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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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neben Nicole aus. Er ließ die Perücke aus dem Maul fallen.
    »Völlig eingesabbert«, stellte Nicole entsetzt fest. »Eines Tages, mein Freund, wird es im Château Montagne Wolfsragout auf dem Mittagstisch geben. Wie schmeckst du eigentlich, du Ungeheuer?«
    Ich bin viel zu alt und zu zäh, behauptete Fenrir in berechtigtem Eigenschutzinteresse. Zurück zu Naomi. Sie wirkt neuerdings so depressiv. Sie vernachlässigt sich, räumt nicht mehr auf, sitzt stundenlang da und starrt die Wand an, ohne etwas zu sagen. Sie geht kaum noch nach draußen. Wenn ich nicht gewohnt wäre, mir mein Futter selbst zu besorgen, wäre ich vermutlich mittlerweile verhungert.
    »Woran kann das liegen?« erkundigte sich Zamorra. »Ist ihr irgend etwas zugestoßen?«
    Ich weiß es nicht.
    »Du bist doch Telepath«, warf Nicole ein.
    Sicher, ich habe in ihren Gedanken geschnüffelt. Aber da ist nichts. Sie denkt an alles Mögliche, aber ich kann keinen Grund für ihre Depressionen erkennen. Wenn sie wenigstens von Erinnerungen an früher gequält würde
    - nicht die Spur!
    »Und ihr Verhältnis zu dir?«
    Ich sagte schon - ich würde verhungern. Sie weiß, daß ich da bin, sie spricht mit mir, streichelt mich, bürstet mir den Filz aus dem Fell, und dann wieder ist sie stundenlang geistig abwesend. Es ist wohl nicht so, daß unser Verhältnis sich einseitig abgekühlt hätte. Es muß etwas anderes sein, das sie bedrückt. Nur kann ich es nicht erfassen.
    »Und ihre Träume?« fragte Nicole. »Weißt du, wovon sie träumt?«
    Von nichts anderem als in all den Monaten vorher. Zamorra, du hast doch Seelenklempnerei studiert.
    »Ich bin Parapsychologe«, widersprach Zamorra. »Das ist etwas ganz anderes. Vermutlich braucht Naomi eher einen Psychiater.«
    Aber du kennst dich trotzdem mit dem psychologischen Kram aus. Und sie vertraut dir, weil sie dich kennt. Anderen Menschen gegenüber hat sie immer noch ihre zwanzig Jahre lang antrainierten Hemmungen. Besuche sie doch mal unverbindlich. Vielleicht findest du heraus, was mit ihr los ist. Ich bin mit meiner Weisheit am Ende.
    »Na schön«, sagte Zamorra. »Wir fahren mal hin.« Er erhob sich aus dem Sessel. »Am besten gleich, dann haben wir’s hinter uns.«
    Das klingt aber so, als wäre es dir eher lästig.
    »Unsinn«, widersprach Zamorra. »Es ist nur so, daß wir im Moment Zeit haben. Wer weiß, ob nicht morgen schon wieder etwas dazwischenkommt. So wie vor ein paar Tagen die Sache mit der Baba Yaga.«
    Ach entfuhr es dem Wolf. Ruckartig hob er den Kopf. Du hast sie kennengelernt? Wirklich? Du mußt mir davon erzählen. Ich habe Großmütterchen Hexe mal von weitem gesehen, als ich noch sehr jung war. Sie ritt auf ihrem Kanonenofen quer durch ein Kozaki-Lager, trampelte Jurten und Menschen und Pferde nieder und zerrte mit ihrem Fangeisen ein paar Leute mit sich fort. Erzähl mir von ihr. Ge schichten aus der alten Heimat, weißt du?
    Zamorra verzog das Gesicht. Eigentlich wollte er sich nicht so gern an sein Abenteuer im Haus der Yaga erinnern, zumal er die Story nach seiner Rückkehr schon unten im Dorf in Mostaches Kneipe erzählt hatte. Aber… »In Ordnung. Ich erzähl’s dir unterwegs. Ich nehme an, du hast nichts dagegen, im Auto gefahren zu werden?«
    Fenrir erhob sich. Nehmen wir Nicoles Wagen? Der hat so viel Platz auf den Vordersitzen.
    Nicole sprang auf. »Das kommt überhaupt nicht in Frage!« protestierte sie. »Es reicht schon, daß du uns hier den Teppich eingesaut und meine Perücke ruiniert hast. Mein Auto verdreckst du vierbeiniger Schmutzfink nicht! Wenn Zamorra dich zu einer Spazierfahrt einlädt, soll er gefälligst seinen eigenen Wagen nehmen.«
    »Wieso, kommst du nicht mit?« fragte der Parapsychologe.
    Nicole schüttelte den Kopf. »Erstens reicht mir ein verregneter Ausflug pro Tag völlig, und zweitens müßte ich mich anziehen. Dazu habe ich aber keine Lust.«
    Zamorra seufzte. »Es regnet nicht mehr, und da wir in den einsamen Wald fahren, wird dich niemand außer Naomi nackt sehen. Du bist doch sonst nicht so schamhaft.«
    Nicole winkte ab. »Ich habe einfach keine Lust«, gestand sie offen. »Ich werde mich statt dessen in deinem Arbeitszimmer einschließen und die EDV-Anlage auf den neuesten Datenstand bringen. Das macht zwar auch keinen Spaß, aber irgendwann müssen die ganzen Dateneingänge ja einmal geordnet und den jeweiligen Bereichen zugeordnet werden.«
    »Na schön.« Zamorra küßte sie. »Vielleicht wird es spät.«
    Als er mit dem Wolf das

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