Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
im ganzen Departement nur einen einzigen Dr. Jerome Bliss gab, nämlich den, der in Feurs in seiner Praxis Däumchen drehte.
    Raffael zeigte nicht, ob er über Zamorras Mißtrauen verärgert war. Er nannte die Nummer der Bestattungsfirma.
    Dort teilte man Zamorra knapp mit, daß zwar alle drei Fahrzeuge unterwegs waren, aber alle in Roanne selbst. Von Château Montagne wußte man nur, daß es angeblich existieren sollte, irgendwo südlich von Feurs, aber in die Richtung sei im ganzen Quartal noch kein Wagen gefahren, um Kunden zu betreuen.
    Diesmal verzichtete Zamorra darauf, nachzuprüfen.
    »Also eine Halluzination… wieder einmal… aber verdammt, das war so echt, so unglaublich wirklich…« Er beugte sich zu Nicole hinüber und küßte sie, als könne er sich nur dadurch vergewissern, daß sie tatsächlich lebte und neben ihm saß. »Und dafür spricht ja auch noch, daß ich hier im Auto sitze und…« Er wandte sich wieder Raffael zu. »Wieso eigentlich?«
    Der hatte mittlerweile begriffen, worum es Zamorra ging. »Monsieur, über die Sprechanlage riefen Sie nach Mademoiselle Duval. Ich teilte Ihnen mit, daß sie beschlossen hatte, bei diesem klaren Wetter einen Spaziergang zum Dorf hinunter zumachen, um ihren Wagen abzuholen, der ja gestern unten stehengelassen wurde. Daraufhin baten Sie mich, Sie hinunter ins Dorf zu fahren, forderten mich aber unmittelbar vor Erreichen der Hauptstraße auf, statt dessen in Richtung Feurs abzubiegen und nach Roanne zu fahren. Als Sie dann den Cadillac bemerkten, verlangten Sie einen sofortigen Halt.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Unfaßbar. Dieser ganze Rummel soll sich nur in Form einer Halluzination abgespielt haben? Wir haben doch miteinander diskutiert, Raffael, und auch mit William. Dann der Arztbesuch, die Sargträger… das alles läßt sich doch nicht einfach auf diese paar Sätze reduzieren. Selbst wenn ich zwischendurch gefrühstückt haben sollte…«
    Kaum daran gedacht, begann Zamorras Magen zu knurren. Also hatte er nicht gefrühstückt.
    »Monsieur, Sie sind ja erst vor einer halben Stunde erwacht…«
    »Und ich schon kurz nach neun«, erklärte Nicole. »Als es aufklarte, bin ich dann hinuntergegangen und habe mir von Mostaches Frau ein Prachtfrühstück geben lassen. Weißt du, ich wollte dich nicht wecken. Du sahst so friedlich und schön aus, das Bild konnte ich nicht stören. Wenn ich geahnt hätte, daß du anschließend eine so furchtbare Halluzination bekommen würdest, wäre ich natürlich im Château geblieben…«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Hat Mostaches bessere Hälfte noch so ein Frühstück?«
    »Vermutlich.«
    »Dann werde ich jetzt dort ebenfalls frühstücken. Raffael, bringen Sie den BMW bitte wieder hinauf. Wir kommen später nach. Und… Sie sind trotz allem und gerade deshalb ein Freund.«
    Der alte Mann wurde regelrecht verlegen. Mit rotem Kopf ging er zur Limousine zurück. Nach verwirrenden Wendemanövern fuhr er wieder zum Château hinauf und Nicole und Zamorra »zum Teufel«.
    »Wirklichkeit und Halluzination vermischen sich mittelerweile in einen Unerträglichen Maß«, sagte Zamorra. »Es wird Zeit, daß wir uns dagegen etwas einfallen lassen.«
    ***
    »Begreifst du jetzt, was ich meine, närrisches Tier?« krächzte die Hexe erschöpft, aber mit sich zufrieden. »Weißt du jetzt, was ich meinte, als ich andeutete, er würde ganz besonders leiden?«
    »Ja-a-ach« gähnte die Katze gelangweilt und fuhr sich mit der Zunge einige Male über die Vorderpfote. Sie gönnte dem Artefakt der Hexe einen nicht minder gelangweilten Blick. »Trotzdem solltest du es allmählich zu Ende bringen. Du vergeudest nur deine Kraft.«
    »Es ist meine Entscheidung«, sagte die Runzlige schroff. Sie spie einen weiteren Zahn aus. Er wuchs sofort nach; so schwarz und faulstummelig wie die anderen.
    Diese Aktion hatte sie sehr viel Kraft gekostet. Sie hatte viel mehr Aufwand betrieben als vorher, hatte gezeigt, wozu sie fähig war. Aber diese ungeheure metaphysische Kraftanstrengung hatte auch Fortschritte erbracht. Der Torso war bis zum Bauchnabel gewachsen, Kopf und Arme waren fest mit den Schultern verwachsen. Professor Zamorra nahm langsam Gestalt an.
    Nicht mehr lange, dann…
    Und dann würde sie auch das ewige Gezänk von Rabe und Katze nicht mehr ertragen müssen.
    Aber Zamorra hatte noch nicht genug gelitten.
    ***
    Das »teuflische« Frühstück war tatsächlich sehens- bzw. essenswert.
    »Gestern«, sagte Zamorra und spülte mit Kaffee

Weitere Kostenlose Bücher