Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
051 - In den Katakomben des Wahnsinns

051 - In den Katakomben des Wahnsinns

Titel: 051 - In den Katakomben des Wahnsinns Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
Vom Netzwerk:
war. Sie konnte nicht anders, und
gehorchte.
    Sie hatte keine eigenen Entscheidungen mehr.
    Joan Rowley erkannte ihre Schwester nicht, die sie ebenfalls zum Boot
transportierte, und sie wusste auch nicht, wer Helen Carter war.
    Sie erfüllte einen Auftrag. Als sie selbst im Boot saß und in die Riemen
griff, atmete sie tief durch. Ihre Lippen bewegten sich. Und mit der Stimme
eines Mannes sagte sie: » Ich bin Sanders .«
     
    ●
     
    Die Wände, an denen er sie vorüberschleppte, waren grünlich. Ein
Spitzbogengewölbe nach dem anderen schloss sich an – düster, feucht,
unheimlich.
    Sie hörte seltsame Geräusche. In der Dämmerung vor sich glaubte sie einen
großen Schatten wahrzunehmen, der keinen Meter entfernt an ihr
vorüberschlurfte. Eine gebeugte Gestalt. Sie hörte den rasselnden Atem.
    Aus der Tiefe der Katakomben, durch die Morna Ulbrandson geschleppt wurde,
erklang ein Seufzen, Stöhnen.
    In der Tiefe ihres benommenen Geistes drängte sich der Wille hoch,
Widerstand entgegenzusetzen, doch das betäubende Gas, das sie eingeatmet hatte,
wirkte noch immer nach.
    Die hübsche Schwedin musste sich dazu zwingen, die Augenlider aufzuhalten.
Wie durch einen Schleier nahm sie die rohen Wände der Katakombe und das dunkle,
mit zahlreichen Flechten und Moosarten überwachsene Bogengewölbe wahr, das sich
über ihr ausdehnte.
    Ihr Körper befand sich in einer seltsamen Überempfindlichkeit. Ihr Tast-
und Hörsinn waren so geschärft, dass sie das feinste Geräusch und die geringste
Luftbewegung wahrnahmen.
    Sie lag auf den Armen eines Mannes, der sie vom Bett gezogen hatte. Jede
Fingerbewegung wurde ihr bewusst. Auf der nackten Haut ihrer Oberarme fühlte
sie immer wieder die glitschige, feuchte Hand, und sie glaubte, eine schuppige
Bestie hielt sie umfangen. Mit jeder Minute aber, die verging, ließ die Wirkung
des Betäubungsgases weiter nach, und die Trübung ihres Bewusstseins wurde
geringer.
    Sie erkannte, dass die Hand nicht glitschig war, aber feucht, dass der
Mann, der sie hielt, einen einfachen, dünnen Anzug trug und keine Jacke
darunter, und dass er ungewöhnlich stark transpirierte. Im Schein der matten
Lampen, die in kleinen Nischen des Bogengewölbes eingelassen waren, sah sie das
große, stupide Gesicht wie einen Vollmond vor sich aufleuchten. Der Entführer
war wahnsinnig. Seine Augen leuchteten in wildem Feuer, sein Gesichtsausdruck
war blöde und flach. Der wulstige Mund war halb geöffnet und sie sah kräftige,
gelbliche und ungepflegte Zähne.
    Morna Ulbrandson gab nicht zu erkennen, dass ihre Kraft wieder zunahm und die
Wirkung des Gases merklich nachließ. Sie konnte es sich nicht erlauben, einen
Fluchtversuch zu unternehmen. Ihre Beine waren noch schwer wie Blei. Sie wäre
keinen Meter weit gekommen.
    Sie passierten einen hohen Käfig. Ein Gewölbe war völlig mit Gittern umschlossen.
Mitten im Käfig hockte auf einem klobigen Schemel eine halb entkleidete Frau.
Sie stierte vor sich hin. Vor ihr auf dem Boden lag ein großer bunter Ball, den
sie gelangweilt mit dem rechten Fuß davonstieß. Sie murmelte irgendetwas
Unverständliches vor sich hin mit kindlicher, heller Stimme. Ihr Verhalten
erinnerte an das eines dreijährigen Kindes – obwohl die Frau selbst schon
Anfang der Fünfzig sein musste!
    Als Morna am Käfig vorübergetragen wurde, erhob sich die Alte und kam mit
schlurfenden Schritten an die Gitter des Käfigs. Sie grinste mit ihrem
zahnlosen Mund. Ihre Perücke war etwas verschoben, so dass der narbige,
entstellte Schädel zu erkennen war. Es sah so aus, als hätte die Frau mehrere
Gehirnoperationen hinter sich.
    Ihre knochige, bleiche Hand schob sich zwischen den Gittern hervor und
wollte nach den langen, blonden Haaren der Schwedin greifen. Morna fühlte die
Finger, die sich zwischen die Strähnen schoben, aber dann war sie auch schon
vorüber. Im Hintergrund des Käfigs erkannte sie die Umrisse von einfachen
Liegen. Offenbar lebten noch mehr Menschen in diesem Gewölbe.
    Was für eine Welt war das?
    Die PSA-Agentin musste daran denken, dass man sich erzählte, Ann Muller
wäre gesehen worden. Hier führte jemand Experimente durch – Experimente mit Menschen! Experimente, die
zum Wahnsinn führten!
    Sie ahnte Fürchterliches. Auch hinter ihr war die Falle zugeschnappt. Ein
Augenblick der Unaufmerksamkeit hatte über ihr Schicksal entschieden ...
    Das Gewölbe verbreiterte sich. Morna wurde in einen großen, geräumigen
Keller geschleppt. Darin standen hohe Regale und Behälter

Weitere Kostenlose Bücher