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0512 - Der lachende Tod

0512 - Der lachende Tod

Titel: 0512 - Der lachende Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die keinen Blick auf den Stand der Gestirne mehr zuließ.
    Es war also nicht einmal sicher, ob ihr Gegner sich mit ihr als Opfer zufriedengegeben hatte oder nicht vielleicht doch ein weiteres Opfer im Dorf gerissen hatte.
    Aber wo war das Vampirwesen? Nicole war allein in der Kutsche. Daß der Kuttenträger auf dem Bock der Blutsauger war, konnte sie sich nicht vorstellen, denn war nicht dem von den Reportern etwas bespöttelten Augenzeugenbericht zufolge das Opfer in die Kutsche hinein gezogen worden?
    Wo also war der Vampir - oder die Lamia?
    Nicole stellte fest, daß sie den Dhyarra-Kristall immer noch umklammert hielt. Trotz ihrer Bewußtlosigkeit hatte sie ihn nicht verloren. Ein lange geübter Reflex, denn Dhyarra-Kristalle waren so ziemlich die seltensten und wertvollsten magischen Gegenstände des Multiversums, einmal von Merlins sieben Amuletten abgesehen.
    Der Blaster hing auch noch an der Magnetplatte ihres Gürtels. In der Tasche steckte die magische Kreide. Bloß die Taschenlampe war verschwunden. Vielleicht lag sie irgendwo im Innern der Kutsche, und Nicole sah sie in der Dunkelheit nur nicht, oder das Instrument war draußen vor dem Dorf zurückgeblieben.
    Immerhin: ihr Häscher hatte versäumt, sie zu entwaffnen. Das konnte ihm zum Verhängnis werden.
    Im gleichen Moment stoppte die Kutsche abrupt! Nicole flog von der harten Sitzbank gegen die Frontwand, ohne sich abfangen zu können, und war sicher, daß die Pferde in vollem Galopp vor ein Hindernis geprallt sein mußten, aber im nächsten Moment wurde die Tür von außen aufgerissen. Es schien unmöglich - aber die Peitschenschnur fuhr ins Innere der Kutsche, legte sich abermals um Nicoles Körper und riß die Französin mit einem heftigen Ruck nach draußen.
    Sie schaffte es, sich wie eine Katze zu drehen und auf Händen und Fußballen zu landen; ihre Handschuhe schützten sie davor, daß ihre Haut aufgerissen wurde. Sie wollte sich aufrichten, aber da streckte der Kuttenmann blitzschnell einen Fuß vor, hebelte Nicole damit herum. Sie kippte unter dem Druck zur Seite weg und fiel auf den Rücken. Die Peitschenschnur hatte sich bereits wieder gelöst, und im nächsten Moment beugte der Kuttenmann sich über Nicole, und eine Knochenhand pflückte ihr den Dhyarra-Kristall aus der Hand. Ein Fußtritt gegen den Blaster kickte die Strahlwaffe von der Magnetplatte weg und ließ sie für Nicole unerreichbar unter der Kutsche verschwinden.
    Sie sah den Mann an, der sich über ihr jetzt wieder aufrichtete, und erkannte, was sich unter seiner Kapuze verbarg.
    Eine Skelettfratze!
    Der Vampirkutscher war ein Knochenmann!
    ***
    Saranow erreichte das vor ihm dahinschaukelnde Haus, das anfangs schon fast aus seinem Sichtfeld verschwunden war, dann aber wieder um so deutlicher wurde, je näher er herankam. Er schaffte es, nach dem Holz zu greifen - und im gleichen Augenblick, in dem er es berührte, befand er sich nicht mehr auf der holperigen, unbefestigten Straße.
    Er stand an der Rückseite der Hütte, in Höhe des Fußbodens, auf festem Boden!
    Durch die Berührung der Bretterwand war er in die Welt einbezogen worden, in die das Baba-Yaga-Haus eingebettet war! Er konnte zwar die Umgebung noch sehen, aber er hielt sich nicht mehr in ihr auf - oder doch?
    Er verstand es nicht. Er war auch nicht sicher, ob es wirklich eine vernünftige Erklärung dafür gab. Ein Streifen festen Bodens, etwa zwei oder drei Meter breit, umgab die Hütte und war von Pfählen eingezäunt, auf denen Totenschädel steckten.
    Opfer der Hexe!
    Es waren viele Pfähle, und es waren Schädel, teilweise schon alt und zerbröckelnd. Saranow trat fest auf, um sich zu vergewissern, daß der Boden, auf dem er stand, keine Illusion war. Dann machte er die Probe aufs Exempel, ließ die Hauswand los und tat einen Schritt zurück, darauf gefaßt, im nächsten Moment hinter dem davonwatschelnden Haus wieder auf der Straße zu stehen.
    Aber das passierte nicht. Er blieb auf dem Stück Land, das es eigentlich gar nicht geben durfte, weil es von »außen« nicht wahrnehmbar war, und auch als das Haus vorhin über ihn hinwegmarschiert war, da hatte er sich wohl vor der Hütte selbst, nicht aber vor dem eingezäunten Stück Garten in Sicherheit bringen müssen.
    Vermutlich hörte es für ihn erst dann wieder auf zu existieren, wenn er den Zaun über- oder durchschritt. Das würde dann bedeuten, daß Ein- und Ausstiegsmöglichkeiten an unterschiedlichen Stellen und unter unterschiedlichen Voraussetzungen

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