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0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber das bedeutete nicht, daß das Netz verlassen war. Garantiert hatte das Biest in seinem Versteck die Schwingungen des Signalfadens wahrgenommen und wartete vermutlich, durch Erfahrung klug geworden, auf weitere Zitterpartien, um sicher zu sein, daß nicht nur ein Luftzug das Netz in Vibration versetzt hatte.
    Zamorra versuchte den Signalfaden zu entdecken. Insgesamt drei kamen dafür in Frage; an drei verschiedenen Stellen mochte die Spinne also ihr Versteck haben. Eine dieser Stellen waren verflixt nah. Wenn die Spinne tatsächlich dort ihr Nest hatte, war sie im Extremfall innerhalb von Sekunden über Zamorra.
    Eigentlich schloß er ja gern Bekanntschaften, aber nicht solche, bei denen man ihn gleich zum Fressen gern hatte…
    Langsam drehte er den Kopf weiter. Auch in diesem Raum herrschte nur ein mäßiges Dämmerlicht. Durch ein schmales Fensterchen fiel Licht gerade auf das Netz und seine nähere Umgebung; alles andere blieb Zamorras Blicken weitgehend verborgen. Aber er vernahm ein eigenartiges Schaben, Schmatzen und Knacken, das ganz bestimmt nicht von der Spinne erzeugt wurde - es drang nämlich aus der anderen Richtung an sein Ohr.
    Das Haus schaukelte wieder heftiger. Zamorra stöhnte auf. Er hatte die Bewegung nicht rechtzeitig ausgleichen können, weil er ja ohnehin schon genug dadurch gehandicapt war, daß er mit seiner Kleidung an mehreren Stellen am Netz klebte. Sein so instinktiver wie auch falscher Versuch, sich mit dem rechten Arm abzustützen, sorgte jetzt dafür, daß der ganze Arm festhing.
    Das war ja der hinterhältige Trick der Spinnennetze - die Überlebensreflexe der Opfer wurden denselben zum Verhängnis…
    Er mußte hier loskommen. Unbedingt. Jede Stunde, die verstrich, vergrößerte die Gefahr, daß er sich wie ein zappelndes Insekt noch fester in die Maschen verstrickte.
    In seiner Normalgröße hätte das Netz ihm keine Probleme bereitet. Er hätte es einfach weggewischt. Aber so setzte es ihm doch erstaunlichen Widerstand entgegen. Zamorras Kraft reichte nicht aus, die Fäden zu zerreißen…
    Dabei war er immerhin trotz seiner Schrumpfung noch erheblich größer als Beuteinsekten, die der Spinne sonst ins Netz flogen. Aber andererseits -waren nicht schon die Ameisen ein Beweis dafür, welche Kraft Kleinstlebewesen entfesseln konnten, und war das Netz nicht vielleicht deshalb auch schon für Zamorra so stabil?
    Er hatte nur nie davon gehört oder gelesen, daß Ameisen in Spinnennetzen landeten… und im nächsten Moment schalt er sich einen Narren, weil er seine kostbare Zeit mit theoretischen Erwägungen vergeudete, statt etwas zu unternehmen.
    Sein linker Arm war noch frei! Vorsichtig drehte Zamorra sich und versuchte aus der Jacke zu schlüpfen. Das war alles andere als einfach, weil er auch das Netz nicht zum Zittern bringen durfte. Sonst hatte er nämlich gleich die Spinne am Hals!
    Er wünschte, er käme an sein Taschenmesser heran. Das, ein Feuerzeug und ein Stück Schnur gehörte zu seiner »Grundausstattung« - schließlich konnten nicht nur abenteuerlustige Jungen vom Typ Huckleberry Finn damit etwas anfangen. Aber als Rechtshänder hatte er diese Dinge natürlich in der rechten Hosentasche versenkt, und an die kam er in seiner momentanen Lage mit der linken Hand nicht ran. Er konnte sich also auch nicht mit dem Messer losschneiden.
    Wieder schaukelte das Haus. Diesmal konnte Zamorra die Bewegung abfedern. Nur an drei, vier Stellen hefteten sich weitere Klebepunkte an. Allmählich bekam er auch den Bewegungsrhythmus des Hühnerbeinhauses heraus, jetzt, wo er konzentriert darauf achten mußte. Er hoffte, daß er die nächste Schwankung schon ausgleichen konnte, ohne noch einmal ins Netz zu fallen.
    Irgendwie schaffte er es, aus der Jacke zu kommen. Mit der Hose hing er auch fest. Aber jetzt konnte er wenigstens in die Tasche fassen. Die Netzfäden durchzusäbeln, war aussichtslos. Das dauerte zu lange, würde das Netz vibrieren lassen und über den Signalfaden die Spinne alarmieren.
    Außerdem hatte er dann den Klebstoff immer noch an der Hose und blieb damit überall haften. Also schnitt er die festklebenden Stoffteile heraus. Als er sich endlich wieder bewegen konnte, sah das Textil aus wie zu Stoff gewordener Schweizer Käse.
    »Das Modell bring’ ich auf der nächsten Modemesse ganz groß raus. Abenteurer-Look«, und im nächsten Moment hing er schon wieder im Netz, weil er nicht aufgepaßt und die nächste Schwankung des Hauses nicht beachtet hatte.
    Teilweise war

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