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0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Schmerz in seiner Seite war jäh wieder da. Saranow schossen die Tränen in die schmutzverklebten und ebenfalls schmerzenden Augen; eine Ewigkeit lang glaubte er, nicht mehr atmen zu können, aber irgend etwas wollte ihn einfach nicht sterben lassen. Dann zitterte der Boden, ein Windhauch strich über Saranow hinweg, und ein Schatten glitt davon.
    Die Schmerzen ließen nach. Es wurde ruhig.
    Saranow drehte sich mühsam weiter, richtete sich in sitzende Position auf. Er bekam sein Taschentuch zu fassen und tupfte sich damit vorsichtig die Augen frei. Die Schulter schien in hellen Flammen zu stehen; die Wunde war abermals aufgebrochen. Mühsam kam der Russe auf die Beine, sah hinter dem unheimlichen Gebilde her, das auf der unbefestigten Straße tiefe »Fuß« abdrücke hinterlassen hatte. Das Haus der Baba Yaga stapfte davon; er hatte die Begegnung wahrhaftig überlebt. Schon begannen die Umrisse der verfallenen Hütte zu verschwimmen, wieder in die Unsichtbarkeit abzugleiten.
    Baba Yaga hier unterwegs…?
    Konnte das nicht bedeuten, daß auch Zamorra und Maximin hier waren? Vielleicht hatte die Hexe die beiden Männer zu sich geholt, so wie sie ihn, Saranow, fortgeschickt hatte!
    Aber selbst wenn das nicht der Fall war: Hier hatte Saranow die einmalige Chance, am Ball zu bleiben und in die Nähe der Yaga zu kommen!
    Im nächsten Augenblick begann er, trotz der sofort wieder hämmernden Schmerzen in der Schulter, zu laufen. Hinter dem Haus her. Er mußte es einholen - und betreten…
    ***
    Zamorra fand jetzt endlich die Ruhe, sich in dem Zimmer umzusehen, in das er geraten war und wo er beinahe von den magisch vergrößerten Insekten umgebracht worden wäre. Wie überall, lag auch hier der Staub recht hoch. Im schwachen Dämmerlicht sah Zamorra in diesem Staub aber nicht nur die »Explosionskrater« der getöteten Käfer, sondern auch andere, längliche Vertiefungen. Fußspuren. Baba Yaga war hier gegangen.
    Zamorra verfolgte die Spur in beiden Richtungen. Beide Male endete sie vor einer verschlossenen Holztür. Aber nachdem Zamorra schon einmal auf die vermeintliche Passivität seines Amuletts hereingefallen war, versuchte er jetzt mit der Amulett-Magie, eine der beiden Türen zu öffnen.
    Diesmal verweigerte ihm Merlins Stern den Dienst nicht, verzichtete aber auch auf jeglichen Kommentar. Ein flackernder Lichtschimmer ging vom Zentrum der Silberscheibe aus und tastete nach dem Türschloß. Etwas klickte überlaut und machte Zamorra wieder einmal klar, daß sein Hörsinn nicht mehr für die normalgroß gebliebene Umwelt geschaffen war. Zamorra versuchte jetzt seine eigene Muskelkraft zu verstärken, faßte nach der Türkante und zog daran - und es funktionierte. Er mußte sich zwar immer noch gehörig anstrengen, aber er schaffte es, die Tür soweit aufzuziehen, daß er in den benachbarten Raum schlüpfen konnte.
    Einmal mehr fragte er sich, wie die magischen Gesetze um die Baba Yaga herum beschaffen sein mochten, daß er die Hexe selbst zwar nicht angreifen konnte, aber ihr Umfeld.
    Ließ sich daraus vielleicht Kapital schlagen?
    Was geschah, wenn er ihr Haus vernichtete? Traf er sie selbst dann in ihrer Existenz? Oder spielte es keine Rolle?
    Abermals sah er sich um. Das Zimmer, das er schon betreten hatte, war so leer wie die anderen - es gab zwar Einrichtungsstücke, aber die Baba Yaga war selbst nicht anwesend. »Himmel, wie viele Räume hat diese kleine Hütte eigentlich?« entfuhr es ihm, und abermals verglich er sie mit Merlins unsichtbarer Burg, bei der allein das Innenmaß des Saales des Wissens die Außenmaße der gesamten Burg weit überschritten. Lag es daran, daß auch Baba Yagas Haus in eine andere Dimension hinein gebaut worden war, daß die Hexe eine andere, für das Amulett nicht analysierbare Magie benutzen konnte?
    Zamorra machte die ersten Schritte in diesen Raum hinein. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich wieder eine Tür. Plötzlich wurde in ihm der Verdacht groß, daß er sich in einer magischen Falle befand, daß er von einem Raum in den nächsten irrte, ohne dabei vorwärts zu kommen, weil keiner der Räume wirklich real war. Eine endlose Kette von aneinandergefügten Räumen, die er bis in alle Ewigkeit durchqueren mochte…
    Kaum gedacht, flog vor ihm die Tür auf. Und etwas unheimlich Großes raste durch die Luft und direkt auf ihn zu, um ihn zu erschlagen!
    ***
    Stygia frohlockte. Das Auge zeigte seine wahre Macht. Es war in der Hand des fähigen Benutzers nicht nur ein

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