0519 - Schatten des Grauens
Schatten-Phänomen nicht über den Weg, und ich möchte jemanden hier wissen, der notfalls über Dhyarra-Magie damit fertig wird. Wenn ich mir vorstelle, daß diese Schatten sich an dem Kind oder an Patricia vergreifen könnten, wird mir schlecht…«
»Aber diese Schatten zeigen sich doch nicht aggressiv!« wehrte Nicole ab. »Die sind doch harmlos!«
»Weiß man’s wirklich?« gab Zamorra zurück. »Wenn du dich unbedingt nützlich machen willst, dann rufe Robin an. Er soll seinen Fernseher ausschalten, den Feierabend vergessen und auch zu Belo kommen. Vielleicht brauche ich nämlich polizeiliche Unterstützung, und dann ist es mir lieber, jemanden in der Nähe zu haben, auf den ich mich verlassen kann, statt fremden Beamten erst alles erklären zu müssen, nur um ungläubiges Hohngelächter zu ernten!« Er wirbelte herum und wollte davoneilen, aber Nicole hielt ihn fest. »Warte einen Moment«, verlangte sie.
Fragend sah Zamorra sie an.
Da küßte sie ihn sanft. »Viel Glück«, wünschte sie ihm. »Und vergiß nicht Hut und Mantel - draußen regnet’s!«
»Aahhrg!« ächzte er. »Gerade so, als wenn wir seit hundert Jahren verheiratet wären…«
Er stürmte endgültig davon. Nicole sah ihm lächelnd nach. Dann aber wurde ihre Miene wieder ernst. Die Selbstzerstörungsquote der Schatten war inzwischen höher als die ihrer Neuentstehungen. Alles ging dem absehbaren Ende zu.
Nicole beschloß, Robin anzurufen -und, sobald es keinen Schatten mehr im Château gab, Zamorra zu folgen.
Vielleicht würde er nicht nur polizeiliche Hilfe brauchen.
***
Eysenbeiß wußte jetzt, daß etwas nicht stimmte. Die Rückmeldung hätte längst erfolgen müssen. Entweder in Form einer Bestätigung, daß Zamorra tot war, oder als Beichte, daß es nicht funktioniert hatte. Aber daß Francine Belo sich überhaupt nicht einmal mehr meldete, gab ihm zu denken. Da war nur zwischendurch einmal ein unverständliches Gestammel zu hören gewesen, sonst nichts - und er hatte leises Schaltknacken und Surren in der Leitung gehört, gerade so, als versuche jemand, die Schattenfrau anzurufen, noch während die Leitung zwischen ihrem Apparat und dem in Eysenbeiß-Salems Hotelzimmer bestand.
Er mußte zu ihr!
Deshalb legte er auf, verließ sein Zimmer und ließ sich ein Taxi kommen. Der Verdacht, daß er vielleicht von Belo und Zamorra gemeinsam hereingelegt worden war, wurde in ihm immer größer…
***
Zamorra fuhr so schnell, wie Verkehrsaufkommen und Wetter es zuließen. Trotzdem benötigte er mehr als eine halbe Stunde, um das kleine Dorf zu erreichen und den Wagen schließlich vor dem Haus der Familie Stellaine zu stoppen. Im Parterre brannte schon kein Licht mehr, nur oben in Francine Belos Wohnung. Zamorra seufzte. Daß Belo in der Lage war, ihm die Haustür zu öffnen, konnte er sich nicht vorstellen, drückte aber vorsichtshalber trotzdem auf den Klingelknopf.
Natürlich reagierte die Schattenfrau nicht. Vermutlich war sie dazu auch gar nicht mehr in der Lage.
Zamorras Daumen wanderte zur unteren Türklingel. Dann zögerte er jedoch. Vielleicht war es zu gefährlich, die Stellaines zu wecken. Er fischte in seinem Mantel nach einer Kreditkarte. Das Schloß der Haustür war kein Problem für ihn, und sein schlechtes Gewissen beruhigte er mit dem Gedanken, daß er ja nur zum Wohle der Hausbewohner hier »einbrach«.
Links lag die Tür zur Wohnung der Vermieter, aber bei den Stellaines schien trotz der abendlichen Vorkommnisse schon alles in tiefem Schlummer zu liegen; niemand hatte auf das immerhin recht laute Schalterknacken und das Aufflammen des Lichtes reagiert. Dabei hatte Zamorra eigentlich befürchtet, daß zumindest Madame Stellaine, die personifizierte Neugier, auf dieses Geräusch hin im Morgenmantel aufgetaucht wäre, um festzustellen, wer ihre Mieterin zu dieser späten Stunde noch besuchte -es ging, wie Zamorra nach einem Blick auf die Uhr feststellte, bereits stark auf Mitternacht zu. Nur noch ein Dutzend Minuten…
Vorsichtshalber tastete Zamorra über sein Amulett, ob Schwarze Magie in der Nähe war, aber das schien nicht der Fall zu sein. Er ließ die Haustür offen stehen, damit Robin, wenn er tatsächlich kam, sofort wußte, wo er gebraucht wurde, und eilte die Treppe hinauf. Vor Belos Wohnungstür drückte er abermals auf den Klingelknopf, und das sehr dauerhaft.
Keine Reaktion.
»Mademoiselle Belo!« rief er und unterstützte sein Klingeln jetzt mit lautstarkem Klopfen.
Da hörte er Schritte am Fuß
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