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0516 - Monster-Kirmes

0516 - Monster-Kirmes

Titel: 0516 - Monster-Kirmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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die »europäischen« Augen besonders auf. Mongolenfalten hatte sie nicht.
    Das Mädchen hatte unsere Reaktion aus der Fassung gebracht.
    »Was ist denn los?« fragte es. »Ihr… ihr schaut mich alle so an. Ich habe die Bahn jetzt geschlossen, und wenn mein Onkel das sieht, gibt es Ärger. Ich muß wieder an die Kasse.«
    »Nein, das mußt du nicht«, sagte ich.
    »Aber…«
    »Wahrscheinlich hat der Tunnel des Schreckens seinen Schrecken für immer verloren.«
    »Was soll das heißen? Weißt du es, Ali?«
    »Nein, Sira.«
    Das Mädchen hieß also Sira. Ein ungewöhnlicher Name für eine Chinesin. Ich aber wollte etwas anderes von ihr. »Hör zu, Sira. Wo können wir deinen Onkel finden?«
    »Ich weiß nicht, wo er hingegangen ist.«
    »Wo wohnt oder lebt er denn? In der Nähe?« wollte Suko wissen.
    Sira überlegte. »Er wollte sich eine Wohnung hier im Viertel suchen. Er hat noch keine gefunden, deshalb lebt er in seinem Wagen.«
    »Steht er hier auf dem Platz?«
    »Ja.«
    »Wo?«
    Sira hob die Schultern. »Soll ich Sie hinbringen?«
    »Das wäre nett.«
    »Es ist auch nicht weit.«
    Suko schloß sich uns an. Ali wollte auch mitgehen, ich hatte etwas dagegen. »Nein, Junge, du bleibst hier und wartest.«
    Er lächelte knapp. »Das gefällt mir aber nicht.«
    »Kann ich mir vorstellen. Meine Ansicht werde ich nicht ändern.«
    Bevor wir uns auf den Weg machten, schaute ich mir die Umgebung noch einmal an.
    Es hatte sich nicht viel verändert. Noch immer herrschte der übliche Betrieb. Menschen besuchten den Rummel, bestiegen Karussells oder standen an Buden.
    Auch der Platz vor der Bahn hatte das Interesse nicht verloren.
    Hier war etwas passiert, und es hatte sich in Windeseile herumgesprochen.
    Die Menschen kamen her, schauten sich um, flüsterten miteinander. Ihre Blicke waren scheu und ängstlich.
    Ich suchte den dunklen Himmel ab. Aus dieser Dämmerung war die Gestalt hervorgetaucht. Eine nur. Ich aber ging davon aus, daß dieser Topfhut-Chinese noch einige Trümpfe in der Hinterhand hielt. Wenn ich daran dachte, daß sie möglicherweise zu einem Angriff starten konnten, wurde mir ganz anders.
    »Willst du nicht?« fragte Suko.
    »Doch, entschuldige. Ich war nur in Gedanken versunken.«
    Er lachte. »Kann ich mir vorstellen.«
    Sira blieb an unserer Seite. Wir hatten das Mädchen in die Mitte genommen, so fühlte sich die Kleine geschützter. Manchmal, wenn ich ihr einen Blick zuwarf und sie zufällig den Kopf erhoben hatte, sah ich ihr scheues Lächeln.
    Wir umrundeten den Bau, in dem sich der Tunnel der Angst versteckt hielt, und gelangten dorthin, wo einige Wagen und Wohnmobile ihren Standplatz gefunden hatten.
    Nur mehr restlicher Lichtschein fiel weich über den Boden und streifte auch uns.
    »Was haben Sie denn gegen meinen Onkel vorzubringen?« fragte das Mädchen mit schüchtern klingender Stimme.
    »Ich weiß es nicht genau«, antwortete ich ausweichend.
    »Ist er ein Verbrecher?«
    »Eine gute Frage«, sagte Suko. »Du mußt möglicherweise damit rechnen, Kind.«
    »Er war gut zu mir.«
    »Hast du nie bemerkt, daß er möglicherweise ein Doppelleben führte?« hakte ich nach.
    »Nein, aber was ist das?«
    »Nun, daß er zwei Gesichter besaß. Ein freundliches und ein böses. Er kann möglicherweise mit finsteren Mächten paktiert haben. Das ist alles sehr schwierig. Eines steht fest, Sira. Auch für dich wird sich in der nächsten Zukunft einiges ändern.«
    Sie hob die schmalen Schultern. »Ja, das kann sein. Ich habe mir ein Horoskop erstellen lassen. Es… es war nicht gut.«
    »Darauf sollte man nicht unbedingt hören!« widersprach Suko.
    »Bei mir ist es immer eingetroffen.«
    Wir waren durch die schmalen Gassen gegangen, die kreuz und quer zwischen den abgestellten Wagen einherführten. Vom Rummel her vernahmen wir die Geräusche wie ein nie abreißendes Rauschen. Süßlich klingende Weihnachtsmusik aus den in der Nähe liegenden Geschäften vermischte sich mit dem Wirrwarr der Stimmen. Diese Geräuschkulisse gehörte einfach dazu. Und auch die Chinesen hatten mittlerweile gelernt, wie sie es schafften, den Amerikanern das Geld aus den Taschen zu ziehen. Man brauchte nur auf das Gemüt zu drücken.
    »Wir sind da!« Sira deutete auf einen dunkel angestrichenen Wagen. Kein Wohnmobil, dieses Gefährt mußte noch gezogen werden.
    Er stand ziemlich am Rand. Ein äußeres Zeichen dafür, daß sich auch Mr. Todd als Außenseiter fühlte.
    Im Wagen brannte Licht. Wegen der Vorhänge konnte man

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