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051 - Im Orbit

051 - Im Orbit

Titel: 051 - Im Orbit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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Aruula?«
    Major Dwight Miller neigte den Kopf in seinem Helm und runzelte die Stirn.
    »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Zurück in den Feuervogel«, zischte sie. »Wir verlassen die Sternenburg!«
    »Sternenburg?« Er machte ein begriffsstutziges Gesicht. »Stimmt etwas nicht mit Ihnen?« Er streckte den Arm nach der Schwertklinge aus. »Geben Sie mir besser diese primitive Waffe…«
    »Zurück in den Vogel!«, rief sie. »Wir müssen weg hier! Zurück!« Sie hob das Schwert über den Kopf.
    »Sie sind ja wahnsinnig!« Major Dwight Miller stieß sich ab und glitt auf die Barbarin zu, glaubte sie entwaffnen zu können.
    Ein Fehler. Aruula stieß einen Kampfschrei aus und schlug zu.
    ***
    14. Juli 2013
    Der Mann starrte zum Sichtfenster hinauf. Die Erdscheibe glänzte nicht mehr.
    Dunkelheit hüllte sie fast vollständig ein. Eine Sichel aus Licht lag noch über dem Horizont. Von Minute zu Minute wurde sie schmaler. Auf dieser Seite des Planeten war es Nacht. Aber in etwa siebenundvierzig Minuten würde die Sonne wieder aufgehen. Meine letzte Raumnacht, schrieb der Mann, meine letzte Stunde.
    Er wusste nicht recht, wie er fortfahren sollte. Was jetzt zu berichten war, gehörte nicht gerade zu den Highlights seines neununddreißigjährigen Lebens. Der Gedanke, es einfach zu verschweigen, drängte sich ihm auf. Oder die Ereignisse zu seinen Gunsten zu beschönigen. Wie leicht wäre es gewesen, einfach Bernstein alles in die Schuhe zu schieben. Ein Knoten schwoll in seinem Bauch, während er mit der Versuchung liebäugelte. Er schrieb:
    Das Leichentuch strahlt nicht, es ist Nacht, und mein Rechner zeigt mir, dass die ISS über den Atlantik fliegt und sich der französischen Küste nähert. Noch höchstens vier oder fünf Minuten, dann erreichen wir Europa. Vor achtzehn Monaten habe ich bei solchen Gelegenheiten manchmal die Lichter von Paris, von Lyon oder Marseille gesehen, und die feinen Linien aus Licht, die aus der Peripherie dieser Städte zu einem dichten Netz zusammenlaufen.
    Jetzt verdecken mir Staub, Asche und Wasserdampf den Blick auf die Heimat. Aber dort unten gibt es eh keine beleuchteten Autobahnen und in Kunstlicht getauchten Großstädte mehr…
    Seine Finger schwebten reglos über den Tasten. Sie zitterten. Er spürte, wie seine Unterlippe bebte. Unter seinen Schulterblättern wühlten Schmerzen, die bei jedem Atemzug unter die Rippen schossen. Die Lungenentzündung weitete sich aus; wahrscheinlich hatte sie inzwischen sein Rippenfell angegriffen.
    Er blickte nach oben zum Bordfenster des Transhab-Moduls. Die matt leuchtende Vollmondscheibe schob sich aus dem Erdschatten. Taurentbeque musste an das Signallicht eines havarierten Schiffs denken. Er griff in die Tasten:
    Wer immer diese Aufzeichnungen einst liest: Ich stehe zu meinen Entscheidungen und übernehme die Verantwortung dafür.
    Soll man mich für einen Wahnsinnigen halten, für einen gefühlskalten Wissenschaftler oder gar für einen Mörder. Eines jedoch wird man mir nicht unterstellen können - dass ich ein Feigling wäre.
    Im Bordfenster sehe ich den Mond aufgehen, und ich denke an die beiden Toten in der Beobachtungsstation dort. Ich sprach drei Mal mit beiden. Einmal am 5.
    Februar 2012, also drei Tage vor dem Kometeneinschlag. Ein wissenschaftliches Gespräch über den Geosiphon. Der gentechnisch veränderte Pilz hätte unter normalen Umständen Schlagzeilen auf Erden gemacht.
    Man stelle sich vor: Ein Pilz, der Sauerstoff und Stickstoff produziert und das Wachstum von Pflanzen beschleunigt!
    Und dessen Sporen ein wirksames Cannabinoid enthalten! Vermutlich hätte er mir und Domoto sogar den Nobelpreis eingebracht. Den beiden Forschern in dem kleinen Observatorium in der Nähe des nördlichen Mondpols hätte er ein längeres Überleben ermöglicht.
    Das zweite Mal sprach ich am zwölften Februar mit ihnen und kündigte meine Landung auf dem Mond an. Sie reagierten geradezu euphorisch, denn ihre Vorräte waren knapp geworden und die für Ende Februar geplante Versorgungsfähre würde niemals starten.
    Den dritten und letzten Funkkontakt hatten wir Ende März 2012. Ich musste ihnen das Scheitern meiner Pläne eingestehen.
    Ja, ich wollte zum Mond. Um dort die Keimzelle einer neuen Menschheit zu schaffen. In der Mondstation mit ihrer modernen Elektrolyseanlage, ihren beiden Gewächshäusern und mit der wenigstens geringen Schwerkraft sah ich die einzige Chance, meinen Plan zu verwirklichen.
    Ich gebe zu: Die Chance war lächerlich klein. Aber

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