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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu vergewissern. Auf dem Korridor im ersten Obergeschoß lief sie ihm über den Weg; sie hatte sich umgezogen und wollte zu Zamorra ins Arbeitszimmer. Raffael sah genau hin; sie besaß ihren Schatten.
    »Warum starren Sie mich so an, Raffael?« fragte sie erstaunt.
    Der alte Diener lächelte. »Vielleicht werden Sie mich für verrückt halten«, sagte er, »aber ich dachte anfangs, es handele sich um Ihren Schatten, der sich durchs Château bewegt.«
    Nicole wurde blaß.
    »Schatten?«
    »Natürlich«, erwiderte Raffael. »Ist das ein neues magisches Experiment?«
    »Keineswegs«, erwiderte Nicole bleich. Sie stürmte ins nächstgelegene Zimmer und schaltete die Sprechanlage ein, die praktisch alle bewohnten Räume des Châteaus miteinander verband. »Chef, wir haben unerwünschten Besuch…«
    ***
    In Francine tobte es. Der Mordbefehl hämmerte in ihr. Finde Professor Zamorra und töte ihn! Aber sie war keine Mörderin! Sie konnte doch nicht einfach einen Menschen umbringen! Es machte ihr schon genug zu schaffen, daß durch das Verschulden ihres Schattens, also ihres Unterbewußtseins, Claude Arpad umgekommen war. Oder war der Mörder vielleicht gar nicht ihr Schatten gewesen, sondern der von Monsieur Yared Salem?
    Sie konnte sich nicht an diese vage Hoffnung klammern. Sie mußte darum kämpfen; sich gegen den Mordbefehl zur Wehr zu setzen. In ihr steckte immer noch das Entsetzen, das sie gepackt hatte, als sie Zusehen mußte, wie Salems Schatten diesen Mann namens Zamorra angriff.
    Aber der Befehl war zwingend. Wie sollte sie sich ihm widersetzen?
    Sie mußte es tun!
    Und sah nicht, wie ihr zweiter Schatten sich endlich von ihr löste, um selbständig durch das Wohnzimmer zu »gehen«.
    ***
    »Einer der beiden Schatten? Hier im Château?« stieß Zamorra überrascht hervor.
    »Habe ich das nicht laut und deutlich gesagt?« fragte Nicole zurück. »Und wenn du mich jetzt auch noch fragst, wie das möglich ist, muß ich passen. Immerhin deutet dieses Eindringen ja wohl darauf hin, daß es sich nicht um Schwarze Magie handeln kann. Raffael hat die Abschirmung gerade erst kontrolliert.«
    »Dann hatte ich unterwegs also doch recht«, murmelte Zamorra. »Als ich glaubte, hinter uns so etwas wie einen Schatten zu sehen. Ich komme zu euch. Wo steckt ihr?«
    Nicole nannte ihren Standort. »Versuche, dem Schatten nicht über den Weg zu laufen«, warnte sie. »Er scheint etwas zu suchen und klappert systematisch alle Räume einer Etage ab. Jetzt ist er…?« Fragend sah sie Raffael an.
    »In der Nähe der Treppe, die nach oben führt, habe ich ihn zuletzt gesehen«, erklärte der Diener. »Übrigens scheint es mir der Schatten einer Frau zu sein. Deshalb hatte ich anfangs den Verdacht…«
    Nicole stoppte seinen Redefluß mit einer Handbewegung. »Paß auf dich auf, Chef«, warnte sie Zamorra. »Denke daran, daß das Amulett dich beim ersten Angriff nicht schützen konnte.«
    »Ich vermute, daß da Dhyarra-Energie im Spiel war, wenn Eysenbeiß dahintersteckte. Den Dhyarra-Kristall hast immer noch du bei dir, oder?«
    »Ich war gerade unterwegs zu dir, um ihn im Safe zu deponieren. Das erübrigt sich jetzt ja wohl. Vielleicht sollten wir den Schatten vermittels des Dhyarra-Kristalls einer hochnotpeinlichen ›Befragung‹ unterziehen.«
    »Nicht schlecht, der Vorschlag, Frau Großinquisitor. Vorläufig Ende.« Es knackte in der Verbindung. Die Sprechgeräte brauchten zwar nicht eigens ausgeschaltet zu werden, da sie in ständiger Bereitschaft waren und per Knopfdruck gezielt oder allgemein angesprochen werden konnten, aber es gab über eben diese Knopfdruckzeichen und das Stromspannungsknacken Möglichkeiten, auch nonverbale Hinweise zu geben - so wie jetzt, daß Zamorra sein Arbeitszimmer verlassen wollte und deshalb vorerst nicht mehr ansprechbar war.
    Nicole griff in die Tasche ihrer engen Jeans; ihre Finger umschlossen den Dhyarra-Kristall 3. Ordnung. Der Kristall des Ewigen Yared Salem, über den Eysenbeiß in Salems Körper natürlich auch verfügen konnte, war mindestens gleichwertig, vielleicht sogar noch eine Stufe mächtiger. Nicole war sich dessen nicht mehr hundertprozentig sicher; es war zu lange her, daß sie seinerzeit mit Yared Salem zu tun gehabt hatten.
    Wenn wirklich Eysenbeiß hinter diesem Schatten steckte und ihn mit Dhyarra-Energie »aufmotzte«, wie Zamorras Amulett vermutet hatte, dann wurde es in dem Moment gefährlich, in dem sie versuchten, diesem Schatten mit ihrem Kristall 3. Ordnung zu Leibe zu

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