0513 - Ein Platz für Verdammte
Linearkonverter nicht mehr in der Librationszone halten kann."
Der Hyperfunkingenieur hatte sich während des Sprechens erhoben und dem Cheborparner Platz gemacht. Der CheF setzte sich ans Pult und legte seine plumpen, vierfingerigen Hände auf die Leiste.
Seine großen, rotleuchtenden Augen überflogen die provisorisch installierten Armaturen. Sein Blick blieb auf dem Chronometer des Autopiloten hängen.
„Die Linearetappe dauert noch vier Minuten an", stellte er fest.
„So lange müßte der Linearkonverter durchhalten, dann erreichen wir Quinto-Center."
Hotchka Omolore murmelte irgend etwas Unverständliches, die anderen schwiegen.
Plötzlich ging eine Erschütterung durch das Schiff. Aidala Montehue stieß einen Schrei aus, als sie einen heftigen Stoß verspürte, der sie beinahe von den Beinen warf. Sie konnte sich gerade noch an der Schulter des Cheborparners festklammern.
Der CheF grinste verzerrt, was ihm ein noch teuflischeres Aussehen gab. Sein breiter Mund wurde v-förmig, die drei darüberliegenden Nasenlöcher zogen sich in die Breite - und im nächsten Augenblick schoben sich drei Zungengebilde aus ihnen, die sich bis zu einer Länge von 55 Zentimetern ausrollten.
An ihren Enden befanden sich je vier feingliederige Finger.
Da sich die Cheborparner aus Huftieren entwickelt hatten, waren die aus den Vorderbeinen hervorgegangenen Arme nicht genügend ausgeprägt. Aus den vier Hufen eines jeden Vorderbeines hatten sich zwar Finger entwickelt, doch waren sie plump und ungelenk und deshalb nicht für feine mechanische Arbeiten und Schaltungen geeignet. Für solche Tätigkeiten besaßen die Cheborparner die drei in den „Nasenöffnungen" zusammengerollten Arbeitsfühler.
Der CheF rollte zwei der Arbeitsfühler aus und ließ sie über die Armaturen gleiten.
„Mal sehen, vielleicht kann ich etwas tun", murmelte er und nahm einige Feineinstellungen vor, ohne dadurch jedoch einen Effekt zu erzielen. Die Armaturen zeigten nach wie vor sinkende Werte an, der Zeiger des Leistungsmeßgerätes für den Linearkonverter pendelte bedrohlich nahe der roten Markierung.
In der Kommandozentrale herrschte gespanntes Schweigen.
Nur das Rumoren des unregelmäßig arbeitenden Antriebes war zu hören, gelegentlich kam von den Schutzgläsern der Armaturen ein feines Klirren. Hotchka Omolore räusperte sich.
Aidala Montehue starrte auf das Chronometer des Autopiloten.
Noch drei Minuten Linearflug, dann hatten sie es geschafft!
Gaddard Pen-Tuku stützte sich auf die Leiste des Instrumentenpults, seine Hände waren verkrampft. Seine Gedanken kreisten nur um eine Frage: Würde der Waringsche Kompensationskonverter der Belastung noch zwei Minuten standhalten?
Die Zeit tropfte zermürbend langsam dahin. Das Rumoren des Antriebs wurde immer lauter, unregelmäßiger. Die ehemals sanften Vibrationen gingen in ein beständiges Beben über.
Nur noch eine Minute!
Der CheF ließ die feinnervigen Finger seiner Arbeitsfühler über die Tastatur der Notsteueranlage gleiten. Er nahm ständig irgendwelche Schaltungen vor - regulierte hier den Energiefluß, drosselte und verstärkte, legte Leitungen lahm und setzte andere unter Strom, aktivierte, desaktivierte, programmierte um, löschte Programmierungen.
Es ging nur noch um wenige Sekunden, dann war die Uhr des Autopiloten abgelaufen. Drei Sekunden ...
Plötzlich durchlief ein heftiges Zittern das Schiff. Der Leistungsabfall des Linearkonverters war schlagartig gekommen, die Armaturen zeigten Werte unter der roten Markierung an.
Die GATOS BAY fiel zurück in den Normalraum. Gleich darauf schaltete sich der Waringsche Kompensationskonverter aus.
Gaddard Pen-Tuku eilte an die Ortungsgeräte und nahm einige oberflächliche Messungen vor. Er benötigte dafür nur eine knappe Minute. Als er sich den anderen zuwandte, lächelte er.
„Wir haben es geschafft", sagte er. „Wir befinden uns nur eine knappe Lichtstunde von Quinto-Center entfernt."
Niemand von ihnen ahnte in diesem Moment, daß noch lange nicht alle Schwierigkeiten beseitigt waren.
*
In der Theorie sah alles ganz einfach aus: Die GATOS BAY brauchte nur über Funk um Landeerlaubnis anzusuchen und dann in einen der unter der Oberfläche befindlichen Hangars einzufliegen.
Doch die Realität war komplizierter. Der CheF konnte nicht persönlich mit dem Hauptquartier der USO in Bildsprechkontakt treten, denn ein zartbesaiteter Funker hätte ihn womöglich für den Leibhaftigen gehalten. Deshalb mußte er
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