0515 - Die Wächter der Einsamkeit
Sie? Können Sie mich hören?"
„Um Himmels willen!" jammerte der Favalo-Musiker „Wenn Sie so schreien, werden Sie die Roboter auf uns aufmerksam machen."
Ich hörte sofort auf.
„Das ist doch unmöglich!" Pampo drehte sich um die eigene Achse. „Er kann sich doch nicht einfach in Luft auflösen."
Ich schluckte heftig. Erst jetzt merkte ich, wie sehr Pampo und ich uns auf Captain Dalaimoc Rorvic und dessen Entscheidungen verlassen hatten.
4.
Nachdem ich mich von meiner Überraschung und von dem Schrecken erholt hatte, begann ich intensiv nachzudenken.
Rorvics Verschwinden mußte mit dem Sockel zusammenhängen, auf dem er sich niedergelassen hatte.
Ich begann das Ding näher zu untersuchen. Es sah aus wie ein umgestülpter Stiefel und ragte einen halben Meter aus dem Boden. Auf der Oberfläche gab es zwei trichterförmige Vertiefungen. An den Seiten träten zwei konische Stachel hervor, an deren Spitze je eine Doppelkugel saß.
Das war alles.
In unserer Nähe gab es Hunderte von diesen Sockeln.
Gemessen an ihrer Zahl mußten sie eine besondere Bedeutung haben. Sie waren über den gesamten Raumhafen verteilt.
„Da kommt etwas!" drang Pampos Stimme in meine Gedanken.
Ich fuhr herum.
Aus einer der Hallen in unserer Nähe war ein großer Roboter ins Freie gekommen. Er ähnelte einer kleinen Brücke, die plötzlich zu laufen begonnen hatte. Vom Brückenzentrum hingen scheibenförmige Gegenstände herunter, die fast auf dem Boden schleiften. Der Roboter bewegte sich auf den „Pfeilern" der Brücke, was den Eindruck entstehen ließ, daß er jeden Augenblick zusammenbrechen würde. Doch das täuschte.
Pampo atmete auf.
„Das Ding scheint nicht hierher zu kommen."
Ich legte einen Finger an meine Lippen.
In der Nähe eines der aus dem Boden ragenden Sockel blieb das Monstrum aus Metall schließlich stehen. Ich beobachtete gespannt, denn aus den bevorstehenden Ereignissen erhoffte ich mir Aufschlüsse über Rorvics Schicksal.
Der Roboter fuhr ein paar Kabel aus, die sich mit den aus dem Sockel ragenden Stacheln verbanden. Zwei weitere Kabel mit verdicktem Ende sanken in die trichterförmigen Öffnungen des Sockels. Danach bewegte sich der Roboter nicht mehr.
„Haben Sie eine Ahnung, was das bedeutet?" fragte Pampo.
„Es sieht so aus, als würde der Roboter Befehle empfangen", überlegte ich. „Der Vorgang kann aber auch eine andere Bedeutung haben. Vielleicht wird der Roboter mit Energie aufgeladen, damit er wieder einige Zeit funktionsfähig bleibt. Es gibt viele Möglichkeiten."
„Fliehen wir!" schlug Pampo vor. „Ich möchte nicht so verschwinden, wie es dem Captain passiert ist."
„Hören Sie zu!" fuhr ich ihn an, „Rorvic ist hier verschwunden.
Wenn wir ihm helfen wollen, müssen wir mit unserer Suche auch hier beginnen."
Er lachte ironisch.
„Und wo soll es losgehen? Wollen Sie den Boden umgraben, oder das Gebäude durchsuchen?"
„Ich weiß nicht, was wir tun werden, aber auf keinen Fall sollten wir uns noch weiter zurückziehen. Ich habe das Gefühl, daß Rorvic noch am Leben ist."
Die Favalo-Instrumente in den Gürteltaschen des Künstlers klirrten, als er eine heftige Bewegung machte.
„Das glaube ich nicht! Rorvic ist irgendeinem Aufräumungsmechanismus dieser Welt zum Opfer gefallen. Das wird uns auch noch passieren, wenn wir nicht aufpassen."
Ich beachtete ihn nicht, sondern beobachtete weiterhin den Roboter, der wie eine Brücke aussah. Es verging ungefähr eine halbe Stunde, dann löste der Automat seine Verbindung mit dem Sockel und entfernte sich aus unserer Nähe. Wahrscheinlich war er mit irgendeinem Auftrag unterwegs.
Ich fragte mich, wo sich die Zentrale befinden mochte, von der aus die Roboter gesteuert wurden. Es war kaum denkbar, daß sie alle eine autarke Be-fehlspositronik oder etwas Vergleichbares besaßen.
„Wir wollen rekonstruieren, wie es geschehen ist", schlug ich Pampo vor. „Setzen Sie sich auf den Sockel, so wie Rorvic dagesessen hat. Ich will sehen, ob mir dann etwas einfällt."
„Ich bin doch nicht verrückt!" sträubte sich Pampo.
„Ohne Rorvic kommen wir hier nicht mehr weg!" beschwor ich ihn. „Es gibt sicher eine einfache Lösung. Helfen Sie mir, sie zu finden."
Er näherte sich zögernd dem Sockel.
Um ihm Mut zu machen, klatschte ich mit den Handflächen gegen das Metall.
„Sehen Sie! Es passiert nichts!"
Schließlich ließ er sich auf dem Sockel nieder. Er sah sehr unglücklich aus. Seine Haltung war nicht mit der
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