Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0518 - Der Vampir von Versailles

0518 - Der Vampir von Versailles

Titel: 0518 - Der Vampir von Versailles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
Abwesenheit weitere Teile der umfangreichen Bibliothek inhaltlich aufzunehmen, Stichwortregister und Inhaltsverzeichnisse zu erweitern und Querverbindungen aufzubauen.
    Unaufgefordert stellte er ihr eine Schale mit Obst sowie eine Karaffe mit Wasser und ein Trinkglas bereit und zog sich dann still zurück. Er war auf das Ergebnis ihrer Arbeit sehr gespannt.
    ***
    Zumindest Nicole war von dem Anblick, der sich ihren Augen bot, enttäuscht. Das Schloß wirkte bei weitem nicht so groß und prunkvoll, wie sie es aus ihrer Zeit in Erinnerung hatte, und an einem unfertigen Seitenflügel erhoben sich Baugerüste. Es wimmelte von Arbeitern - rund 30 000 seien es, hatte Cristofero behauptet. Das war eine für Nicole unvorstellbare Zahl, die sie für maßlos übertrieben hielt. Allerdings schwärmte tatsächlich eine Unzahl von einfach und schmutzig gekleideten Männern umher, die überall am Gebäude und auch im Park arbeiteten.
    Anfangs hatte es sich um ein recht einfaches Jagdschlößchen gehandelt, das Ludwig XIII. sich hatte bauen lassen, weil er bei seinen Jagdausflügen nicht immer in umliegenden Herbergen logieren wollte. Auch sein Sohn und Nachfolger hatte sich von frühester Jugend an lieber hier als in Paris aufgehalten und wohl aus sentimentalen Erinnerungen heraus das ursprüngliche Schlößchen nie antasten lassen, obgleich das später die Baumeister schier zur Verzweiflung brachte, weil es sich kaum richtig in die neue Anlage einfügen ließ und die Arbeiten sehr erschwerte.
    Den Anstoß für den Bau des Prunkschlosses hatte ein Fest gegeben, das der damalige Finanzminister Fouquet in seinem Schloß Vaux-le-Vicomte dem König ausrichtete. 6000 Gäste bewunderten den großzügigen und prunkvollen Bau, und in Ludwig XIV. erwachte der blanke Neid. Es stand einem Minister nicht an, in größerer Pracht zu wohnen als sein König; es erregte allenfalls Verdacht… Fouquets Karriere fand jedenfalls wenig später ein Ende. Ludwig beauftragte den Baumeister Le Vau, den Gartenarchitekten Le Nôtre und den Maler Le Brun im Herbst 1661, mit den Arbeiten zu beginnen. Die drei hatten auch schon Fouquets Schloß gestaltet.
    1670 war Le Vau verstorben, was die Arbeiten aber nur unwesentlich ins Stocken brachte. Inzwischen wurde unter der kundigen Aufsicht seines Nachfolgers fleißig weitergewerkelt. An eine Fertigstellung, so, wie Zamorra und Nicole das Schloß kannten, war aber noch längst nicht zu denken. Auch die Gartenanlagen waren noch weit von ihrer Vollendung entfernt. Nur ein Teil der zahllosen Statuen, die später die Wege säumen sollten, waren mittlerweile vorhanden.
    Aber überall wimmelte es von Menschen.
    Kaum waren die Zeitreisenden ausgestiegen, trieb der Kutscher seine Pferde bereits wieder an. Einige flanierende Menschen warfen Zamorra und Nicole ob ihrer derzeit eher ärmlich wirkenden Kleidung mißbilligende Blicke zu. Park und Schloß hatten zwar immer allen Bürgern offen gestanden, aber man achtete doch sehr auf ein gepflegtes Erscheinungsbild.
    »Was nun, großer Meister?« fragte Nicole. »Sollen wir hier stehen bleiben, bis uns der Efeu um die Knie rankt?«
    Don Cristofero reckte sich, was für eine Umverteilung von etwa zwei Zentimetern von der Breite in die Höhe sorgte. »Man folge mir«, entschied er hoheitsvoll. Der Gnom eilte voraus, um Türen zu öffnen und Besucher niederen Standes aus dem Weg zu scheuchen. Wie Don Cristofero unterwegs erklärte, bewohnte er während seiner Anwesenheit in Versailles eigene Räumlichkeiten im Schloß. »Natürlich nur ungern, weil ich es im Castillo Montego viel gemütlicher finde«, fügte er hinzu, »aber wenn der König meines Rats bedarf, bleibt mir ja nichts anders übrig, als hier zu logieren.«
    Die »eigenen Räumlichkeiten« entpuppten sich nach einem langen Marsch durch endlose Korridore und stets abfällige Blicke anderer Männer und Frauen als insgesamt sechs ziemlich kleine Zimmer. Eines davon bewohnte Don Cristofero selbst - es war das mit dem Fenster. Die anderen fünf Räume waren eher kleine Kammern, die mit schmalen, harten Betten und ebenso schmalen Spindschränken ausgestattet waren. In den winzigen, dunklen Kammern, die nur durch unscheinbare Öffnungen im Mauerwerk oder durch die Türen zu belüften waren, fanden jeweils vier Personen ihre Schlafplätze. »Nun, man muß schon eine gewisse Anzahl an Dienern haben«, sagte Cristofero. »So verstehe ich Euch bis heute nicht, deMontage, daß Ihr mit nur einem Diener und zwei Weibern auskommt,

Weitere Kostenlose Bücher