Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
051 - Die Hexe und ihr Henker

051 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 051 - Die Hexe und ihr Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
wiederkommt?«
    »Nein.«
    »Soviel mir bekannt ist, verläßt Lord Jeremy sein Schloß nur selten«, meinte ich. »Das läßt mich annehmen, daß er hier bald wieder eintreffen wird. Sie werden uns erlauben, auf ihn zu warten.«
    »Was wollen Sie von Lord Jeremy?« fragte Jameson abweisend.
    »Wir haben ihm ein paar wichtige Fragen zu stellen.«
    Der Butler erkannte, daß er uns nicht mehr loswurde. Mit Gewalt konnte er uns nicht vor die Tür setzen, das sah er ein. Er wäre vor allem an Mr. Silver gescheitert. Deshalb resignierte er und führte uns in einen dämmrigen Salon, der mit antiken Möbeln eingerichtet war.
    Über dem Kamin hing das Ölporträt einer schönen, blassen Frau. Ich wollte wissen, wer das war.
    »Lady Agnes«, sagte der Bucklige. »Leider ist sie viel zu früh von uns gegangen.«
    »Woran ist sie gestorben?« erkundigte ich mich.
    »An der Schwindsucht. Niemand konnte ihr helfen. Lord Jeremy bemühte die besten Ärzte des Landes.«
    Das war die offizielle Version, aber was war wirklich passiert? Kaddo war ein Dämon. Hatte seine Frau auch auf der schwarzen Seite gestanden?
    Bestimmt wußte Jameson, daß der Lord kein Mensch war. Es kommt häufig vor, daß Dämonen Menschen zu ihren Dienern machen. Manchmal zwingen sie sie, ihnen zu dienen, manchmal ködern sie sie mit Versprechungen.
    Wir setzten uns unaufgefordert. Boram blieb draußen. Es war gut, daß er sich nicht blicken ließ. Er würde zur Stelle sein, wenn ich ihn brauchte, darauf konnte ich mich verlassen.
    Und ich würde ihn in dem Augenblick brauchen, wenn Kaddo die Szene betrat.
    Der Türklopfer wurde erneut gegen das Holz geschlagen, und der Bucklige hob unwillig den Kopf.
    Kaddo brauchte nicht anzuklopfen, wenn er nach Hause kam. Es mußte also jemand anders draußen stehen. Jemand, den Jameson genausowenig erwartete wie uns.
    »Entschuldigen Sie mich«, brummte der Butler und verließ den Salon.
    »Ein unfreundlicher Geselle«, sagte Vicky Bonney.
    »Er hat wahrscheinlich den Auftrag, alle Besucher von Kaddo fernzuhalten«, meinte ich.
    Jameson kehrte nicht allein zurück. Er brachte einen Mann mit, der sich als Inspektor Gareth Leplat vorstellte. Er war einigermaßen verwundert, uns hier zu sehen, wie er sagte, denn Besuch war in diesem Schloß eine Seltenheit.
    Der Inspektor erzählte uns von dem Mord an der Wirtstochter Melissa Farr in der vergangenen Nacht und sprach davon, daß er vor einem schier unlösbaren Rätsel stehe, denn der Augenzeuge, der den Mörder bis in die Nähe des Schlosses verfolgt und mit ihm gekämpft habe, beschrieb einen Mann, der seit fünf Jahren nicht mehr lebte.
    Wir erfuhren von der Exhumierung im Morgengrauen, die ergeben hatte, daß der irre Frauenmörder, der auf den Klippen den Tod fand, nachdem er sieben Frauen mit der Axt getötet hatte, in seinem Grab lag.
    Mir schwante Schreckliches.
    Vicky Bonney erhob sich und machte einen Rundgang durch den Salon. Sie sah sich die Ansammlung von Wertgegenständen an, ohne daß ihr etwas von dem Gespräch entging.
    »Doch das ist noch nicht verwirrend genug«, sagte Gareth Leplat seufzend. Er machte auf mich einen müden, deprimierten Eindruck. »Dieser Fernfahrer, der Augenzeuge… Melissas Freund… Also der behauptete, Farley Walpo, der Mörder, habe ein goldenes Amulett um den Hals getragen.«
    Mir gab es einen Stich. Wegen dieses Amuletts war ich hier.
    »Einen goldenen Ornamentanhänger, das Drittel eines Kreises, in dessen Mitte sich ein U befindet«, sagte Inspektor Leplat. »Farley Walpo, ein Toter, soll das getragen haben. Das Amulett, das meines Wissens Lord Jeremy Barrington gehört.«
    Für mich war alles klar, und Mr. Silver sah auch wissend drein. Ich konnte verstehen, daß den Inspektor all das ziemlich verwirrte. Er hätte klarer gesehen, wenn er gewußt hätte, daß der kauzige Lord ein Dämon war.
    Gareth Leplat wandte sich an den Butler. »Hat Lord Jeremy Ihnen gegenüber den Verlust des goldenen Anhängers erwähnt?«
    Der Bucklige schüttelte den Kopf. »Nein, Sir.«
    »Das verstehe ich nicht. Das Amulett muß doch sehr wertvoll sein. Wenn einem so etwas gestohlen wird, behält man das doch nicht für sich.«
    »Sie wissen, daß man Lord Jeremy nicht mit normalen Maßstäben messen kann, Inspektor«, sagte der Butler.
    Damit hatte er sehr recht, denn normale Maßstäbe legte man an Menschen an. Ich reimte mir folgendes zusammen: Lord Jeremy ließ den Frauenmörder Farley Walpo wiederaufleben, zog in dessen Gestalt los und tötete

Weitere Kostenlose Bücher