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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Kaminzimmer verließ, rief sie ihm nach: »Und laß meinen Cadillac in der Garage stehen!«
    Weiber, kommentierte Fenrir trocken.
    ***
    Die spinnenbeindürren Finger legten einen Fuß zu den anderen Teilen auf das Samttuch. Katze und Rabe sahen mit mäßigem Interesse zu.
    »Auf ein neues«, krächzte die alte Hexe.
    ***
    Zamorra betrat die Garage und wandte sich seinem BMW zu. Der Wolf, der fromm hinter ihm her getrottet war, steuerte prompt Nicoles Wagen an. Die Wolfsschnauze packte den Türgriff. Mochte der Himmel wissen, wie er das mit Kiefern und Zähnen hinbekam - jedenfalls schwang die Beifahrertür plötzlich auf. Im gleichen Moment, in dem Fenrir auf das rote Sitzleder springen wollte, tauchte hinter ihm ein nackter Racheengel auf und hielt ihn am Schweif fest. Fenrir heulte auf, fiel, weil schon im Sprung, auf die Nase und kam knurrend und zähnefletschend wieder hoch.
    »Ich hab’s doch geahnt!« fauchte Nicole. »Wenn man dieses Mistvieh auch nur zehn Sekunden aus den Augen läßt…«
    Wenn du so weitermachst, unterhalte ich mich mit dir nur noch via Rechtsverdreher, teilte ihr Fenrir mit und knurrte dabei.
    Nicole ignorierte die gebleckten Zähne, packte Fenrir am Nackenfell und zog ihn vom Auto zurück. Schwungvoll knallte sie die Tür wieder zu und streckte den Arm in Richtung BMW aus. »Da steht das Taxi!«
    Keiner gönnt mir was, beklagte der Wolf sich. Die Welt ist schlecht. Abgrundtief schlecht. Die Saurier haben wohl nur zu gut gewußt, was mit der Entwicklung der Menschen auf diesen Planeten zukommt, und sind vorher freiwillig ausgestorben, um das Elend nicht mehr miterleben zu müssen!
    »Jetzt wird er auch noch zum Philosophen«, seufzte Nicole. Aus den Augenwinkeln sah sie Zamorra, auf das noch nasse Autodach gestützt, breit grinsen und fauchte ihn an: »Und dir macht das wohl auch noch Spaß, wie?«
    »Keine Spur«, grinste der Dämonenjäger. »Ich leide nur an einer vorübergehenden Gesichtsmuskelzerrung.«
    Dagegen helfen Wolfsbisse, verriet Fenrir. Wetten, daß das zauberhafte Grinsen sofort von deinem Antlitz schwindet?
    »Mit dir wette ich nicht«, sagte Zamorra. »Deine Wetteinsätze gefallen mir nicht. Rattenkadaver und angenagte Hasenpfoten oder ’ne Dose Hundefutter sind nicht mein Geschmack.«
    Du bist ja auch nur ein Mensch, erkannte Fenrir. Mach endlich die Tür auf, damit ich einsteigen kann und Nicole beruhigt ist. Siehst du nicht, daß sie hier friert und eigentlich gern ans Kaminfeuer zurückmöchte?
    Zamorra gewährte dem Wolf Einlaß und fuhr den Wagen aus der Garage. Fenrir meuterte. Wieso muß ich hinten sitzen? Nicole läßt du doch auch nach vorn!
    »Sie ist ebenfalls nur ein Mensch«, brummte Zamorra. »Weißt du nicht, daß Leute von Rang hinten sitzen und vorn der Platz fürs Personal, zum Beispiel den Chauffeur, ist? Also gib endlich Ruhe, ja? Sonst läufst du doch noch den ganzen Weg zu Pfote zurück, und die Geschichte von der Baba Yaga kannst du dir dann auch abschminken.«
    Und ich werde als Erpresser beschimpft! protestierte der Wolf lahm. Bei solchen Lehrmeistern…
    Zamorra lenkte den Wagen aus dem Hof und die Serpentinenstraße hinunter. Um in Richtung Montrottier zu kommen, mußte er mit dem Auto erst den Umweg durchs Dorf nehmen. Fenrir machte es sich auf dem Polster der Rückbank gemütlich und zog die Krallen genüßlich ins Leder.
    Na, dann erzähl mal, verlangte er.
    ***
    Nicole sah dem davonfahrenden Wagen nach. Fenrir hatte nicht ganz unrecht; es war tatsächlich ein wenig kühl. Es ließ sich zwar noch aushalten, aber… Plötzlich zuckte sie zusammen. Zamorras seltsame Halluzinationen!
    Sie hatte überhaupt nicht mehr daran gedacht, wohl vermutlich ebensowenig wie Zamorra selbst. Die Sauerei, die der Wolf auf dem hochflorigen Teppich hinterlassen hatte, und die Sorge um Naomi Vareses Wohlergehen waren ein zu guter Ablenkungsfaktor gewesen.
    Was, wenn die nächste Halluzination Zamorra am Lenkrad erwischte? Nur mit Schaudern dachte Nicole an die Szene zurück, als er ihr plötzlich ins Lenkrad gegriffen hatte. Und sie konnte ihm ja nicht einmal einen Vorwurf machen - er war davon überzeugt gewesen, das Richtige zu tun! Er hatte doch annehmen müssen, daß Nicole ein Fahrfehler unterlief, daß sie nicht registrierte, daß das andere Fahrzeug ihnen auf ihrer Straßenseite entgegenkam…
    Dabei war er es gewesen, der der Täuschung unterlag.
    Was, wenn es jetzt wieder passierte?
    Nicole reagierte blitzschnell, rannte ins Wohngebäude zurück und

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