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0513 - Die Hexenfalle

0513 - Die Hexenfalle

Titel: 0513 - Die Hexenfalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Raffael begann mißtrauisch zu werden.
    »Das ist nicht Nicole«, sagte Zamorra. »Das ist ein Trugbild.«
    Raffael schluckte und wand sich ein wenig, als wisse er nicht, wie er es seinem Chef beibringen sollte. »Mit Verlaub, Monsieur«, sagte er. »Aber Sie sollten so gut wie ich wissen, daß es keine Trugbilder im Château Montagne geben kann. Der gnomenhafte Zeit-Zauberer befindet sich nach wie vor nicht wieder hier, sondern immer noch auf Spooky-Castle in Schottland, und jemand anders kommt nicht in Frage. Die Abschirmung um Château Montagne ist einwandfrei stabil; ich habe sie vor ein paar Stunden erst gründlich inspiziert. Mit Verlaub, Monsieur, wollen Sie mich auf die Probe stellen oder scherzen?«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Ich glaube, wir haben gestern nicht mehr mit Ihnen darüber sprechen können«, sagte er und erzählte von seinen katastrophalen Visionen. »Da es sich hier eindeutig um eines dieser Trugbilder handelt, wollte ich nun wissen, wo sich die wirkliche Nicole befindet, und habe die Sprechanlage benutzt. Sie haben sich dann gemeldet, Raffael.«
    »Verzeihen Sie, wenn ich Sie korrigiere«, wandte Raffael ein. »Bei allem Respekt, aber wenn es sich um eine Ihrer, hm, Halluzinationen handelte, könnte ich sie ja wohl nicht ebenfalls sehen. Ich muß allerdings feststellen, daß Mademoiselle Duval einen bemerkenswert festen Schlaf hegt; immerhin sind wir nicht gerade leise.«
    Zamorra dachte an seinen Kniff in den blauen Fleck. Jemand, der sich selbst im Traumerleben einen Kniff versetzte, wachte davon nicht auf - er träumte den Schmerz ja nur. Vielleicht war es hier ähnlich gewesen. »Treten Sie mir kräftig vors Schienbein, Raffael.«
    »Bitte, was, Monsieur?«
    »Sie sollen mir vors Schienbein treten. Und nicht gerade zaghaft. Ich möchte nämlich aufwachen.«
    Erst bei der dritten Aufforderung kam Raffael seinem Wunsch nach. »Allerdings auf Ihre eigene Verantwortung, Monsieur…«
    Es tat mörderisch weh. Zamorra knickte ein und sank aufs Bett zurück. Das brachte ihn wieder in die Nähe… der Toten ?
    »Es ist doch nicht möglich«, murmelte er entgeistert. »Es ist einfach nicht möglich!«
    Da wurde auch Raffael mißtrauisch, weil sich Nicole auch nicht regte, als der heftige Ruck durch das Bett ging. »Darf ich fragen, Monsieur, was hier wirklich los ist?«
    Zamorra deutete auf die reglose Gestalt.
    »Wenn das hier doch keine Illusion ist«, murmelte er erschüttert, »dann ist sie tot…«
    ***
    Nur eine Dreiviertelstunde später bestätigte ein Dr. Bliss, der aus Feurs kam, Nicole Duvals Tod, aber Jerome Bliss konnte beim besten Willen nicht sagen, woran eine junge Frau mit Nicoles Konstitution so einfach und überraschend verstorben war.
    »Keine äußeren Verletzungen zu erkennen, keine Vergiftungserscheinung«, er prüfte kurz Augenlider, Mundhöhle und Fingerspitzen. »Genaueres wird ert die Obduktion ergeben. Ich werde alles Erforderliche in die Wege leiten, Professor.«
    Zamorra drehte sich fast der Magen um. Allmählich drang das Ungeheuerliche durch die Barriere des Unglaubens. Dies war keine Halluzination. William hatte die Tote mittlerweile auch gesehen und bestürzt für real befunden. Und nun der Arzt… »Darf ich mal telefonieren?«
    Er durfte. Es war kurz nach Mittag, als ein schwarzer Citroën mit überhöhtem Kombiaufbau und verdunkelten Scheiben in den Hof fuhr; zwei Männer in dunklen Anzügen trugen einen einfachen Zinksarg ins Gebäude und nahmen Nicole mit.
    »Wohin wird sie gebracht?« fragte Zamorra rauh; er wunderte sich, daß er überhaupt noch sprechen konnte.
    »Nach Roanne.«
    Zamorra nickte William zu. »Fahren Sie mich hinterher?« fragte er.
    »Sicher, Chef. Aber was versprechen Sie sich davon?«
    »Ich will dabei sein, wenn…«
    William hüstelte. »Davon muß ich ganz energisch abraten, Chef«, warnte er. »Wissen Sie überhaupt, was Sie da erwartet? Es würde alles für Sie nur noch schlimmer machen und den Schock-Zustand, in den Sie möglicherweise hineintaumeln, noch wesentlich verschlimmern. Wenn Sie mir den Ratschlag erlauben: Behalten Sie Mademoiselle Duval so in Erinnerung, wie Sie sie zuletzt gesehen und erlebt haben.«
    »Darum geht es mir nicht«, murmelte Zamorra. »Ich… ich kann einfach nicht glauben, daß sie wirklich tot ist. Vielleicht handelt es sich nur um einen Scheintod!«
    Dr. Bliss lächelte. »Sie befürchten, Mademoiselle Duval könnte im Autopsieraum wieder erwachen, vielleicht erst, wenn die Messer schon schneiden?

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