Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
051 - Die Hexe und ihr Henker

051 - Die Hexe und ihr Henker

Titel: 051 - Die Hexe und ihr Henker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
Vom Netzwerk:
Schrotflinte nicht auf Boram, sondern auf Sie abfeuern sollen, Inspektor«, knurrte der Butler und erhob sich.
    Gareth Leplat grinste. »Ihr Pech, daß Sie es nicht getan haben, Mr. Jameson.«
    Rodwell brachte den Gefangenen in die Zelle und nahm ihm die Handschellen ab, bevor er die Metalltür schloß. Er kehrte zu Gareth Leplat zurück und wiegte den Kopf. »Wird bestimmt nicht einfach sein, ihm ein Geständnis abzuringen, Sir.«
    »Er wird lange nachdenken und zu der Überzeugung kommen, daß er sich selbst mit einem Geständnis einen großen Gefallen erweist. Selbst ein so hartherziger Bursche wie er wird irgendwann den Wunsch verspüren, sein Gewissen zu erleichtern. Dann werden wir zur Stelle sein und ihm unser Ohr leihen.«
    »Wie verköstigen wir ihn?«
    »Sie werden das Essen für ihn aus dem Wirtshaus holen.«
    »Wenn die Wirtsleute erfahren, für wen das Essen ist, mischen sie Zyankali rein.«
    »Dann sagen Sie es ihnen eben nicht.«
    ***
    Jameson setzte sich und blickte sich um. Graue Wände umgaben ihn. Dort oben war ein vergittertes Fenster, darunter stand ein Waschtisch. Außerdem war der Raum mit einem Bett, einem Stuhl und einem Tisch eingerichtet.
    »Komfortabel«, brummte der Bucklige sarkastisch. »Luxuriös.«
    Er setzte sich auf das Bett, das unter seinem Gewicht ächzte. Dies war also die letzte Station in seinem Leben. Er hätte das nicht gedacht. So viele Jahre lebte er unbehelligt auf dem Schloß, und nun saß er plötzlich hinter Schloß und Riegel.
    Es war eine ganze Menge passiert an diesem Tag. Es gab Lady Agnes und ihren Mann nicht mehr, Barrington Castle war verwaist. Niemandes Leben würde mehr in Gefahr sein, wenn er an die Schloßtür klopfte.
    Francis Christopher Jameson stützte den kahlen Kopf zwischen seinen Händen. Er haßte es, diesen Polizisten ausgeliefert zu sein, und er dachte darüber nach, wie er sich ihren zermürbenden Fragen entziehen konnte.
    Ein Ausbruch war unmöglich, und Hilfe von finsteren Mächten durfte er nicht erwarten. Er war zwar der Diener eines Dämons gewesen, doch damit machte er sich wohl kaum so sehr um die Hölle verdient, daß sie ihm jetzt beistand.
    Nein, er mußte sich selbst helfen. Der Trumpf, den Inspektor Leplat immer wieder ausspielen würde, war die Zeit, und Jameson sah nur eine einzige Möglichkeit, diesen Trumpf zu entkräften. Die Zeit hatte für Leplat nur so lange einen positiven Aspekt, solange er, Jameson, lebte.
    »Wenn ich tot bin, kann er sich seinen Trumpf an den Hut stecken«, sagte der Bucklige nüchtern. »Also werde ich mein Leben hier beenden.«
    Der Tod war ihm lieber, als von Inspektor Leplat mit Hartnäckigkeit, List und Tücke zum Verräter gemacht zu werden, denn Verrat - das wußte er - war in den Augen der Vertreter der schwarzen Macht eines der verwerflichsten Vergehen und wurde grausam geahndet.
    Wenn er heute seine Seele auf die Reise schickte, fand sie vielleicht den Weg in den schwarzen Kosmos und kehrte von dort, gestärkt mit dämonischen Kräften, eines Tages zurück. Der Bucklige wußte, daß das nicht unmöglich war. Kaddo hatte ihm von solchen Fällen erzählt.
    Sollte es seiner Seele erlaubt sein, auf die Erde zurückzukehren, würde sie in einen anderen Körper schlüpfen. Sie würde sich mit Sicherheit einen Körper ohne Buckel aussuchen…
    Jameson erhob sich. Er blickte versonnen zu den Gitterstäben hinauf, während er seinen Ledergürtel durch die Schlaufen zog. Er hatte keine Angst vor dem Tod, denn er rechnete damit, daß es ihm danach besser gehen würde.
    Er stellte den Stuhl unter das Fenster, stieg hinauf und band den Gürtel fest. Dann legte er sich die Schlinge um den Hals und sagte leise: »Asmodis, in deine Hände befehle ich meine Seele!«
    Dann beförderte er den Stuhl mit einem entschlossenen Tritt zur Seite…
    ***
    Der Sergeant brachte »gesunde Hausmannskost« für den Gefangenen, wie er sagte. Inspektor Leplat begnügte sich mit einer Tasse Kaffee. Wenn Karen nicht zu Hause war, ernährte er sich zu Mittag immer nur davon.
    Nebenan klirrten plötzlich Besteck und Teller. Gareth Leplat sprang auf. Er nahm an, dem Sergeant wäre das Tablett durch eine Ungeschicklichkeit aus den Händen gefallen, aber dann hörte er Rodwells aufgeregte Rufe, und das alarmierte ihn.
    Als er die Zelle betrat und den Toten sah, trocknete sein Mund aus. Alles, was George Rodwell aus dem Wirtshaus geholt hatte, lag auf dem Boden verstreut.
    Der Sergeant sah seinen Vorgesetzten schuldbewußt an. »Er hat

Weitere Kostenlose Bücher