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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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aber ich habe doch noch ein paar andere Mandanten, die es zwischendurch auch mal ganz gern sähen, wenn ich mich um ihre Fälle kümmern würde. Du solltest dir die Leute, mit denen du dich anlegst, besser aussuchen.«
    »Ich dachte immer, Ärzte wären die einzige Berufsgruppe, die’s darauf anlegt, arbeitslos zu werden, indem sie Patienten heilen. Daß Anwälte sich über Arbeit beklagen, ist mir neu… na schön, ich danke dir für deine Mühen und sehe stirnrunzelnd der Rechnung entgegen.«
    »Nun leg bloß noch nicht auf«, verlangte Flambeau. »Ich sprach von zwei Nachrichten.«
    »Häh?« machte Zamorra. »Ich dachte, das wären schon zwei.«
    »Eins a und eins b«, gab Flambeau zurück. »Zwei lautet: Wecke keine schlafenden Löwen. Du - beziehungsweise deine Sekretärin, oder was auch immer sie darstellt - ihr habt heute eine Autodiebstahlmeldung abgegeben und dann keine Anzeige erstattet, als die Polizei euren Wagen aufspürte. Damit macht ihr euch keine Freunde beim innerstaatlichen Trachtenverein. Wie man mir zutrug, fühlten sich die Herren Gesetzeshüter ein wenig verkaspert.«
    »Woher willst du das denn schon wieder wissen?«
    Flambeau lachte leise. »Ein guter Anwalt hat viele Ohren.«
    »Nicole sagte, bei dem Autodiebstahl sei Magie im Spiel gewesen und der Dieb selbst ein Opfer. Warum ihn von der Gesetzesmühle plattmahlen lassen?«
    »Diesen humanitären touch haben die Flics aber gar nicht so recht verstanden. Konnten sie natürlich auch nicht. Trotzdem - paßt nächstens etwas auf, und laßt euch nicht wieder beklauen. Gevatter Staatsanwalt brabbelte nämlich auch was davon, daß er sich die Brandstiftungsakte noch mal aus dem Archiv holen lassen wolle, von damals, als euer Château halb abfackelte. Ist damals nicht auch dein alter Freund Bill Fleming ums Leben gekommen? Darüber soll dein spezieller Freund Odinsson auch eine offene Akte haben, mit der er dir an den Kragen möchte.« [3]
    »Verdammt, können mich diese Leute nicht einfach mal ein paar Tage in Ruhe lassen?« knurrte Zamorra. »Nächstens werde ich noch unter Anklage gestellt, weil ich eine Fliege erschlage! Zum Teufel, das hat’s doch früher nicht gegeben.«
    »Früher hattest du es mit Gespenstern und Dämonen zu tun. Die regeln alles auf ihre Weise. Jetzt aber hast du einen menschlichen Gegner, und der benutzt menschliche Methoden, um dir ans Leder zu gehen. Ganz gleich, ob er nun Odinsson heißt oder zum ›Office for Special Affairs‹, also zum Geheimdienst der Paracience-Sekte gehört. Bist du sicher, daß Odinsson kein Parascientist ist?«
    »Nein«, fauchte Zamorra, dem die Unterhaltung immer weniger gefiel. »Aber vielleicht solltest du mal einen Detektiv darauf ansetzen.«
    »Mach einen schriftlichen Auftrag draus, und ich tu’s«, versprach Flambeau. Zamorras Antwort darauf ist nicht offiziell überliefert.
    ***
    Das Telefon schlug an; Francine Belo führte den Hörer zum Ohr. Eysenbeiß-Salem ließ sich Bericht erstatten. Francine schilderte ihm, wie einfach es gewesen war, mit ihrem Schatten das Ziel zu erreichen.
    »Legen Sie jetzt nicht auf«, verlangte Eysenbeiß-Salem. »Lassen Sie Ihren Schatten das Hauptgebäude betreten.«
    Francine gehorchte; sie hatte keine andere Wahl.
    Der Schatten glitt durch die weißmagische Abschirmung hindurch in den »Burghof«, huschte über das regennasse Kopfsteinpflaster hin zum Haupteingang und kroch durch das Schlüsselloch ins Innere des Gebäudes.
    »Haben Sie es geschafft?« wollte Eysenbeiß nach angemessen kurzer Zeit wissen.
    »Ja«, sagte Francine matt.
    »Dann suchen Sie nach Professor Zamorra.«
    Den Telefonhörer immer noch in der Hand, steuerte Francine ihren Schatten weiter. Ihr anderer Schatten versuchte krampfhaft, sich von ihrem Körper zu lösen.
    ***
    Raffael Bois, der alte Diener, oft genug auch der »gute Geist von Château Montagne« genannt, machte seine obligatorische abendliche Schlußrunde durchs Gebäude. Das hieß zwar nicht, daß Ruhe einkehrte - der Professor und seine Sekretärin, die längst zu seiner Lebensgefährtin und damit zur inoffiziellen Schloßherrin geworden war, waren beides Nachtmenschen. Aber auch, wenn sie nicht daheim waren, wurde es mittlerweile abends nicht mehr still; der kleine Sir Rhett Saris ap Llewellyn, noch kein Dreivierteljahr alt, pflegte zu den unmöglichsten Zeiten zu erwachen und lautstark nach mütterlicher und sonstiger Fürsorge zu krähen - mit einer durchdringenden Stimme, die selbst von den dicken, massiven

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