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0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schritte?
    Aufmerksam sah er sich um. Aber er konnte nichts und niemanden erkennen. Also ging er weiter. Aber schon nach kurzer Zeit glaubte er wiederum, Schritte zu hören.
    Und zitterte nicht auch der Boden?
    Das waren doch keine Schritte von Menschenfüßen! Das war wie das Stampfen eines riesigen Ungeheuers…
    Unwillkürlich faßte er nach seiner Stirn, fühlte die Blutkruste. Sollte ihm der Metallbrocken, der seinen Kopf gestreift und seine Schulter getroffen hatte, jetzt auch noch Halluzinationen bescheren?
    Das Stampfen kam näher, in einem langsamen, seltsamen Rhythmus, der Saranow an etwas erinnerte - an den Stampfschritt von Robotern. Plötzlich fiel ihm ein, wo er dieses Stampfen schon gehört hatte, diesen Rhythmus: im Kino! Da gab’s inzwischen längst auch westliche Action-Streifen, und in dem Science-fiction-Film »Die Rückkehr der Yedi-Ritter« hatte es riesige, elefantenartige Kampfmaschinen gegeben, die durch die Schneelandschaft eines Eisplaneten stampften.
    Was er hier spürte und hörte, war der gleiche Rhythmus!
    »Ich träume doch nicht«, murmelte Saranow. »Ich bin doch nicht im Kino und erlebe einen Film… Roboter sind zwar russische Erfindung, aber…«
    Da wuchs das Ungeheuerliche unmittelbar vor ihm auf und verlor seine Unsichtbarkeit, um sich ihm in seiner erschreckenden Form zu zeigen - und ihn niederzustampfen…
    ***
    Baba Yaga stand an einem Fenster ihres Hauses, das sich auf seinen Hühnerbeinen vorwärts bewegte. Sie genoß die Ruhe. Gelassen konnte sie abwarten, ob Zamorra, ihr geschrumpfter Gefangener, überlebte, und währenddessen konnte sich ihr Haus bewegen, ohne daß sie selbst Verwüstungen anrichten mußte.
    Plötzlich sah sie einen Menschen auf dem Weg, den das Haus der Einfachheit halber verfolgte, um nicht erst umständlich Bäume und andere Hindernisse niederwalzen zu müssen.
    Baba Yaga erkannte den Menschen wieder. Über den Hühnerknochen hatte sie ihn schon einmal manipuliert. Er gehörte zu Professor Zamorra.
    Bemerkte er die Annäherung des Hauses? Er blieb stehen und sah sich verwirrt um. Er mußte irgend etwas gehört haben, zögerte. Aber er war für die Baba Yaga uninteressant.
    Das Haus marschierte weiter.
    Die uralte Hexe kicherte, als es auf den Mann zustapfte. Warum hätte sie es anhalten oder die Richtung geringfügig ändern sollen? Der Mann war doch so unwichtig… mochte er ruhig sterben. Die Welt drehte sich auch ohne ihn weiter…
    ***
    Ein Donnerschlag ließ das Höhlenlabyrinth erzittern, wurde von unzähligen Echos immer wieder hin und her geworfen. Unter Stygia riß der Boden auf wie bei einem Erdbeben. Die Dämonin verlor den Halt und stürzte in die Erdspalte. Aber noch ehe diese sich unter Sid Amos’ magischem Befehl wieder schließen konnte, breitete Stygia die aus ihrem Rücken wachsenden Schwingen aus, ließ sie die Luft durchpeitschen und schnellte sich nach oben. Die Felspalte schloß sich; ihre Flanken krachten gegeneinander wie die zuschnappenden Kiefer eines gewaltigen Ungeheuers.
    Stygia gab einen Schrei von sich. Erst unheimlich grell und schrill, jagte er die Tonleiter abwärts und verschwand im Ultraschallbereich. Amos fühlte, wie seine Bauchdecke zu vibrieren begann. Die immer länger werdenden Schallwellen begannen mit ihrem Zerstörungswerk. Und Stygia gab den Laut immer noch von sich, schien keinen Sekundenbruchteil lang unter Atemnot zu leiden.
    Amos schleuderte seine künstliche Hand einen Gedanken weit. Sie traf Stygias Gesicht, ehe die Fürstin der Finsternis eine Ausweichbewegung machen konnte, und verschloß ihr den Mund. Kaum verstummte Stygia, als Amos die Hand an seinen Gelenkstumpf zurückrief, um zum nächsten Angriff anzusetzen.
    Aber Stygia war schneller. Der Ultraschallruf hatte einen Teil des Felsgesteins zu Staub zerpulvert, und diesen Staub lenkte sie jetzt unmittelbar auf Amos zu, um ihn darin einzuhüllen. Hustend und mit tränenden Augen wich er zurück; der Staub kroch ihm in alle Poren, machte ihm zu schaffen.
    Stygia flog näher heran. Wieder schrie sie einen Zauberspruch, und der Staub begann zu brennen. Amos war plötzlich in Flammen gehüllt. Sein ganzer Körper brannte!
    Er mußte schon eine Menge Energie und Konzentration aufwenden, um das Feuer wieder zu löschen. Das gab Stygia einen Zeitvorteil für ihren nächsten Schlag. Von einem Moment zum anderen wurde Amos dünner, verlor sichtbar an Substanz! Er merkte es an seiner Hand. Die Prothese blieb unverändert, aber das Gelenk wurde dünner.

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