0516 - Monster-Kirmes
sich eines Kommentars. Er schaute dorthin, wo die fünf »Leichen« baumelten. Dicht unterhalb der Gewölbedecke lief ein Längsbalken. Aus ihm schauten fünf Haken, an denen die Stricke befestigt worden waren.
Der Chinese trat dorthin, wo der letzte Tote in der Reihe hing. Er mußte sich recken, um die Schlinge zu erreichen. Mit einem Arm hielt er den Toten umklammert, mit der anderen, der rechten, löste er ihm die Schlinge vom Hals.
Er stützte ihn ab, stellte ihn auf die Füße und strich mit den gespreizten Händen über sein Gesicht, wobei nur die Fingerkuppen die Haut berührten.
Dabei blies er ihn an. Der warme Atem drang aus seinem gespitzten Mund in das Gesicht der Leiche. Die graue Farbe veränderte sich nicht, nur in die Augen geriet Bewegung.
So etwas wie Leben funkte hinein…
»Ich habe ihm ein Stück von mir gegeben!« erklärte er Yakup mit flüsternder Stimme. »Jetzt steht er unter meiner Kontrolle. Ich kann ihn leiten und dorthin führen, wo ich es will. Hast du verstanden? Das alles ist möglich.«
»Ja, ich habe es gesehen.«
»Wunderbar, einfach herrlich.« Mr. Todd trat zurück. Yakup hatte eigentlich damit gerechnet, daß der Tote sein Gleichgewicht verlieren würde. Eine Täuschung.
Plötzlich bewegte er sich.
Erst lief er einige steif wirkende Schritte vor, blieb dann stehen und drehte sich so, daß er unter der Öffnung stand, aus der Fackelrauch in die Höhe floh.
»Jetzt!« rief Mr. Todd.
Der Tote gehorchte ihm. Er hob die Arme an, die Hände fanden sich mit den Flächen über dem Kopf zusammen, und im nächsten Augenblick schoß er in die Höhe. Er startete wie eine Rakete, so schnell, tauchte noch kurz in den Schein und jagte durch das Loch in der Decke.
Dann war er weg.
Mr. Todd aber freute sich und rieb sogar seine Hände gegeneinander. »So muß es sein!« brüllte er Yakup an. »Du wirst erleben, was bald geschieht. Er weiß, was er zu tun hat, sein Opfer nicht.«
Auch Yakup wußte Bescheid. Er hatte nämlich gesehen, daß der fliegende Zombie nicht ohne die Schlinge verschwunden war…
***
Roger Sherman war nicht einmal in der Lage, einen Schrei auszustoßen. Die Wucht riß ihn nach hinten. Das Monstrum hielt die Schlinge so fest wie möglich, und Sherman verlor in den folgenden Sekunden die Balance. Er prallte auf den Boden.
Nicht nur wir hatten die schreckliche Szene gesehen, auch den anderen Besuchern war sie nicht entgangen. Es gab keinen unter ihnen, der dies für einen Scherz gehalten hätte.
Plötzlich jagte die Furcht in ihnen hoch. Sie wollten weg aus der unmittelbaren Umgebung, rannten in verschiedenen Richtungen davon und behinderten sich gegenseitig.
Auch uns, als wir eingreifen wollten. Ich mußte die Leute aus dem Weg schaufeln, Suko erging es ebenso, auch Ali hatte zu kämpfen. Mir wurde auf meinem Weg der Blick auf den G-man genommen. Als ich ihn wiedersah, erkannte ich auch, wie verdammt schlecht es ihm ging.
Das grüne Monstrum mit dem grauen Gesicht und den roten Augen hatte ihn umgerissen. Er lag auf dem Boden und wirkte so verdammt hilflos, denn hinter ihm stand die Gestalt und hielt das Ende des Stricks eisern fest.
Ich schoß.
Die Kugel jagte über den G-man hinweg und rammte gegen die Brust des fliegenden Monsters.
Leider nur dagegen, nicht hinein. Sie war einfach abgeprallt. Das hatte mir einen leichten Schock versetzt, der mich auch Zeit kostete, die Suko wiederum nutzte.
Mein Freund kam von der anderen Seite und hatte zu einer gefährlichen Waffe gegriffen.
Er hielt die Dämonenpeitsche schon in der Hand. Auch den Kreis hatte er geschlagen.
Drei Riemen rutschten hervor. Gefertigt aus der Haut eines mächtigen Dämons und in der Lage, schwarzmagische Gestalten restlos zu vernichten.
Als das Monstrum Roger Sherman hochreißen wollte, um endgültig Schluß zu machen, war Suko bei ihm.
Vielleicht ahnte der Grünhäutige die Gefahr. Er drehte noch seinen Schädel, starrte Suko an, und das kam meinem Freund natürlich mehr als gelegen.
Er schlug zu.
Ich hörte es fast klatschen, als die drei Riemen den grauen Schädel erwischten.
Durch die Gestalt rann ein Zucken. Dieser Treffer hatte sie schwer erschüttert. Sie beugte sich nach vorn, eine Hand löste sich bereits vom Strick, als Suko noch einmal zudrosch.
Jetzt traf er den Körper.
Es sah so aus, als wollten sich die Riemen um die Gestalt wickeln wie eine Decke.
Plötzlich platzte die grüne Haut auf, als hätte man mit einem Hammer gegen alten Mörtel geschlagen. Sie kippte
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