0515 - Die Wächter der Einsamkeit
Kraft aus, die mich beeindruckte.
„Ich stelle meine Mannschaft zusammen", verkündete er.
„Nur zu!" forderte ich ihn auf. „Ich wünsche Ihnen viel Glück bei Ihren Unternehmungen."
Er legte eine Hand auf meine Schulter und brach mir dabei fast das Schlüsselbein.
„Sie werden mich begleiten."
Ich zuckte zusammen, als hätte ich einen elektrischen Schlag erhalten.
„Damit kommen Sie nicht durch, Rorvic. Rhodan wird es nicht zulassen., Sie brauchen Kasom oder Tolot, oder meinetwegen Fellmer Lloyd."
Rorvic hob mich aus dem Sessel, wie andere Männer eine Pappschachtel hochgehoben hätten.
„Sie werden mich begleiten."
Etwas in seinem Gesichtsausdruck ließ mich erkennen, daß ich keine Chance hatte, ihm zu entkommen. Er würde seinen Willen durchsetzen. Während ich voller Entsetzen darüber nachdachte, was ich mit diesem fetten Riesen erleben würde, versetzte Rorvic mir den zweiten Schock.
„Cucula Pampo wird mich ebenfalls begleiten", sagte er.
„Vielleicht kann er uns ab und zu ein bißchen unterhalten."
Ich schloß die Augen und wartete sehnsüchtig darauf, daß Rhodans Stimme aus dem Interkomlautsprecher klingen würde, um Rorvic zu maßregeln. Doch nichts geschah. Rhodan schien die Aufgabe, die wir zu lösen hatten, für ungefährlich zu halten, sonst hätte er in diesem Augenblick interveniert.
In Gedanken sah ich mich bereits an Bord der acht Meter durchmessenden Spezial-Space-Jet. Rorvic würde bei mir sein, der phlegmatische Fatalist. Ein Mann, der nichts anderes konnte, als verrückte Musik zu machen, würde uns begleiten. Um die Katastrophe zu vervollständigen, gab Rhodan uns einen halbwilden Krieger mit, der mit seinen Pfeilen auf alles schoß, was rot war und sich bewegte.
Ich verzog schmerzlich das Gesicht.
Die gesamte Verantwortung würde auf meinen schmalen Schultern liegen.
3.
Cucula Pampo stelzte wie ein häßlicher Riesenvogel in den Hangar und lud seine Ausrüstung vor der Schleuse ab. Er blickte von Rorvic zu mir und grinste schief.
„Ich bin bereit", krächzte er.
Ich wandte mich ab, denn wenn ich ihn länger als ein paar Sekunden angesehen hätte, wäre ich wahrscheinlich in lautes Heulen ausgebrochen. Rorvic schien solche Aversionen nicht zu kennen, denn er begrüßte den Favalo-Musiker wie einen alten Freund.
Sandal kauerte neben der schmalen Schleuse. Seine goldfarbenen Augen leuchteten aus dem Halbdunkel. Vor ihm lag ein ovaler Köcher zur Aufbewahrung von einhundert Pfeilen, die er sich an Bord der GOOD HOPE II hatte anfertigen lassen. Die Pfeile bestanden aus einem Kunststoff, der sich weder verbiegen ließ, noch von irgendwelchen Umwelteinflüssen beeinträchtigt werden konnte. Die Spitzen der Pfeile bestanden aus Terkonitstahl und waren fingerlang.
Atlan hatte uns erzählt, daß Sandal während des Schlafens auf diesen Pfeilen lag. Der Halbwilde wollte keine seiner für ihn wertvollen Waffen verlieren.
Dalaimoc Rorvic kratzte sich am Ohr.
„Wir wollen aufbrechen", sagte er. Er nahm sein Ausrüstungsbündel vom Boden auf und schleppte es auf die Schleuse zu. Fasziniert sah ich zu, wie er mit seinem fetten Körper durch die Schleuse schlüpfte, ohne dabei Schwierigkeiten zu bekommen.
Atlan, der sich im Hangar befand, um uns zu verabschieden, deutete auf eine Kanne, die neben meinem Schutzanzug lag.
„Gehört das Ihnen?"
„Ja, Sir!"
Er sah mich merkwürdig an.
„Wozu benötigen Sie während des Unternehmens eine Kanne?"
Ich hätte ihm gern die Wahrheit gesagt, doch ich mußte damit rechnen, daß Rorvic durch die offene Schleuse jedes Wort hören würde.
„Ich habe sie immer bei mir", erklärte ich ausweichend. „Jeder hat schließlich irgend etwas, wovon er sich nur ungern trennt."
Atlan blickte die Kanne an. Offenbar überlegte er, welche Besonderheiten sie auszeichnen mochten. Glücklicherweise stellte er keine weiteren Fragen.
Sandal erhob sich lautlos und ging mit schwingenden Schritten auf die Schleuse zu. Er bot ein Bild ungebrochener Kraft, aber sein finsteres Gesicht zeigte deutlich, in welcher psychischen Verfassung er sich befand.
„Er wird uns Schwierigkeiten machen!" prophezeite ich.
„Durchaus möglich", stimmte Atlan zu. „Aber wenn er noch länger an Bod der GOOD HOPE bleibt, wird er noch größere Schwierigkeiten machen. Rhodan und ich befürchten schon seit Tagen, daß Sandal die Kontrolle über sich verliert. Er braucht ein Ventil für seinen aufgestauten Haß. Ihn an Bord zurückzuhalten, hieße ihn seelisch
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