0514 - Macumbas Totenhöhle
Vergnügen, denn er hatte die Arme hochgestreckt, den Kopf zurückgelegt, so daß er gegen die Decke starren konnte, als würde er dort etwas Bestimmtes sehen.
Dabei rief er nur den einen Begriff.
»Macumba!«
Für ihn war es das größte überhaupt. Im Leben als auch im Tode, denn der Sumpf verschlang diesen Menschen mit Haut und Haaren.
Er war etwas Besonderes.
Nicht direkt zu vergleichen mit einem normalen Moor. Dieses Sumpfloch bewegte sich in seinem Innern. Es kreiselte, es war wie eine Fessel, die sich um den Unterkörper des Mannes gelegt hatte.
Kreisförmig sackte er auch tiefer.
Niemand half ihm.
Im Gegenteil, die anderen wünschten, daß er verschluckt wurde.
Sie hatten ihre Haltungen etwas verändert. Intervallweise streckten sie die Arme vor, zuckten dann wieder zurück, und bei jedem Vorstoßen drang der Name Macumba über ihre Lippen.
Dieser Schrei aus zahlreichen Kehlen begleitete Virgil auf den Weg in die Tiefe.
Der Kerzenschein fiel zuckend und flackernd über sein Gesicht.
Seine Augen sahen noch größer aus. Sie schienen etwas zu sehen, was nur er entdecken konnte.
Nicht mal ein Schmatzen oder Gurgeln vernahmen wir. Das Sumpfloch zerrte ihn lautlos in die Tiefe.
Dann war es vorbei.
Die Masse schwappte über seinem Kopf zusammen. Nur mehr die Arme schauten hervor und die ausgestreckten Hände, deren Innenflächen wie bei allen Farbigen so hell waren.
Aus – vorbei…
Virgil war verschwunden!
Der Sumpf hatte ihn geholt.
Suko und ich starrten uns an.
»Und jetzt?« fragte mein Freund.
Er bekam eine Antwort. Nicht von mir. Es war ein akustisches Signal, das hoch über uns erklang. Zuerst ein Rasseln, als wären Ketten in Bewegung geraten, danach ein helles Quietschen, und dann sahen wir etwas, das uns das Blut in den Adern gefrieren ließ…
***
An die Schmerzen würde Jane Collins sich nie gewöhnen können.
Obwohl sie unter den Armen ihren Anfang genommen hatten, waren sie so stark geworden, daß sie den gesamten Körper erfaßten.
Und Jane Collins mußte auch zugeben, daß sie sich geirrt hatte.
Sie war nicht die Siegerin in diesem gemeinen, grausamen Spiel.
Obwohl es zuvor anders ausgesehen hatte.
Es war ihr tatsächlich gelungen, die Initiative zu ergreifen. Virgil hatte ihr gehorcht. Er war zu ihr gekommen, beide hatten sich angeschaut, und Virgils Respekt vor Jane Collins war derart gewachsen, daß er sie als Chefin akzeptierte.
Sie waren gegangen.
Jane ohne Angst vor diesem Hünen. Sie spürte, daß sie es mit ihrer Kraft schaffen konnte.
Und sie hatten einen langen Weg hinter sich. Durch dunkle Ecken, durch schmale Straßen, manchmal quer durch das Gelände, sogar einen alten Bahnhof hatten sie durchquert.
Endlich, nach einer langen Wanderung, waren sie am Ziel…
Ein großes Gelände, das auch Jane Collins kannte. Hier wurden Filme gedreht. Die gewaltigen Hallen dienten als Studios, wo man die perfekte Illusion erzeugte.
In eine dieser Hallen schleppte Virgil Jane Collins. Sie hatten einen anderen Weg als den normalen genommen. Über zahlreiche Leitern waren sie in die Höhe geklettert, bis sie dicht unter dem Dach standen, und zwar in einer Welt für sich.
Computergesteuerte Beleuchtungsanlagen vertrugen sich mit den alten Dingen, Handscheinwerfern, Kulissen, die noch aus der Vorzeit des Films übernommen worden waren.
Janes Angst war verflogen. Sie fürchtete sich nicht mehr vor Virgil, das aber änderte sich in den nächsten Minuten.
Auf diesem gewaltigen Kulissenboden dicht unter der Decke befanden sie sich allein zwischen all der Technik, und darauf hatte Virgil gewartet, der sich geduckt vor sie hinstellte.
»Jetzt bist du da!« flüsterte er.
Es war seine Stimme, die Jane aufmerksam werden ließ. Sie klang so rauh, so anders. Als hätte er um einiges an Sicherheit gewonnen.
Was er auch zeigte.
Sein Arm schoß vor. Jane konnte nicht mehr ausweichen, die Pranke umklammerte ihren Hals, und er brachte auch seinen Körper mit einem langen, gleitenden Schritt an sie heran.
»So«, sagte er. »Jetzt habe ich dich endlich. Du befindest dich in meiner Gewalt.«
Jane gab keine Antwort, weil der Griff einfach zu hart war. Sie roch seinen Schweiß, legte ihre Hände auf sein Gelenk und wollte den Arm nach unten drückten.
Das schaffte sie nicht. Ebensogut hätte sie auch gegen eine Stahlstange fassen können.
Er ließ ihr gerade soviel Luft, daß sie atmen konnte und nicht in Gefahr lief, zu ersticken.
Plötzlich aber ließ er sie los und schleuderte
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