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0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zur Seite und schlug schwer auf den Boden. Durch den Aufprall bröckelte die Kruste weiter ab, so daß der wahre Körper darunter zum Vorschein kam.
    Eine halbverweste, widerlich anzusehende Gestalt mit einem knochigen Gesicht und leeren Augenhöhlen. Über den Knochen hingen die Spinnweben wie ein dichtes Netz.
    Ich sah dies mehr mit einem Seitenblick. Wichtiger war für mich Roger Sherman. Er hatte einiges auszuhalten gehabt, und ich hoffte, daß er noch lebte.
    Neben ihm sank ich auf die Knie.
    Selbst in der Finsternis erkannte ich den roten Streifen an seinem Hals. Dort hatte die Henkersschlinge ihre verfluchte Spur hinterlassen. Mir kam der glasige Blick des Mannes verdächtig vor. Ich bekam plötzlich Angst um ihn, schlug gegen sein Gesicht und hörte die leise, krächzende Stimme.
    »So sieht aber kein Engel aus, John.«
    »Doch, Engel sind männlich. Es heißt doch der Engel.«
    »Ich habe sie aber lieber in der Mehrzahl.« Er hustete danach und spie auch Speichel aus. »Meine Güte!« ächzte er. »Das hat verdammt hingehauen. Der hätte mich fast erwischt.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Was war das überhaupt? Ich habe ihn nicht richtig sehen können. Er kam von oben.«
    »Ja, ein fliegender Mensch.«
    Roger wollte grinsen, das ließ er lieber bleiben. Dafür streckte er mir die Hand entgegen. »Hilf mir mal hoch.«
    Als Roger stand, mußte ich ihn stützen. »Ich fühle mich wie ein kleines Kind, verdammt! Pudding in den Knien und im Kopf. Vom Hals gar nicht zu reden. Hast du mich…?«
    »Nein, es war Suko.«
    Mein Freund stand etwas verlegen daneben und wollte sich abwenden, aber Roger hielt ihn fest. »Mann, Junge«, sagte er, »dafür reiße ich dir auch noch mal ein Auge aus.«
    »Wenn du mir das andere läßt.«
    »Aber sicher doch.« Er rieb seinen Hals und zuckte mit den Mundwinkeln. »Allmählich muß ich euch Abbitte leisten. Anscheinend gibt es noch Dinge, von denen ich nichts verstehe.«
    »Es sieht so aus.«
    »Fliegende Menschen«, flüsterte Roger.
    »Und das ist der Rest davon«, sagte ich und deutete auf den halbverwesten Knochenhaufen mitten auf dem Weg. Er war von der verdammten Henkersschlinge bedeckt.
    »Der hat aber vorher anders ausgesehen.«
    »Ja, Suko nahm seine Peitsche.«
    Roger Sherman winkte ab. Er wollte nicht mehr nachfragen, sonst würde er noch durchdrehen. Dafür schaute er auf den Tunnel der Angst. »Dort«, sagte er, »werde ich jetzt reingehen und das verdammte Ding auseinandernehmen. Darauf könnt ihr euch verlassen.« Er löste sich von mir und ging die ersten Schritte.
    »Du bist aber wacklig auf den Beinen, Freund.«
    »Weiß ich selbst, verdammt.«
    »Dann würde ich es mir noch einmal überlegen. Wo ein fliegendes Monster ist, können noch weitere lauern.«
    Er drehte sich um. »Meinst du?«
    »Ja.«
    Um uns herum hatten sich die Neugierigen gesammelt. Viele der Geflohenen waren zurückgekehrt. Auch die kleine Chinesin hatte ihr Kassenhaus verlassen. Sie stand bei Ali und sprach mit ihm. Der Junge hob dabei einige Male die Schultern.
    Ich ging zu ihnen. Das Mädchen schaute mich an. »Ich… ich kann Ihnen keine Erklärung geben. Ich weiß nichts.«
    »Du hast nie die fliegenden Menschen gesehen?«
    »Nein, heute zum erstenmal.«
    »Und du weißt auch nicht, daß im Tunnel der Angst so einiges nicht stimmt?«
    »Ja.«
    »Wem gehört diese Bude?«
    »Einem Onkel von mir.«
    »Aha. Wie heißt er?«
    »Shen Pai Ho.«
    Suko hatte den letzten Namen gehört, weil auch er gekommen war. Ich schaute ihn fragend an. Er hob die Schultern. »Tut mir leid, John, der Name sagt mir nichts.«
    »Wo ist dein Onkel jetzt?«
    »Ich weiß es nicht. Am Morgen war er noch hier und hat sich umgeschaut. Am Mittag ebenfalls. Er hat gesagt, er müßte sich um andere Dinge kümmern.«
    »Ist er tatsächlich dein Onkel?« erkundigte sich Suko.
    Das Mädchen senkte den Kopf. »Nein, nicht direkt. Er… er hat mich angenommen, adoptiert, wenn Sie verstehen. Ich … ich stand ziemlich allein auf der Welt. Da ist er gekommen und hat sich um mich gekümmert. Das ist alles.«
    »Wie lange bist du schon bei ihm?«
    »Ein Jahr.«
    Suko hatte noch eine Frage. »Wie sieht dein Onkel eigentlich aus? Vielleicht kennen wir ihn.«
    Da lachte die Kleine. »Sie können ihn nicht übersehen, wenn er hier ist. Er hat ein besonderes Markenzeichen. Manche sagen, daß er seinen komischen Hut Tag und Nacht tragen würde…«
    ***
    »Er ist weg«, sagte Mr. Todd und breitete die Arme aus, als stünde er auf einer

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