051 - In den Katakomben des Wahnsinns

der Spezialagentin, so
dass Morna gezwungen wurde, Schritt für Schritt weiter in das nachfolgende
Gewölbe zu gehen. Dr. Fond öffnete eine schwere, genau in den Bogen passende
Bohlentür.
    Morna Ulbrandson bewegte sich wie in Trance. Dieser Mann sollte Sanders
sein? Sie kannte die Geschichte um den populären Professor. Sie hatte auch
schon Bilder von ihm gesehen. Dieser Mann war niemals Sanders! Aber er sprach
mit dessen Stimme! Sie erinnerte sich jetzt genau. In der PSA hatte sie einmal
eine Tonbandaufnahme von Sanders gehört, als die Agenten der Abteilung in den
Fall eingeweiht wurden, an dem sich bisher die CIA und das FBI vergebens die
Zähne ausgebissen hatten.
    Der kräftige, kahlköpfige Fremde, der sie vorhin auf dem Stuhl hatte
festbinden wollen, kam von der Seite her auf sie zu.
    Morna Ulbrandson ließ sich ihre Angst nicht anmerken.
    Fond lachte wieder. Es war das Lachen eines Irren. Er passte in diese
Katakomben des Wahnsinns, auch er war eins der Opfer, die hier hausten, abseits
der Zivilisation und doch mitten in und unter ihr.
    »Sie denken sicher noch über Ann Muller nach, wie?«, fragte er unvermittelt,
während er die Schwedin grob anpackte und brutal nach vorn schob und ihr durch
diese Geste zu verstehen gab, sich ein wenig zu beeilen. »Vielleicht fragen Sie
sich, wieso sie in ihrem Heimatort auftauchte, obwohl sie doch gar nicht
wusste, dass sie von dort stammte.«
    »Genau.«
    »Das ist ein Rätsel, das auch ich lösen möchte. In der letzten Zeit gab es
manchen Zwischenfall, der nicht vorgesehen war. Ich suche nach vielen Rätseln.
Aber ich glaube, dass ich jetzt einen Schritt weiterkomme. – Ich werde Ihr
Gehirn einem Versuch unterziehen! Sollten Sie auch nur im Entferntesten
ähnliche Werte aufzeigen, wie ich sie bei Helen Carter registrierte, dann
werden Sie Helen Carter Nummer II, verehrtes Fräulein! Können Sie sich
vorstellen, wie es ist, wenn Sie Kontrolle über einen fremden Körper haben? Ich
werde den gleichen Weg gehen, den ich bei Helen Carter einschlug. Bisher gingen
die Versuche schief. Sie sehen es an den Menschen, die seitdem hier existieren;
lebende Beweise meiner Forschungen. Auch in diesem Fall dienen Sie der
Wissenschaft! Es geht mir also nichts verloren. Durch Sie komme ich – so oder
so – auf jeden Fall einen Schritt weiter.«
    Morna Ulbrandson konnte nicht verhindern, dass auf eine stumme Geste Dr.
Fonds hin zwei der hässlichen Wesen sie packten und auf den vorbereiteten,
mitten im Raum stehenden Operationstisch schleppten. Sie wehrte sich heftig,
biss und kratzte, konnte aber die beiden ungewöhnlich starken Frauen nicht
abschütteln. Die Kraft, die die Kahlköpfigen entwickelten, irritierte sie immer
wieder. Ihr war es schon bei der entstellten Fremden aufgefallen, die den
Totengräber auf dem abgelegenen Friedhof tötete.
    Die Veränderung der Psyche schien man vielleicht dafür verantwortlich
machen zu können. Vielleicht war aber auch durch chemische Einflüsse, die das
kranke Gehirn entwickelte, eine Veränderung eingetreten.
    Morna Ulbrandson wurde auf dem Operationstisch festgeschnallt. Sie sah den
hohen, weißen Schrank, die modernen Geräte, die Beleuchtungslampe. Alles war
bestens organisiert. Hier fehlte es an nichts.
    Die Agentin sah ihren Peiniger näherkommen. Er zog eine Spritze auf.
    »Sie werden gleich tief schlafen«, sagte er mit dunkler, geheimnisvoller
Stimme, und in seinen Augen leuchtete der Wahnsinn. »Und wenn Sie erwachen –
werden Sie sich wie neugeboren fühlen. Das meine ich wörtlich, verehrtes
Fräulein.«
    Morna spannte noch einmal alle Muskeln an, als könne sie damit die
festsitzenden Gurte über ihrem Körper sprengen.
    Ihr Kleid war an der Seite durch die Handgreiflichkeit einer der furchtbaren
Frauen aufgerissen bis unter den Arm. Die Fingernägelabdrücke waren deutlich zu
sehen, sie hatten zwei hauchdünne, lange blutige Kratzer hinterlassen.
    Das enganliegende Kleid war weit über ihre Schenkel gerutscht. Dr. Fond
betrachtete die Schwedin bewundernd.
    »Ich werde Ihre Schönheit erhalten«, flüsterte er heiser, während er mit
der Linken über ihren nackten Arm fuhr und dann langsam ihren Körper
hinunterstrich. »Ich werde nichts an Ihnen verunstalten. Das verspreche ich
Ihnen.«
    Morna wandte den Kopf, als sie den Einstich der Injektionsnadel fühlte. Da
sah sie durch die flimmernden Schleier, die sich über ihre Augen legten, auf
der gegenüberliegenden Wandseite des kahlen Raumes eine schwere,