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0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen

Titel: 0515 - Schreie aus dem Werwolf-Brunnen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Tod, aber der Werwolf schleuderte Ho Chan über seine Schulter wie ein wertvolles Beutestück.
    Dann drehte er sich und blieb in einer angespannten Haltung stehen. Er hatte Schritte und Stimmen gehört.
    Die anderen kamen zurück.
    Furcht hatte er vor ihnen nicht. Er würde sie sich holen. Der Reihe nach und später.
    Jetzt erst hatte er den Anführer. Mit ihm auf der Schulter verließ er die Baracke ebenso lautlos wie er gekommen war…
    ***
    Als Suko und ich bei den Chinesen eintrafen, waren wir ziemlich außer Puste. Der Atem dampfte vor unseren Lippen. Wir suchten sofort den größten Raum auf und fanden dort die verstörten Asylanten, die nicht wußten. Was sie tun sollten.
    »Wo ist Ho Chan?« fragte ich.
    »Weg!« antwortete Li und senkte den Kopf. »Er ist nicht mehr hier. Vor einigen Minuten habe ich noch mit ihm gesprochen. Er hat mich weggeschickt, damit ich die anderen hole.«
    »Weshalb?«
    Er schaute mich an. »Wir haben die Bestie erwartet.«
    »Den Werwolf.«
    »Ja, und wenn er hier ankam, wollten wir gegen ihn kämpfen. Deshalb warnte ich die Freunde.«
    Suko sprach das aus, was wir wohl alle dachten. »Er ist bestimmt schon hier gewesen.«
    »Und Ho Chan?« rief jemand.
    Mein Freund hob die Schultern. »Entführt, gekidnappt. Die Bestie hat ihn mitgenommen. Etwas anderes kann ich mir wirklich nicht vorstellen. Tut mir leid.«
    Die Männer starrten ihn an, als hätte Suko ihnen eine Lüge erzählt.
    »Das kann doch nicht sein. Wir hätten etwas hören müssen.«
    »Auch Werwölfe sind leise, wenn es darauf ankommt«, sagte er Suko. »Das ist nicht wichtig. Wir müssen herausfinden, wohin die Bestie Ho Chan geschafft hat.« Er hatte den Satz zwar gesprochen, traf aber auf taube Ohren.
    Niemand wußte eine Lösung. Die Menschen sahen bedrückt aus und konnten nur noch die Schultern heben.
    »Wir sind zwar schon länger hier«, sprach Li mit leiser Stimme, »aber wir kennen den Ort nicht. Es wird viele Verstecke geben, wie ich mir vorstellen kann.«
    Da konnte ich nicht widersprechen.
    Suko schaute zur Tür, als würde er dort die Lösung finden. »Ob Redburn nach Hause gegangen ist?«
    »In die Gaststätte?«
    »Kann doch sein.«
    »Nein.« Ich schüttelte den Kopf. »Bestimmt nicht. Redburn wird wissen, daß wir ihm auf den Fersen sind. Und er wird einen Teufel tun und sich dorthin zurückziehen, wo wir ihn vermuten könnten. Nein, er braucht Ruhe, um seine grausamen Taten vollbringen zu können.«
    Suko deutete auf mich. »Dann sag du den Ort.«
    »Ich weiß ihn auch nicht.«
    »Bilden wir einen Suchtrupp, der das Dorf durchkämmt?«
    »Wäre nicht schlecht.« Ich winkte jedoch ab. »Mir fällt gerade etwas ein. Wenn wir davon ausgehen, daß Redburn als Werwolf die Chinesen vernichten will, dann muß oder wird er auch in der Nähe bleiben. Wenn ich recht überlege, glaube ich nicht, daß er weit von diesem Platz entfernt ist. Liege ich falsch?«
    Suko dachte ebenfalls nach. Er schaute auf Li, der hob seine gesunde Schulter an.
    »Und was ist mit dem Brunnen?« Die Idee war mir sehr plötzlich gekommen. »Wieso?«
    Irgendeiner der Asylanten hatte die Frage gestellt und bekam auch eine Antwort.
    »Die Sachlage ist relativ simpel. Wir haben die Toten im Brunnen gesehen. Er ist so etwas wie ein Grab geworden. Und es befindet sich genügend Platz darin. Deshalb könnte ich mir vorstellen, daß die Bestie Ho Chan in den Brunnen schaffen wird. Vielleicht weiß sie noch nichts vom Tod ihres Helfers…«
    »Das ist die Lösung!« rief Suko. »Also zum Brunnen!«
    »Nicht nur von einer Seite.«
    Suko verstand. »Ich laufe zum Brunnen.«
    »Und ich nehme den Weg durch den Stollen.«
    Die Chinesen konnten nur noch staunen, wie rasch wir plötzlich handelten…
    ***
    Durch den nächtlich stillen und eiskalten Ort lief die Bestie mit ihrer Beute auf dem Rücken. Sie wußte genau, wie sie sich zu bewegen hatte. Vor allen Dingen vermied sie die hellen Lichtinseln, die aus den Fensterscheiben fielen.
    Der Weg war klar. Die Bestie kannte ihn. Sie war ihn oft genug gegangen, und dies von zwei Seiten.
    Es zählte nur der Brunnen! Ihn hatte sie sich als Grab für die Chinesen ausgesucht. Darin sollten sie für alle Zeiten verschwinden.
    Drei von ihnen lagen bereits dort, der vierte würde folgen.
    Ho Chan war nicht tot, auch nicht bewußtlos. Er kam sich nur vor wie gelähmt. Jeder Widerstandswille in ihm war erloschen. Er lag über der Schulter des Werwolfs, ohne sich rühren zu können. Bei jedem Schritt schaukelte er

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