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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verfolgt?«
    »Ich dachte, ich hätte einen Schatten gesehen…«
    »Bei Nacht, auf unbeleuchteter Straße?«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich war es nur Nervosität. Bei Nacht sind alle Schatten schwarz. Es wird Zeit, daß wir nach Hause kommen.«
    Auch Nicole sah jetzt öfter in den Rückspiegel. Einmal wurden sie von einem anderen Auto eingeholt und überholt, und im Scheinwerferlicht, das sich auf der regennassen Straße spiegelte, glaubte diesmal auch Nicole etwas wie einen Schatten zu erkennen, aber auch sie konnte sich nicht sicher sein. Als sie sich schließlich im weißmagisch geschützten Bereich von Château Montagne aufhielten, war endgültig nichts mehr von einem Verfolger zu sehen.
    Es war wohl doch nur eine Täuschung gewesen…
    ***
    Es sah aus, als schliefe Francine Belo. Sie lag mehr, als sie saß, im Sessel neben dem Telefon, hielt die Augen geschlossen und beobachtete so, was ihr Schatten tat: Er folgte dem BMW.
    Der Schatten hatte ihn noch erreicht, ehe er losfuhr, und je länger die Verfolgung dauerte, desto leichter fiel es Francine, den Schatten zu steuern und der Geschwindigkeit des Autos anzupassen. Es gab überhaupt kein Problem. Es war gerade so, als verfolge sie einen Film, oder als träume sie. Ihr wurde bewußt, daß sie praktisch überall zugleich sein konnte. Sie mußte es nur wollen.
    Dabei befand sie sich immer noch in dem von Eysenbeiß telefonisch herbeigeführten Trancezustand, in dem sie nichts anderes tun konnte, als seine Befehle auszuführen. Sie begriff überhaupt nicht, daß sie unter fremder Kontrolle stand. Sie verfolgte nur den BMW und stellte dabei fest, daß er genau den Weg nahm, den ihr Salem beschrieben hatte.
    Sie wußte nicht, wieviel Zeit vergangen war, bis sie das Château schließlich vor sich sah. Der BMW fuhr auf den großen Vorplatz im Innenhof des von einer hohen Mauer geschützten Gebäudekomplexes. Francine Belo wartete ab. Ihr Schatten verharrte so, daß niemand ihn wahrnehmen konnte.
    Francine wartete auf neue Anweisungen.
    Und bemerkte nicht den Schatten, den sie selbst im Zimmer warf…!
    ***
    »Monsieur Flambeau hat angerufen«, berichtete der alte Diener Raffael Bois. »Es geht um Odinsson. Sie möchten zurückrufen.«
    Zamorra und Nicole sahen sich an. »Es wird ein Grund zum Feiern oder zum Kofferpacken sein«, prophezeite Nicole. Zamorra verschwand in seinem Arbeitszimmer, stellte beim Marsch durch die Korridore des Châteaus fest, wie ruhig es war und kam zu dem Schluß, daß Lady Patricia und ihr kleiner Sohn sich bereits zurückgezogen haben mußten. Er tastete die Direktwahl ein und hatte wenige Minuten später tatsächlich Flambeau in der Leitung; der Anwalt war noch wach und beschäftigt.
    »Ich habe zwei Nachrichten für dich, Professor«, erklärte er ohne Umschweife. »Die erste: Der Richter hat den Haftbefehl nicht unterschrieben. Aber nicht, weil du etwa aus dem Schneider wärst, sondern weil der Antrag von Interpol kam, wie immer, wenn Odinsson seine Finger im Spiel hat. Interpol wurde in diesem Fall aber für nicht zuständig erklärt; es ist eine Angelegenheit der nationalen Kriminalpolizei. Und die wird vermutlich jetzt die Ermittlungen aufnehmen.«
    »Das heißt also, das Spiel geht weiter«, brummte Zamorra. »Kannst du auch da etwas unternehmen?«
    »Wenn das so einfach wäre«, seufzte Flambeau. »Ich kann Polizei und Staatsanwaltschaft nicht einfach aus der Welt schaffen. Fakt ist, daß jemand getötet wurde in Tateinheit mit Brandstiftung. Daß das Opfer ein Vampir war, interessiert die Behörden nicht, weil es Vampire in dieser Form nicht zu geben hat. Höchstens als eine südamerikanische Fledermausart. Aber der Staatsanwalt meinte, er hätte noch nie davon gehört, daß brasilianische Vampirfledermäuse über französische Pässe verfügten und in Frankreich Besitztum hätten und ganz ordentlich Steuererklärungen abgeben würden.«
    »Na wunderbar«, knurrte Zamorra. »Wenn sich das rumspricht, besorgt sich auch Luzifer ’nen französischen Paß, kauft sich ein paar Kubikmeter Haus und macht seinen Lohnsteuerausgleich, und wenn ich ihm dann Weihwasser über die Hörner spritze, darf er mich wegen vorsätzlicher Körperverletzung verklagen?«
    »So ähnlich«, erwiderte Flambeau trocken. »Aber an derlei bin ich ja gewohnt, seit ich dir die Prozeßlawinen vom Hals schaffen muß, mit denen dich Elron Havards Parasciene -Sekte überziehen möchte. Nicht, daß es mir mißfällt, dabei Geld zu verdienen,

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