vorschein. Lautlos kam sie näher, und als sich ihre blutleeren Lippen öffneten, erkannt Vicky Bonney entsetzt, daß sie es mit einer Vampirin zu tun hatte.
***
»Halt!« stieß Metal bestürzt hervor. »Du darfst sie nicht töten!«
Mago schlug noch nicht zu, ließ das Höllenschwert aber auch nicht sinken. »Sie ist eine abtrünnige Hexe!«
»Nicht mehr!« sagte der Silberdämon schnell. »Du hast nicht Roxane vor dir!«
»Willst du mich täuschen? Ich kenne Roxane, die Freundin des Ex-Dämons Mr. Silver!«
»Ich habe sie entführt. Mit Freude höre ich, daß du Mr. Silver getötet hast, obwohl ich das lieber selbst getan hätte. Niemanden haßte ich mehr als ihn. Er trug dazu bei, daß ich Arma, meine Freundin, verlor, aber ich fand eine Möglichkeit, Arma wieder an meine Seite zu stellen. Ich gab Roxane den Höllennektar zu trinken, und dieser verwandelt sie allmählich. Bald wird Arma Roxane aus diesem Körper verdrängt haben. Zur Hälfte ist dies bereits geschehen. Wenn du Roxane tötest, nimmst du gleichzeitig Arma das Leben. Das kannst du nicht wollen. Arma war ein zuverlässiges Mitglied der Mächte des Bösen und wird es wieder werden. Roxane ist keine Gefahr mehr. Willst du einem schwarzen Wesen das Leben nehmen?«
Mago zögerte. Einen Moment sah es so aus, als würde er doch zuschlagen, aber dann ließ er das Höllenschwert sinken, und Roxane atmete auf.
Der Schwarzmagier schüttelte den Kopf. »Ich würde sie selbst innerlich verwandelt nicht an meiner Seite haben wollen. Ihr Aussehen…«
»Deshalb sind wir hier«, sagte Metal rasch. »Du hast recht. Solange sie wie Roxane aussieht, kann ich in ihr nur schwer Arma erkennen. Aus diesem Grund suchte ich mit ihr Protoc auf, denn über diese Welt führt der Weg ins Tal der fremden Gesichter. Dort kann ich ihr Aussehen ändern. Wir versteckten uns in einer Höhle, denn die Zeit ist noch nicht reif, um in das Tal aufzubrechen. Ich wollte mich mit ihr erst dann dorthin begeben, wenn es Roxane nicht mehr gibt, aber die Paviandämonen entdeckten uns in unserem Versteck und brachten uns hierher. Tapandaro, der neue Affenkaiser, will uns töten. Es soll der Höhepunkt seiner Krönungsfeier sein.«
»Tapandaro wird auf diesen Höhepunkt verzichten müssen.«
»Du befreist uns?« fragte Metal voll neuer Hoffnung.
»Tapandaros eigener Tod wird der Höhepunkt des heutigen Tages sein!« prophezeite Mago und befreite zuerst Roxane und dann Metal.
»Das werde ich dir nie vergessen«, sagte Metal dankbar. »Solltest du irgendwann einmal Hilfe brauchen, kannst du auf mich zählen.«
Der Schwarzmagier schüttelte das Höllenschwert. »Solange ich im Besitz dieser Waffe bin, bin ich auf niemandes Hilfe angewiesen. Und ich habe nicht die Absicht, mich von meinem Schwert zu trennen.«
»Begleitest du uns ins Tal der fremden Gesichter?«
»Nein, ich bleibe hier. Ich habe vor, Tapandaro die Krone zu entreißen und mich auf den Affenthron zu setzen.«
»Du willst ihn als Herrscher von Protoc ablösen? Es wird einen erbitterten Kampf geben.«
»Den Tapandaro nicht gewinnen kann.«
»Ich wäre bereit, ihm mit dir entgegenzutreten.«
»Das ist nicht nötig. Bring dich mit Arma in Sicherheit. Suche das Tal der fremden Gesichter auf. Wenn ihr von dort zurückkehrt, wird der neue Herrscher von Protoc Mago heißen.«
Doch so glatt, wie der Schwarzmagier es sich vorstellte, sollte das Ganze nicht abgehen, denn in diesem Augenblick traten die Dämonen ein, die die Gefangenen zu Tapandaro bringen sollten. Als die Paviandämonen sahen, daß Roxane und Metal frei waren, schlugen sie Alarm.
***
»Vicky ist verschwunden!« sagte ich zu Mr. Silver. »Hast du gesehen, wie sie den Raum verließ?«
Der Ex-Dämon schüttelte den
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