0512 - Der lachende Tod
Plötzlich spürte Teri über die telepathische Verbindung Angst und Entsetzen. Der Schweif der Katze peitschte; das Fell war gesträubt, die Ohren zurückgelegt. Von einem Moment zum anderen hatte das Tier sich vom anschmiegsamen Schmusekätzchen zur wild fauchenden Raubkatze verwandelt. Dann jagte die Katze in weiten Sprüngen davon.
Teri hob den Kopf und sah in die entgegengesetzte Richtung.
Sie erkannte den Lachenden Tod.
***
Die Spinne packte zu. Zamorra rollte sich zur Seite und stieß dabei gegen die borstenhaarigen Beine des Ungeheuers. Die Beißzangen schloßen sich, fuhren dabei in das staubbedeckte Holz unter Zamorra. Etwas knirschte und knackte. Der abscheuliche Spinnenkopf ruckte wieder hoch. Glaubte die Spinne, Zamorra getroffen zu haben?
Er versuchte sich aufzurichten. Spinnenbeine berührten ihn, schleuderten ihn herum. Er schrie auf. Die schäferhundgroße Spinne zeigte sich unbeeindruckt. Sie kauerte sich mit dem ganzen Gewicht ihres chitingepanzerten, borstigen Körpers auf ihn. Zamorras Schrei wurde zum Husten, als er unter dem Gewicht der Bestie um Atemluft rang. Mit dem Messer wäre es jetzt die Gelegenheit gewesen, den Chitinpanzer zu durchstoßen, ihn aufzuschneiden und die Spinne zu töten. Aber das Messer war durch den Spalt gefallen und damit unerreichbar. Der Spinne das Amulett an den Kopf zu schmettern, war auch nicht die optimale Lösung.
Da ruckte der Spinnenleib wieder hoch, aber Zamorra bekam trotzdem keine Fluchtchance. Die Spinnenbeine mit ihren Greifklauen, die er erst jetzt bemerkte, packten zu. Sie wirbelten ihn herum, rissen Kleidungsreste und Haut auf. Er fühlte sich gefesselt, als er seine Beine bewegen wollte, um gegen den Spinnenleib zu treten und das Ungeheuer fortzuschleudern.
Die Spinnenbeine drehten ihn weiter. Er schlug mit dem Kopf auf und sah Sterne. Mühsam zwang er sich, wachzubleiben. Er mußte aus diesen teuflischen, wie Messer schneidenden Griffen entkommen! Aber er schaffte es nicht mehr!
Die Spinne wob bereits ihren Kokon um ihn!
Daß sie ihn mit ihrem Gift nicht getroffen hatte, war ihr wohl nicht klar. Sie folgte ihrem Instinkt. Sie spann Zamorra bei lebendigem Leib ein. Er würde in dem Kokon ersticken und verfaulen. Und er war nicht sicher, ob das eine Todesart war, die dem Vergiften vorzuziehen war.
Unglaublich schnell entstand der dichte Kokon, den Zamorra mit seiner Körperkraft niemals würde aufsprengen können. Die Geschwindigkeit der Spinne grenzte schon an Hexerei. Und sie hielt Zamorra dabei so fest, daß er nicht entschlüpfen konnte.
Vielleicht hätte er es nicht einmal mehr fertiggebracht, wenn sie ihn jetzt losgelassen hätte. So, wie die Spinne ihn unter sich drehte, drehte sich bereits die ganze Welt um ihn.
Fast wünschte er sich, das Bewußtsein zu verlieren.
Tot war er ja so oder so…
***
»Asmodis!« stieß Stygia hervor.
Der Mann, der gesprochen hatte, trat aus den Schatten hervor. Er lächelte kalt. »Geh«, sagte er. »Geh sofort und laß das Auge hier. Du brauchst es nicht.«
Sie starrte ihn an, war sprachlos. Mit ihm hatte sie nicht gerechnet. Was wollte er hier? Warum war er ausgerechnet hier erschienen? In welcher Beziehung stand er zu den Hexen? Wußte er, warum sie das Auge benötigte?
Unwillkürlich trat sie einige Schritte zurück. Dann aber straffte sie sich. Sekundenlang war sie in der Vergangenheit abgerutscht, in jene inzwischen lange zurückliegende Zeit, in der er noch Fürst der Finsternis gewesen war und sie eine seiner zahllosen Untertanen. Aber gerade eben erinnerte sich sich, daß dem nicht mehr so war, und kämpfte ihre eigene Autoritätsgläubigkeit nieder. Schließlich saß sie auf seinem Thron. Aber es war schwer, nicht daran zu denken, wenn jemand so respektheischend und eindrucksvoll auftrat wie Asmodis. Zudem: jeder andere Fürst der Finsternis - mit Ausnahme von Julian Peters -hatte den Thron nur als Toter aufgegeben. Asmodis aber lebte!
Aber Asmodis hatte die Hölle doch verlassen! Er arbeitete bisweilen sogar mit Zamorra zusammen! War er nicht ein Verräter an den Zielen des dreigestaltigen Höllen-Kaisers LUZIFER? War er jetzt nicht Sid Amos, nicht mehr Asmodis?
»Verschwinde von hier«, stieß sie hervor. »Geh, ehe ich dich vernichte. Du hast hier nichts zu suchen.«
Er lachte nicht einmal spöttisch. Mit keinem Wort ging er auf ihre Drohung ein, ihn zu vernichten, die leer war, weil sie einfach nicht die Macht dazu besaß. Sie pokerte. Sie bluffte; hoffte darauf, in diesem Fall
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