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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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die Augen öffnete, war ihr Schatten auch schon wieder bei ihr selbst. Sie sprang auf und rüttelte Salem. »Hören Sie sofort damit auf!«
    Er öffnete die Augen. Offenbar funktioniert der posthypnotische Befehl doch nicht so hundertprozentig, wie ich es mir vorgestellt habe, dachte er. Sie hätte mich nicht an meinem Tun hindern dürfen!
    »Sie wissen nicht, was das für ein Wesen ist«, sagte Eysenbeiß-Salem gezwungen ruhig. »Haben Sie… hat Ihr Schatten nicht das grüne Aufleuchten gesehen? Und diesen grellen Blitz? Das ist kein Mensch.«
    »Was dann?« stieß sie wild hervor. »Ein kleines grünes Männchen vom Mars oder was?«
    Eysenbeiß-Salem schüttelte den Kopf. Boshaft zu lügen, war ihm noch nie schwergefallen. »Jenes Etwas, das ich sofort durchschaute, obgleich es sich die äußere Gestalt eines Menschen angeeignet hat, ist etwas unsagbar Böses. Allein seine Reaktion müßte Ihnen gezeigt haben, daß es nicht menschlich sein kann! Es muß ausgetilgt werden.«
    Francine ließ sich in ihren Sessel zurückfallen. Sie atmete tief durch. »Ich verstehe das alles nicht«, flüsterte sie. Sie - beziehungsweise ihr Schatten - hatte in dem Mann an der Tür jenen Fremden wiedererkannt, der mit der grauen Limousine gekommen war und versucht hatte, Kontakt zu ihr aufzunehmen. Und das sollte kein Mensch sein? Und wer war dann der Mann, der mit Laserstrahlen auf ihn und seine Begleiterin geschossen hatte?
    »Gehen Sie, Monsieur Salem«, flüsterte sie.
    »Aber ich habe nur versucht, Sie zu schützen.«
    »Gehen sie«, wiederholte Francine. »Sofort. Verlassen Sie meine Wohnung, oder ich rufe die Polizei.«
    »Was habe ich Ihnen getan? Ich habe etwas unsagbar Fremdes unschädlich zu machen versucht«, behauptete Eysenbeiß dreist. »Ist das Ihr Dank dafür? Es hätte sie getötet, wenn es ihm gelungen wäre, in Ihre Wohnung einzudringen!«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Ich glaube Ihnen das nicht. Ich will meine Ruhe haben. Ich will nicht, daß mein Schatten sich bewegen kann. Ich will das alles vergessen. Verschwinden Sie!«
    Eysenbeiß-Salem sah sie durchdringend an. »Sind Sie sicher, daß Sie das wirklich wollen, Mademoiselle Belo?«
    »Gehen Sie endlich!« schrie sie ihn an. »Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Er zuckte mit den Schultern und zeigte wieder sein sympathisches Lächeln, mit dem er ihr aber in diesem Augenblick so unheimlich wurde, wie kein anderer Mensch jemals zuvor.
    »Na schön, wenn Sie es unbedingt wollen… aber wenn Sie meine Hilfe brauchen, denken Sie einfach intensiv an mich. Ich werde es über meinen Schatten spüren und versuchen, zurückzukehren und Ihnen zu helfen. Ich hoffe nur, daß ich dann nicht zu spät komme.«
    Mit dieser unheimlichen Andeutung wandte er sich ab und verließ ihre Wohnung. Als sie seine Schritte draußen auf der Treppe hörte, schickte sie ihren Schatten los, um ihn die Tür abschließen zu lassen - und rief ihn sofort wieder zurück. Sie erhob sich statt dessen, um die Wohnungstür selbst zu verriegeln. Sie wollte ihren Schatten nicht mehr einsetzen. Sie wollten nur noch ihre Ruhe haben. Und sie war regelrecht entsetzt darüber, daß sie im ersten Moment den Schatten hatte benutzen wollen. Hatte sie sich denn in so kurzer Zeit schon so sehr daran gewöhnt? Das durfte nicht sein! Sie durfte sich nie daran gewöhnen, denn es war nicht normal!
    Sie wollte ihre Fähigkeit nicht mehr einsetzen, ganz gleich, mit wem oder was sie es zu tun bekam. Ob mit Salem oder mit jenem Fremden, der mehrmals versucht hatte, Kontakt mit ihr aufzunehmen - und das jedesmal auf normale Art und Weise. Nicht so, wie es Salem getan hatte, indem er seinen Schatten vorausschickte und diesen eine Notiz auf den Zeitungsrand schreiben ließ.
    Francine wußte nicht mehr, woran sie war. Sie wünschte, sie hätte diese eigenartige Fähigkeit niemals entwickelt.
    Aber vielleicht würde sie bis ans Ende aller Tage damit leben müssen…
    ***
    Das Poltern an der Haustür hatte das Vermieter-Ehepaar aufmerksam gemacht. Von den Schatten bekamen sie nichts mit, aber sie fanden Zamorra bewußtlos vor der Haustür. Also holten sie ihn erst einmal in ihre Wohnung, um sich dort um ihn kümmern zu können. So kam es, daß Eysenbeiß-Salem beim Verlassen des Hauses Zamorra zu seiner Verwunderung nicht mehr vorfand. Sekundenlang blieb er stehen, überlegte, kam auch auf den Gedanken, daß jemand - seine Gefährtin oder ein Fremder, ein Passant? -Zamorra aus dem »Schußfeld« geholt haben könnte, aber er

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