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0514 - Der Schädeltempel

0514 - Der Schädeltempel

Titel: 0514 - Der Schädeltempel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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nickte.
    »Ich hatte eher den Eindruck, du würdest ein Selbstgespräch führen«, sagte Nicole. »Das Amulett konnte zwar dich erfassen, nicht aber diesen Sucher. Aber ich nehme an, er war tatsächlich am Wagen, weil der Kombi ein wenig auf und ab wippte. An dir konnte es nicht liegen, weil du ja ruhig auf der Motorhaube gesessen hast.«
    »Mich hast du also deutlich gesehen und den Sucher nicht. Das ist verrückt.«
    »Er ist also für Merlins Stern unsichtbar«, überlegte Zamorra. »Und er tut immer genau das, womit niemand rechnet. Das zumindest habe ich mittlerweile herausgefunden - und versucht, ihn dabei mit seinen eigenen Waffen zu schlagen. Ich habe auch zweimal das Unerwartete getan und glaube, ihn damit verblüfft zu haben. Aber das bringt uns nicht wirklich weiter. Wir wissen damit immer noch nicht, wer oder was er ist, woher er kommt und was er hier bei uns will -und was er von uns will.«
    »Zumindest von dir«, schränkte Nicole ein.
    »Daß er nicht vom Amulett erfaßt werden kann, ist ebenfalls etwas Unerwartetes und paßt damit ins Bild«, überlegte Zamorra weiter. »Laß mich nachdenken, welche Möglichkeiten als nächste ins Spiel kommen könnten. Wie sehen seine nächsten Reaktionen aus?«
    »Du hast ihm ein Ultimatum gestellt. Er wird es ignorieren.«
    »Oder gerade deshalb darauf eingehen, weil er denkt, daß ich mit seiner Nichtbeachtung rechne.«
    Nicole hob die Brauen. »Also zwei Möglichkeiten. Ähnlich dürfte es bei den Verschwundenen sein. Er könnte sie wieder auftauchen lassen, weil wir nicht damit rechnen, daß er auf das Ultimatum eingeht, und er könnte es bleiben lassen, weil wir annehmen, er beugt sich… Chef, so kommen wir nicht weiter. Alles ist möglich. Wir können sein Verhalten nicht berechnen. Wir können höchstens Wahrscheinlichkeiten berechnen, aber vermutlich wird er die auch ad absurdum führen.«
    »Dann spekuliere du doch mal, was er deiner Meinung nach tun würde.«
    Nicole zuckte mit den Schultern. Und löste sich vor Zamorras Augen in Nichts auf.
    Mitsamt dem Amulett.
    ***
    Zombies! durchfuhr es Jeanette. So sehen Zombies aus!
    Genauer gesagt, so sahen sie in den einschlägigen Filmen aus. Die Zombies des Voodoo-Kults, so hatte man ihr an der Universität beigebracht, waren alles andere als seelenlose Tote, die wieder aus ihren Gräbern hervorgekrochen waren. Das war nur eine Legende, mit der einfachere Gemüter eingeschüchtert werden konnten. In Wirklichkeit waren es Menschen, die durch bestimmte Drogen willenlos und gefügig gemacht worden waren, deren körperliche Leistungsfähigkeit gesteigert wurde - und das nicht zuletzt durch die völlige Blockierung eigener Kritik- und Urteilsfähigkeit; der Verstand konnte dem Körper kein »Stop« mehr zurufen, um eine unverantwortliche Überbeanspruchung zu unterbinden. Die jeden Befehl unverzüglich befolgenden »Zombies« reagierten wie Roboter und arbeiteten buchstäblich bis zum Umfallen für ihre Herren.
    Und dann gab es noch die anderen, echten Zombies. Jene, bei denen die Legende zur grausamen Wirklichkeit geworden war. Aber davon hatte man der Studentin nichts erzählt, weil es Magie ja offiziell nicht geben durfte -auch nicht für Parapsychologen…
    Deshalb nahm sie diese Gestalten im ersten Augenblick nicht ernst. Mit ungelenken, eckigen Bewegungen wie ferngesteuerte Maschinenmenschen kamen sie aus dem Schädelmaul heraus und auf Jeanette Brancard zu. Sie waren unterschiedlich gekleidet, so, als stammten sie aus verschiedenen Zeitepochen und Kulturen. Es waren ausnahmslos Männer. Jeanette richtete sich langsam wieder auf. Die Zombies schritten an der Hoffenden vorbei und näherten sich der Parapsychologie-Studentin.
    Sie fühlte aufsteigendes Unbehagen. »Bleibt mir vom Leibe«, murmelte sie und streckte abwehrend die Hände aus. Aber die Zombies hörten nicht auf sie. Sie tappten immer näher heran.
    »Das darf doch nicht wahr sein«, flüsterte Jeanette. »Ich träume wirklich!«
    Starre, glanzlose Augen blickten ihr entgegen. Kein Laut kam über die Lippen der Unheimlichen, die jetzt schon zum Greifen nahe waren. Die Hoffende, die im Sand hockte und den Riesenschädel ansah, ignorierte das Geschehen völlig.
    Da wirbelte Jeanette herum und versuchte Abstand zu gewinnen. Aber sie rutschte im weichen, nachgiebigen Sand, stürzte. Im nächsten Moment waren die Zombies bereits bei ihr, packten zu. Jeanette wurde emporgezerrt. Sie versuchte sich loszureißen. Aber die Zombies packten mit aller Kraft zu

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