051 - In den Katakomben des Wahnsinns
seufzte und
nickte grüßend.
»Bis heute Abend dann, Baby ...« Er ging zwei Schritte und wandte sich
nochmal um. »Vergiss nicht, anzurufen! Es wird bestimmt ein reizender Abend.
Ich kenne mich ...«
White fuhr geradewegs nach Hause. Er wohnte fast am anderen Ende von
Alness. Das Wohnhaus stand zweihundert Meter von einem großen Gasthaus
entfernt, das seit urdenklichen Zeiten ein verwittertes Schild am
Sandsteinpfosten des verrosteten Tores hängen hatte: Fremdenzimmer zu vermieten .
Selbst zur Hauptsaison war dieses Restaurant niemals voll belegt. Der
Besitzer legte keinen großen Wert auf Komfort, und dies war mit ein Grund,
weshalb viele Gäste ausblieben.
Stuart White parkte hinter einem alten VW, der vor dem Haus stand, in dem
er wohnte. Mit einem raschen Blick auf die andere Straßenseite vergewisserte er
sich, ob dort ein grüner Triumph Vitesse stand. Er sah ihn.
Also war sie schon da.
Er öffnete die Haustür und stürzte die Treppen hoch. Seine Schritte hallten
durch den großen, kahlen Hausflur.
Stuart White wohnte im vierten Stockwerk. Seine Junggesellenbude befand
sich direkt unter dem Dach. Die Vierzimmerwohnung, die er allein bewohnte,
diente auch gleichzeitig als Büro. Er vermutete, dass er die längste Zeit in
Alness verbracht hatte. Seine Aufträge, die ihn oft drei- bis vierhundert
Kilometer von zu Hause fernhielten, hatten ihm schon so viel eingebracht, dass
er mit dem Gedanken spielte, sich zu vergrößern. Ein großes, helles Büro in
einem modernen Hochhaus, eine Funkzentrale, zwei, drei Mitarbeiter, und auch
zwei oder drei hübsche Sekretärinnen waren sein Traumziel. Die schnittige Helen, die bestimmt auch die Schreibmaschine beherrschte
,würde gut in den Rahmen passen , schoss es ihm durch den Kopf ...
Trotz des schnellen Laufens geriet White nicht außer Atem. Sein sportlich
durchtrainierter Körper wurde mit der Belastung mühelos fertig.
Er schloss die Tür auf. Seine Wohnung machte einen geräumigeren Eindruck,
als dies normalerweise bei Dachbehausungen der Fall war. White hatte bei seinem
Einzug einfach zwei Wände eingerissen und aus zwei kleinen Zimmern ein großes
gemacht.
Wenn man den geräumigen Flur betrat, hatte man den Eindruck, in den Salon –
wie er das gewaltige Wohnzimmer nannte – zu gelangen.
Und dort – wie von einem Meister mit zarten Pinselstrichen hingemalt – lag
sie auf der großen, wuchtigen Couch!
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu, erhob sich langsam und trat zu ihm in einem
cremefarbenen, raffiniert geschnittenen Hausanzug.
Sie sah der jungen Frau, der Dr. Henry Fond in der letzten Nacht mehrere
tödliche Messerstiche versetzt und dann in die Katakomben geschafft hatte, zum
Verwechseln ähnlich ...
●
Der junge Mann mit dem braungebrannten Gesicht traf mit dem Zwölf-Uhr-Zug
in Alness ein.
Er trug eine cremefarbene Hose und ein dunkelviolettes Sporthemd mit feinen
Stickereien.
Auf den ersten Blick war dem Ankömmling nicht anzusehen, dass er
amerikanischer Herkunft war.
Larry Brent, der sympathische und erfolgreiche PSA-Agent, schien Reisender
zu sein, der eine kurze Stippvisite in Alness machte, ein Tourist, der nicht
beabsichtigt, für lange Zeit zu bleiben. Larry hatte nur eine prallgefüllte
Reisetasche dabei, die seine notwendigsten Utensilien enthielt.
X-RAY-3 war an diesem Tag aber alles andere als ein Tourist. Er hielt sich
in der Nähe eines Mannes auf, der vor drei Tagen in den Staaten aufgebrochen
und nach Europa geflogen war.
Ein Geheimbericht an die PSA sprach davon, dass Dr. Clay Morron, der
berühmte Gehirnchirurg, eine Kapazität auf seinem Gebiet, einen Brief von einem
gewissen Professor George Sanders erhalten hätte.
Genau das aber war etwas, was nicht sein konnte!
X-RAY-1 hatte sofort seinen besten Agenten auf die Spur von Dr. Clay Morron
angesetzt.
In den höchsten Abteilungen der Regierung und der Abwehr hatte die Sache
mit Professor Sanders seinerzeit großen Staub aufgewirbelt.
Was aus ihm geworden war, wusste eigentlich niemand so recht. Vor zwei
Jahren geschah es: Professor Sanders, der in einer Sonderabteilung der NASA an
Plänen arbeitete, die einen Cyborg ermöglichen sollten, war plötzlich
verschwunden. Und mit ihm die Pläne, die die Grundlagen enthielten, auf denen
eine zukünftige Forschergeneration aufbauen konnte.
Die Amerikaner wussten um die Dringlichkeit ihrer Weltraumpläne. Schon vor
Jahren hatte ein anderer populärer Forscher, der in der gleichen Abteilung
arbeitete, den Vorschlag
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