0519 - Schatten des Grauens
verzichtete dann darauf, der Sache sofort nachzugehen. Wer wußte, wo Zamorra sich inzwischen aufhielt. Er hatte keine Zeit, die er mit einer Sache verschwenden konnte. Und wenn er Zamorra jetzt nicht bekam, dann eben später. Es war nur ärgerlich, daß Francine Belo ihn daran gehindert hatte, seinen Feind zu töten. Immerhin hatte er es schon geschafft, die Abwehr-Reaktion von Zamorras Amulett gewaltig zu stören, indem er seinen Schatten mit Dhyarra-Magie verstärkt hatte. Und die Energien von Amulett und Dhyarra-Kristall vertrugen sich nicht so recht miteinander.
Seine Pläne gingen bereits weiter. Er hatte Belo wahrscheinlich weitgehend unter Kontrolle. Ob sie ihm wirklich so gehorchte, wie er es wollte, würde er in Kürze testen. Ünd vielleicht gelang es ihm, Zamorra über sie unschädlich zu machen.
Er verließ das Haus und wanderte die Straße entlang. Als er ein Taxi sah, hielt er es an und ließ sich nach Lyon bringen, wo er ein Hotelzimmer gemietet hatte.
Schließlich war er ja nicht der Schattenfrau wegen hier, sondern hatte auch noch andere Dinge zu erledigen.
***
Zamorra öffnete die Augen. Er fühlte sich, als hätte er ungeschützt an einer Hochspannungsleitung gehangen. Als er sich aufrichten wollte, hatte er Schwierigkeiten.
Dhyarra-Schock, verriet ihm die telepathische Stimme des Amuletts, das glaubte, damit alles gesagt zu haben. Für Zamorra reichte es. Er war von einem Schatten angegriffen worden, Dhyarra-Energie hatte die Abwehrkraft des Amuletts beeinträchtigt -beides zusammen führte zu dem Schluß, daß entweder Eysenbeiß hinter der Aktion steckte, oder daß Francine tatsächlich die »Schattenfrau« war und ebenfalls zur DYNASTIE DER EWIGEN gehörte. Beides war gleich unangenehm zu bewerten.
Jemand beugte sich über ihn; eine etwas rundliche Frau Anfang der 50. »Wie geht es Ihnen, Monsieur?« erkundigte sie sich besorgt. »Es polterte an der Haustür, und mein Mann und ich fanden Sie bewußtlos auf unserer Schwelle. Wir haben Sie hereingeholt. Was ist geschehen? Sind Sie vielleicht krank?«
Zamorra schüttelte den Kopf.
»Es ist nichts«, sagte er. »Alles in Ordnung. Eine vorübergehende Schwäche. Ich kann sie mir selbst nicht erklären. Mein Name ist übrigens Zamorra.«
»Stellaine.« Der Mann deutete auf sich und seine Frau. »Vielleicht sollten wir besser einen Arzt rufen.«
»Ich bin schon wieder in Ordnung«, versicherte Zamorra und setzte sich auf. »Herzlichen Dank für Ihre Hilfe.«
»Vielleicht wäre es doch besser, einen Arzt hinzuzuziehen. Dürfen wir Ihnen etwas anbieten? Wollten Sie zu uns?«
»Eigentlich wollte ich zu Mademoiselle Belo«, gestand Zamorra. »Ich hatte auch schon bei ihr angerufen. Aber sie geht nicht ans Telefon, und sie macht auch nicht auf.«
»Dabei ist sie zu Hause. Sie hat auch Besuch empfangen, eben waren Schritte auf der Treppe. Der Besucher ist wohl gerade gegangen«, informierte Madame Stellaine. »Das ist ja seltsam. Was wollten Sie denn von Mademoiselle Belo?«
»Es ist etwas Geschäftliches«, wich Zamorra aus. Er fühlte sich allmählich wieder besser. Monsieur Stellaines Sorge blieb. »Sind Sie sicher, daß Sie keinen Arzt benötigen?«
Und wie sicher Zamorra war! Wesentlich mehr als sein Zustand machte ihm die Information zu schaffen, Francine Belo habe Besucht gehabt. Eysenbeiß?
»Ich klopfe einfach mal oben an«, versprach Madame Stellaine und verließ das kleine Wohnzimmer. Zamorra erhob sich, um ihr sofort zu folgen. »Verzeihen Sie«, sagte er. »Ich danke Ihnen für Ihre Bemühungen, aber ich glaube, ich komme jetzt schon allein zurecht.«
Madame Stellaine sah ihn durchdringend an.
»Estelle!« sagte Monsieur. »Ich denke, dieser Mann weiß, was er tut. Äh, Monsieur Zamorra, sind Sie ganz sicher, daß Sie wirklich keinen Arzt benötigen?«
»Absolut«, erwiderte der Dämonenjäger. Er lächelte. »Sollte ich noch einmal Probleme haben, wird Mademoiselle Belo sich bestimmt darum kümmern. Nochmals, herzlichen Dank für Ihre Hilfe.«
Er schob sich an Madame vorbei zur Wohnungstür. Er war froh, als er sich wieder im Treppenhaus befand. Natürlich mußte er einen recht zwiespältigen Eindruck bei den beiden Leuten hinterlassen haben. Außerdem war er ziemlich sicher, daß sie ihm das Leben gerettet hatten. Warum der Schatten ihn nicht sofort getötet hatte, war ihm unklar, aber jetzt gab es zwei Menschen, die wußten, daß er hier aufgetaucht war. Wenn ihm jetzt etwas zustieß, würden diese beiden Personen
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