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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Gerret ist verschwunden, und Odinsson, der sich für Gerret einsetzte, ist nach wie vor die graue Eminenz im Hintergrund und kriecht nicht aus seinem Versteck heraus!« [2]
    »Wenn wir nur wüßten, welche Beziehung zwischen den beiden besteht«, überlegte Nicole.
    Zamorra winkte ab. »Darüber können wir uns ein andermal den Kopf zerbrechen. Jetzt, denke ich, sollten wir uns um den Schatten kümmern. Wenn ich mir vorstelle, daß es da jemanden gibt, der über die gleiche Fähigkeit verfügt wie Leonardo deMontagne - Satan hab’ ihn selig -, wird mir verflixt unbehaglich.«
    »Hoffentlich bleibt dir noch genug Zeit«, sagte Nicole. »Wie willst du die Sache angehen? Wir wissen nur, daß es einen Schatten geben soll und der Ermordete kurz vor seinem Ableben Streit mit einer Freundin seiner Schwester hatte.«
    »Genau diese ›Schwesterfreundin‹«, sagte Zamorra, »schauen wir uns mal näher an.«
    »Du meinst…?«
    »Ich meine«, nickte Zamorra. »Vielleicht ahnt sie nicht einmal etwas von ihrer Fähigkeit. Vielleicht wird sie von ihrem Unterbewußtsein gesteuert, ohne daß sie selbst etwas davon merkt. Wünschen wir nicht alle irgendwann mal jemandem die Pest an den Hals?«
    Nicole zuckte mit den Schultern. »Na gut. Fahren wir zu dieser ›Schwesterfreundin‹.«
    ***
    Francine schluckte. Sie schaffte es! Im Sessel sitzend, sah sie, wie ihr Schatten sich zu bewegen begann. Eine Lampe warf diesen Schatten gegen die Wand, und sie beobachtete, wie unter dem Zwang ihres Willens der Francine-Schatten sich aus dem Sessel-Schatten erhob und sich einen Meter weit entfernte, ohne daß Francine sich vom Fleck rührte.
    Es war unglaublich!
    Fast hätte sie einen jubelnden Schrei ausgestoßen.
    Weitergehen! befahl sie ihrem Schatten und vergewisserte sich immer wieder, daß sie sich das Schattengebilde an der Wand nicht nur einbildete, sondern daß es tatsächlich vorhanden war, daß sie selbst jetzt keinen Schatten mehr warf. Nur der Sessel tat das noch…
    Weitergehen!
    Ihr Schatten gehorchte ihr. Er näherte sich jetzt der Zimmertür und erinnerte Francine damit an jenen Augenblick im Büro, als sie es gerade noch geschafft hatte zu verhindern, daß die dunkle Silhouette ins Chefzimmer eindrang. Wieso hatte Yvette nichts davon bemerkt? Aber vermutlich hatte die Kollegin zu sehr auf Francines Gemütsverfassung geachtete, als daß sie solche »Kleinigkeiten« hätte bemerken müssen.
    Benutze die Tür! Verlasse das Zimmer! Francine dachte ihre konzentrierte Anweisung, als würde sie zu einem Fremden sprechen. Dabei war es in Wirklichkeit doch nur sie selbst, die da agierte - oder nicht? War ihr Schatten vielleicht zu etwas Fremdem, Eigenständigem geworden?
    Gespannt wartete Francine darauf, was der Schatten jetzt tun würde, der sich an der Wand entlang bewegte und dabei aussah, als werde er von einem Menschen geworfen, der sich langsamen Schrittes der Tür näherte. Würde er gleich den Arm ausstrecken und die Klinke niederdrücken, um die Tür nach innen aufzuziehen und in den Flur hinauszutreten?
    Der Schatten lag jetzt auf der Tür, begann jäh zu schrumpfen und kroch unter ihr hindurch, den winzigen Spalt zwischen Tür und Teppich nutzend, durch den sich höchstens eine Postkarte schieben ließ! Im nächsten Moment war von dem Schattengebilde nichts mehr zu sehen!
    Francine schloß die Augen.
    Sie wollte aufspringen, zur Tür eilen und sie aufreißen, um zu sehen, was aus ihrem Schatten geworden war, als sie im nächsten Moment glaubte, draußen auf dem Flur zu stehen! Sie sah sich dort, als befinde sie sich körperlich in dem schmalen Raum, der die Zimmer ihrer Wohnung mit der Außentür verband - und als sie ihre Augen erschrocken wieder öffnete, da saß sie in Wirklichkeit immer noch im Sessel ihres Wohnzimmers.
    »Das gibt’s doch nicht!« entfuhr es ihr überrascht.
    Erneut schloß sie die Augen, um »sich« im nächsten Moment wieder im Flur vorzufinden!
    Wieder die Augen auf - Sessel! Augen schließen - Flur!
    Sie konnte den Schatten nicht nur steuern, sondern auch mit ihm sehen! Er zeigte ihr, wie es im Flur aussah! Das war eine fantastische Fähigkeit, geradezu unvorstellbar. Auf diese Weise konnte sie erkennen, was sich in anderen Zimmern oder überhaupt an einem anderen Ort abspielte, ohne selbst dort anwesend zu sein! Sie brauchte nur ihren Schatten hinzusteuern!
    Aber war er jetzt überhaupt noch steuerbar, wo sie ihn nicht mehr selbst sehen konnte, weil sich dazwischen die geschlossene Wohnungstür

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