Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
bezahlen.
    »Komm von deinem geistigen Höhenflug mal wieder zurück auf den Teppich«, verlangte Zamorra.
    Da bin ich doch gerade, grinste der Wolf und riß schmatzend einen weiteren Fleischbatzen aus dem Schinkenstück.
    »Was verstehst du denn schon von Kunst, Wolf?«
    Mehr als du, Mensch! konterte Fenrir. Während du dich um Gespenster und ähnlichen Kram kümmerst, habe ich mir von Naomi Berichte über Michelangelo und Beuys vorlesen lassen. Was ich hier momentan mache, ist im Gegensatz zu deiner profanen Spießbügermeinung nicht Nahrungsaufnahme, sondern Aktionskunst. Du solltest dankbar sein, es erleben zu dürfen. Solches ist nicht jedem Menschen vergönnt.
    »Ach du grünes Krokodil«, seufzte Zamorra. »Jetzt fängt der Köter auch noch an, intellektuell zu werden. Sag mal, Fenrir, hast du sonst nichts Wichtiges zu tun, als mir Gespräche über Kunst aufzudrängen?«
    Du bist ein elender Kunst- und Kulturbanause, teilte Fenrir ihm mit. Und der Begriff »Freundschaft« scheint dir auch nicht sonderlich viel zu bedeuten. Erwartest du etwa, daß man dich nur aufsucht, wenn unpraktischerweise der dämonengewollte Weltuntergang gerade mal wieder bevorsteht?
    »Unsinn«, wehrte Zamorra ab. »Aber es liegt natürlich nahe, daß du… äh… gewissermaßen ›dienstlich‹ hier bist. Schließlich läßt du dich ja sonst kaum mal hier sehen.«
    Ist das ein Wunder, wenn Wolf von deinem neuen Butler in die Besenkammer geschickt wird? Vielleicht sollte ich ihm mal ins Bein beißen, damit er mich besser zu respektieren lernt.
    »Untersteh dich!« drohte Zamorra.
    Wieso? Fleisch ist Fleisch, gab sich Fenrir als Pragmatiker zu erkennen.
    Nicole trat ein, anstelle der durchnäßten Nofretete-Haarpracht diesmal mit strohblonder, von schmalen violetten Strähnchen durchzogener Perücke, und ansonsten splitternackt - man war ja unter sich, und sie hatte einfach keine Lust, sich nach dem Ablegen der durchnäßten Sachen wieder etwas anzuziehen. »William sagte, ich würde euch hier finden… ach du lieber Himmel, mußt du blöder Köter uns den ganzen Teppich einsauen?«
    Fenrir knurrte zufrieden und fetzte weitere Fleischfasern aus dem Knochenschinken. Ihr solltet diesen Teppich ’rausreißen. Der ist zu flusig. Man kann hier gar nicht richtig fressen, ohne ständig die Flusen auf das Fleisch und auf die Zunge zu bekommen. Prustend spuckte er Fleischreste aus und schüttelte sich. Zamorra verdrehte die Augen.
    Nicole bewegte sich an ihm vorbei, küßte ihn auf Stirn und Wange und streckte sich dann zwischen Wolf und Kamin auf dem Teppich aus, um die Wärme des Feuers auf ihrer Haut zu genießen. »Was treibt dich Raubtier eigentlich bei diesem Mistwetter her?«
    Wenn du schon mal in Griffnähe neben mir liegst, darfst du mir auch das Nacken feil kraulen, verlangte Fenrir. Ich hätte es ja Zamorra schon erzählt, aber der mußte mich unbedingt in eine absolut sinnlose Diskussion über Michelangelo, Beuys und Aktionskunst verwickeln. Dabei versteht er davon so wenig wie eine Kuh vom Eierlegen.
    »Manchmal glaube ich, du bist ein Weibchen«, seufzte Zamorra. »Du verdrehst einem das Wort im Mund.«
    Fenrir packte den fast abgenagten Knochen und zerbiß ihn knackend. Dann schnüffelte er an den Resten. Zu wenig Mark. Das nennt sich nun Gastfreundschaft. - Ich mache mir Sorgen um Naomi. Ich glaube, mit ihr stimmt etwas nicht.
    »Wie meinst du das?« wollte Zamorra wissen.
    Solange mir niemand das Nackenfell krault, muß ich die Aussage verweigern. Fenrir schob die Reste seiner Mahlzeit mit der Schnauze auseinander. Nicole versetzte ihm einen tadelnden Klaps. Blitzschnell fuhr Fenrir herum, schleckte ihr mit der langen, nassen Wolfszunge quer übers Gesicht und schnappte nach ihrer bunten Perücke, um sie ihr vom Kopf zu rupfen. Sofort sprang er zurück und brachte sich und die Beute in relative Sicherheit. Man schlägt keine wehrlosen Wölfe! Das ist sinnlose und brutale Gewalt gegen eine vom Aussterben bedrohte Tierart.
    »Gib sofort die Perücke her!« schrie Nicole. Sie wischte sich durch das Gesicht. »Elende Bestie! Mußte das sein? Pfui Teufel!«
    Es war ein Beweis meiner Zuneigung, trotz deines erschreckenden Hangs zur Gewaltanwendung gegenüber wehrlosen Wölfehen. Die Perücke bekommst du nur wieder, wenn du mich kraulst.
    »Du bist ein elender Erpresser«, fluchte sie und signalisierte resignierende Zustimmung.
    So etwas lernt man von der Gattung »homo sapiens«, erwiderte Fenrir, trottete zurück und streckte sich

Weitere Kostenlose Bücher