051 - Die Hexe und ihr Henker
Boden sich geschlossen hatte, sanken die Paviandämonen ehrfürchtig und ängstlich auf die Knie.
Asmodis blickte sich um. Keiner der Affen wagte sein Haupt zu erheben. Der Höllenfürst schritt auf den brennenden Sessel zu und setzte sich.
Erst jetzt richteten sich die Paviandämonen auf.
»Fangt an!« hallte die gewaltige Stimme des Höllenfürsten durch den Krönungssaal.
Mehrere Affen eilten hinaus und brachten das schwarze Kissen, auf dem die Kaiserkrone lag. Sie legten das Kissen vor Asmodis' Füße und zogen sich sofort wieder zurück.
Die Dämonenpriester erschienen, traten vor den Höllenfürsten und hießen ihn willkommen. Sie fanden viele schmeichelhafte Worte, die dem Höllenfürsten gefielen.
Ein Wink von ihm genügte, um sie verstummen zu lassen. Er sagte, er könne nicht lange bleiben und verlangte, daß sie Tapandaro holten.
Feierlichen Schrittes, flankiert von den Dämonenpriestern, betrat Tapandaro wenig später den Krönungssaal. Auch er hieß Asmodis auf Protoc willkommen, sprach von unverbrüchlicher Treue, die er ihm halten wolle, und sagte, er hoffe, den Fürsten der Finsternis in seinem Reich noch oft begrüßen zu dürfen.
Er hob die Hand zum Schwur und legte den Eid ab, stets die Gesetze der Hölle zu achten und immer zur Verfügung zu stehen, wenn Asmodis, sein Herr, ihn brauchte.
Dieser Schwur galt gleichzeitig für alle Dämonen, die auf Protoc lebten. Wer ihn brach, mußte sterben.
Gravitätisch begab sich Tapandaro sodann zum Affenthron. Er stieg die Stufen hinauf und setzte sich, während sich die Dämonenpriester in einer Reihe davor aufstellten.
Ein Triumphgefühl blähte Tapandaros Brustkorb. Er hatte sein größtes Ziel erreicht. Er saß nun auf dem Affenthron, und Asmodis würde ihn zum unumschränkten Herrscher krönen.
Der Höllenfürst erhob sich. Sofort war ein Pavian zur Stelle, der das Kissen mit der Krone aufhob, und als Asmodis sich zum Affenthron begab, trug der Pavian die Kaiserkrone hinter ihm her.
Ein fanatisches Feuer loderte in Tapandaros Augen, als Asmodis die Steinstufen zu ihm hinaufstieg. Der große Paviankrieger bleckte die langen Reißer.
Einer der Priester gab ihm zu trinken, und er wurde gesalbt. Und dann war der große Moment gekommen.
»Empfange die Kaiserkrone aus meinen Händen!« sagte der Höllenfürst laut. »Herrsche von nun an nach deinem Gutdünken über Protoc, aber vergiß niemals, wer dich gekrönt hat. Wenn du diese Krone auf dein Haupt setzt, ist deine Bindung zur Hölle unabänderlich, und du wirst mir genauso Untertan sein wie die Dämonenkaiser anderer Welten.«
»Ich werde dich nicht enttäuschen«, versprach Tapandaro.
Asmodis nahm mit beiden Händen die schwere Goldkrone vom Kissen, hob sie hoch, damit alle sie sehen konnten, und rief: »Tapandaro soll euer neuer Gebieter sein, das ist mein Wille! Dient ihm, wie ihr Raghoora gedient habt! Sein Wort ist von nun an auf Protoc Gesetz! Wer ihm nicht folgt, soll getötet und verdammt werden!«
Der Höllenfürst reichte Tapandaro die Krone, und dieser setzte sie sich auf. Vielstimmiges Jubelgeschrei brandete ihm entgegen. Stolz erhob sich der neue Affenkaiser und hielt im Beisein des Höllenfürsten seine erste Rede an die Untertanen.
Noch einmal wies er auf die Bündnistreue der Paviandämonen hin, die mit seiner Krönung gefestigt worden war. Protoc sollte von nun an ein Trabant der Hölle sein. Er sagte das nicht nur, weil er wußte, daß Asmodis das gern hörte. Er stand auch hinter jedem einzelnen Wort.
Die Aufgabe des Höllenfürsten war damit erfüllt. Tapandaro vermochte ihn nicht zu bewegen, länger zu bleiben. Asmodis kehrte in sein Reich zurück.
Und Tapandaro rief mit donnernder Stimme: »Nun will ich euch ein besonderes Schauspiel bieten! Bringt mir die Gefangenen! Holt Roxane und Metal!«
***
Ein seltsamer, unheimlicher Gesang lockte Vicky Bonney aus dem Salon. Die dünne, klagende Stimme einer Frau drang an ihr Ohr. Sie mußte ihr folgen.
Da war eine schmale Bohlentür, einen Spaltbreit offen. Der Gesang lullte Vicky Bonney auf eine geheimnisvolle Weise ein. Für gewöhnlich war sie viel vorsichtiger. Vor allem hätte sie Tony Ballard auf die Frauenstimme aufmerksam gemacht. Aber diese Idee kam ihr nicht im entferntesten.
Das blonde Mädchen drückte die Tür weiter auf und sah eine Mauer aus grauen Steinquadern vor sich. Eine Steintreppe wand sich nach unten, und das leise Singen war nun deutlicher zu vernehmen. Es hüllte Vicky Bonney ein, schien sie zu
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