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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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keine Zeit mehr hat. Als wollte er das Gift in seinem Gedächtnis loswerden, bevor es zu spät war. Und merkte nicht, wie er sich tiefer und tiefer in die Vergangenheit verstrickte, und in seine Versuche, sich zu rechtfertigen.
    ... die Schwierigkeiten begannen mit der nicht einkalkulierten Notwendigkeit, Yakumori erschießen und Domoto an seiner Stelle zum Rückflug zwingen zu müssen. Das beeinflusste die Stimmung in den Stunden vor dem Start der Rettungsfähre äußerst ungünstig.
    Die Schwierigkeiten gingen weiter, als die Rampenhydraulik der Rettungsfähre klemmte. Ein Check-up der Kontrollinstrumente vom russischen Zarya-Modul aus zeigte den Fehler an. Einer von uns musste raus. Wir beschlossen zu losen, und es ergab sich eine unverhoffte Möglichkeit, Ragojew auf ästhetisch vertretbare Weise loszuwerden. Ich informierte Hagen. Er hatte sich mit der bewusstlosen Hunt im Columbia- Modul verschanzt.
    Fast gleichzeitig sah ich auf einem der Monitore das nächste Problem: Die Kamera im Startmodul der X-38 übertrug Bewegungen am Schott der Luftschleuse. Jemand verließ unerlaubt die Rettungsfähre! Das undurchsichtige Gesichtsteil seines Helms ließ eine Identifizierung nicht zu. Aber ich hatte keinen Zweifel, dass es sich um Commander Bernstein handeln musste. Vermutlich vermisste er Marsha Hunt an Bord der Fähre. Ragojew blieb vor den Bildschirmen sitzen, ich machte mich mit der Waffe auf den Weg ins Startmodul.
    Kein weiter Weg, dreißig Meter höchstens. Ein Tunnel und zwei Schotts trennen die beiden Einheiten. Doch in der Schwerelosigkeit kann man keinen Spurt hinlegen. Die Waffe in der Rechten, hangelte ich mich an den Wandbügeln entlang von Schott zu Schott. Und als ich das Startmodul endlich einsehen konnte, stemmte sich gerade eine Person im Raumanzug aus der runden Öffnung des Schleusentunnels.
    »Zurück in die Fähre, Sean!«, sagte ich.
    »Runter mit dir in den Tunnel!« Mein Waffe beeindruckte ihn nicht; er zog sich aus dem Schleusentunnel. »Es ist ihre Entscheidung, Sean!«, log ich. »Marsha will hier oben bleiben! Wenn du deinen Platz in der Rettungsfähre nicht wieder einnimmst, werde ich schießen…«
    Der Mann hielt inne. Seine Hände schwebten über der Tastatur. Sie zitterten.
    Die Erinnerung an die schicksalhaften Stunden jenes 12. Februar beschleunigte seinen Herzschlag, zerrte an seinem geschwächten Nervensystem. Er versuchte tief durchzuatmen. Ein Hustenanfall schüttelte ihn. Stechender Schmerz schoss ihm von den Schulterblättern in die Rippen. Schweißperlen und Schleimtropfen trieben in alle Richtungen davon. Er legte den Kopf in den Nacken und schloss die Augen.
    Langsam, ganz langsam ließen Schmerz und Zittern nach. Erneut setzte er die Finger auf die Tasten und versank in tranceartige Erinnerungen.
    Bernstein wollte sich abstoßen und zu mir schweben. Ich schoss. Die Kugel drang neben seinem Schulterblatt in den Körper. Ihre Bewegungsenergie trieb ihn gegen die Armaturenwand hinter der Öffnung des Schleusentunnels. Dort hing er dann wie festgeklebt. Materialsplitter, Dampf und Blutstropfen lösten sich aus dem Loch in seinem Anzug. Ein zweiter Helm tauchte im Schott unter dem Ange- schossenen auf. Ich zielte auf ihn, das reichte. Sofort zog die Person sich zurück. Am Handgelenk zog ich Bernstein zum Eingang des Schleusentunnels. Er leistete keinen Widerstand. Ich schob ihn durchs Schott und schloss es. Über Bordfunk setzte ich mich mit der Rettungsfähre in Verbindung und sagte ihnen, dass sie den Verletzten aus der Schleuse holen sollten. Und dass ich auf jeden schießen würde, der auszusteigen versuchte. Ich höre heute noch die Worte, mit denen General Jordan mir antwortete:
    »Sie gelten als besonnener Mann mit humanistischer Bildung, Dr. Taurentbeque«, sagte er. »Auch ich habe Sie für einen solchen Mann gehalten. Ich habe mich bitter getäuscht. Sie sind ein eiskalter Mörder.«
    Seine Hände ballten sich über der Tastatur zu Fäusten. Die Stimme des amerikanischen Generals. Diese Stimme! Seit siebzehn Monaten hörte er sie wieder und wieder im Traum. Und seit die Lungenentzündung sich verschlimmerte und das Fieber stieg, auch tagsüber.
    Er schüttelte den Gedanken an Jordans Stimme ab und zwang sich weiter zu schreiben:
    Ich antwortete nicht. Was hätte ich auch sagen sollen? Natürlich bin ich kein Mörder! Mein Plan für die Keimzelle einer neuen Menschheit entsprach den Grundsätzen humanistischer Ethik -wenn auch nicht in seinen Methoden, so doch in

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