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0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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gegeben waren.
    Vorsichtig schritt er jetzt um die Hütte herum; die leichten Schaukelbewegungen konnte er gut ausbalancieren. Die verrotteten Klappläden an den Fenstern waren geschlossen, und die Scheiben hinter den darin klaffenden Lücken staubig, spinnwebenverhangen und blind vor Schmutz. Es mochte vielleicht ein schwacher Lichtschimmer nach drinnen fallen, keinesfalls aber konnte man sehen, was drinnen vorging. Saranow erreichte die Vorderseite des Hauses. Und da entdeckte er auf einem der Pfähle vorn einige Köpfe, die noch nicht lange auf den Zaunpfosten steckten. Die jüngsten Opfer der Hexe. Ihm drehte sich fast der Magen um. Einer der Köpfe gehörte Sergej Maximin.
    Im nächsten Moment stürmte Saranow schwungvoll auf die Eingangstür zu, warf sich gegen das klemmende Holz und schlug es nach innen auf. Er wollte dieser verdammten Hexe den dürren Hals umdrehen!
    ***
    Asmodis starb.
    Immer mehr von seiner Substanz schwand dahin. Er schaffte es nicht mehr, seinen Zustand wieder zu stabilisieren. Irgendwie spürte er jetzt, daß Stygias Kraftzuwachs mit dem Auge zu tun hatte. Er mußte es ihr unbedingt abnehmen - aber dazu war er jetzt schon zu schwach. Der Auflösungsprozeß schritt unaufhaltsam voran.
    Das wäre an sich nicht einmal das Schlimmste für ihn gewesen. Wer so lange gelebt hatte wie er, den konnte der Tod nicht mehr erschrecken. Es war nur eine Frage des Zeitpunktes, und gerade jetzt kam es ihm sehr ungelegen - es gab noch Pflichten, die Sid Amos zu erfüllen hatte, und es gab ein Wesen, das er für zu unbedarft hielt, um alle dämonischen Ränkespiele wirklich auf Anhieb zu durchschauen, und das deshalb seines Schutzes bedurfte, auch wenn dieses Wesen mächtiger sein mochte als die Hölle: Julian. Was ihn wirklich erschreckte, war die Art seines Todes. Hingemordet von einer Dämonin, für deren Bemühungen er unter anderen Umständen allenfalls ein müdes Lächeln übriggehabt hätte.
    Noch einmal versuchte er alle vorhandenen Kräfte zu mobilisieren. Aber gegen die verstärkende Kraft des Auges kam er nicht an.
    Da brachen Erinnerungen in ihm auf.
    Erinnerungen an eine Zeit, die er längst verloschen geglaubt hatte. Die er schon vor Jahrtausenden verdrängt hatte…
    Und er wußte, daß ihm nur noch diese eine Chance blieb!
    Höhnisch lachte Stygia auf, gerade so, als hätte sie seine Gedanken erkannt, und verstärkte ihre Bemühungen noch weiter…
    ***
    Der Skelettkutscher streckte gebieterisch den Arm aus und wies auf einen Durchgang. Aus diesem kam das matte Licht, in dem Nicole ihn sah. Auf keinen Fall war er der Vampir selbst. Seinem bleichen Totenschädel fehlten die spitzen Eckzähne, und Nicole hatte auch noch nie von einem Vampir gehört, der als Gerippe auftrat.
    Also doch die Lamia…?
    Aber warum hatte sie dann nicht in der Kutsche gesessen? Was stimmte an den Berichten nicht?
    »Wer bist du?« fragte Nicole.
    Der Kapuzenmann blieb stumm, wiederholte nur seine Geste. Nicole zögerte. Da hob er die Peitsche, und schon an der Art, wie er es tat, erkannte sie, daß der Hieb diesmal schmerzhaft sein würde. Bisher hatte der Knochenmann die Peitsche nur wie ein Lasso benutzt, aber er konnte auch anders…
    Also durchschritt sie den Torbogen. Hier glommen Fackeln in Wandhalterungen. Der Bogengang führte etwa zehn Meter weit und mündete dann in einem dämmerigen, großen Raum. In seiner Mitte stand ein steinerner Sarkophag ohne Deckel. In ihm ruhte eine bleiche, dunkelhaarige Frau in einem lange, fließenden Gewand.
    Unwillkürlich sah Nicole sich nach dem Skelettmann um. Doch der Kuttenträger war bis zur Wand zurückgewichen, stand jetzt dort und sah fast teilnahmslos herüber.
    »Was soll das heißen?« stieß Nicole hervor. »Wo bin ich hier? Ist das Lamia?«
    Als wäre das das Zauberwort, richtete die Frau im Sarkophag sich auf.
    Ihre glühenden Augen öffneten sich, richteten sich auf Nicole. Leicht öffneten sich die Lippen und legten die spitzen Eckzähne frei.
    Natürlich, es paßte, Der Vampir im Sarg!
    »Ich bin Lamia! Du kennst mich?«
    Beim Klang der Worte begriff Nicole, daß sie die ganze Zeit über französisch gesprochen hatte. Lamia aber sprach griechisch in einem alten, schwerfälligen Stil, wie er vor Jahrtausenden in der Antike üblich gewesen sein mußte. Nicole mußte sich stark konzentrieren, um zu verstehen, was die Vampirin sagte.
    »Ich habe von dir gehört«, murmelte Nicole. Sie sah eine Münze auf dem Boden vor dem Sarkophag liegen. Im nächsten Moment

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