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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nach, »als ich auf der Treppe ausrutschte, dachte ich für einen Moment, daß vielleicht Cilas Fluch auf Naomi zurückgekehrt wäre. Du weißt ja - Naomi Varese, die Unheilsbringerin; jeder, der irgendwie mit ihr zu tun hatte, kam zu Schaden und starb schließlich.«
    »Und heute?«
    »Es ist natürlich absolut unsinnig. Das, was damals passierte, paßt nicht zu meinen Visionen. Trugbilder gab es früher ja nicht. Es muß etwas anderes sein. Und ich habe schon eine vage Idee, wie ich der Sache auf die Spur komme. Es muß so bald wie möglich geschehen. Ich bin nicht sicher, ob ich dieser Art von Psychoterror auf die Dauer gewachsen bin.«
    Er machte eine kurze Pause.
    »Die bisherigen Bilder«, sagte er, »betrafen ja nur mich selbst, mit Ausnahme der Szene im Kaufhaus, als der Barbarenkrieger aus dem Lift stürmte und Patricia erschlug. Aber das war nur ein kurzes Aufflackern, und ich wußte schon Augenblicke später, daß es sich um eine Täuschung handelte. Diesmal aber war ich so gut wie überzeugt. Es war alles so realistisch, und hinzu kommt die Dauer dieser Halluzination. Wer sagt mir, daß es nicht doch echt war und ich statt dessen gerade jetzt einer solchen Langzeit-Illusion zum Opfer falle, die mich nur in Sicherheit wiegen soll? Was ist wahr, was ist falsch, Nicole?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn ich dir sage, daß das Jetzt real ist, habe ich wohl trotzdem keine Möglichkeit, es dir zu beweisen, nicht wahr? Ich schätze, du hast ja auch vorhin schon versucht, herauszufinden, ob es nur eine Illusion war oder nicht.«
    Er nickte.
    »Du hast eben gesagt, du hättest eine vage Idee«, erinnerte ihn Nicole. »Darf man sie erfahren?«
    Er nippte wieder am Kaffee. »Jein.«
    »Was hindert dich, sie mir zu verraten? Vielleicht kann ich dir ein paar Tips dazu geben.«
    »Die Umstände an sich«, sagte er. »Es ist zwar mit einer gehörigen Portion Mißtrauen verbunden, das ich gerade dir nicht entgegenbringen sollte, aber vielleicht bist du ja gar nicht die echte Nicole. Vielleicht unterhalte ich mich mit einer Halluzination, und dann könnte die fremde Entität, die steuernd hinter der Aktion steht, sich auf meinen Plan einstellen.«
    »Du glaubst also, daß du beobachtet wirst.«
    »Ich halte es zumindest für sehr wahrscheinlich. Denn die Erscheinungen waren immer haargenau auf mein Umfeld und die jeweilige Situation abgestimmt. Wer die Phänomene steuert, der weiß auch genau, wie er sie gerade einsetzen muß. Ich kann zwar keinen Beobachter feststellen, und das Amulett registriert auch nichts, aber vielleicht befindet dieser Beobachter sich ja in einer anderen Existenz-Ebene.«
    Nicole nickte. »Na schön, das muß ich wohl akzeptieren. Kann ich dir trotzdem irgendwie helfen?«
    Zamorra lächelte.
    »Bleib lebendig«, bat er. »Und -beobachte mich. Sobald du feststellst, daß ich wieder auf eine Halluzination reagiere, weil ich etwas merkwürdig werde, sagst du ›Ultima ratio‹.«
    Nicole nickte. »Ein Schaltwort, ja?« erkannte sie. »Und so, daß es nicht zufällig im normalen Gespräch auftaucht.«
    Zamorra nickte. »Ich werde allerdings zuvor noch einige Vorbereitungen treffen müssen, die recht zeitaufwendig sind - für mich selbst…«
    Nicole lächelte. »Und dabei kann ich dir dann nicht helfen.«
    »Richtig.«
    »Dann habe ich ja Zeit, mich auf Fenrir zu konzentrieren. Er müßte etwa zu dieser Zeit seine heutige Botschaft durchgeben. Gestern abend den Test habe ich ja völlig vergessen…«
    Zamorra schmunzelte. »In der Zwischenzeit kann ich ja noch ein zweites Frühstück ordern…«
    ***
    »Der ist ja ein kluges Kerlchen«, krächzte der Rabe. »Fast so schlau wie ich!«
    »Was mag er Vorhaben?« sann die Katze.
    »Darauf kommt so ein dekadentverblödetes Katzenvieh wie du natürlich nie«, höhnte der Rabe.
    Sie sprang ansatzlos, jagte über die Hexe hinweg, der sie dabei die Kralle ins Fleisch - Fleisch? - schlug. Doch die Hexe spürte keinen Schmerz. Die Katze erreichte den überraschten Vogel. Ein wildes, tobendes Knäuel aus Federn, Haaren, Krallen und Schnabel tobte quer durch den Raum, räumte Regale ab und wäre fast in den großen Bottich gestürzt, in dem eine undefinierbare, grünliche Brühe blasenwerfend vor sich hin stank.
    »Auseinander!« kreischte die Hexe. »SOFORT!«
    Die beiden Kontrahenten ließen voneinander ab. Der Rabe hüpfte rückwärts in Sicherheit und strich mit dem Schnabel glättend über sein zerrupftes Gefieder. Die Katze leckte ihre

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