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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schnell, daß ihn weder das Amulett noch der Dhyarra-Kristall hatten schützen können.
    Der Tod brannte in ihm, streckte seine gierigen Klauen aus, griff nach seinem Opfer. Der Körper des Ewigen blutete ebenso, wie der eines Menschen geblutet hätte. Teilweise war er komplett durchschlagen worden. Aber den Schmerz spürte Eysenbeiß nicht; er blockte ihn einfach ab. Immerhin war es ja nicht sein eigener Körper, der da starb, sondern nur der seines unfreiwilligen Wirtes. Yared Salem würde hinübergehen, wie die Ewigen diesen Vorgang am Ende ihrer körperlichen Existenz nannten. Das, was seine sterbliche Hülle war, würde verglühen und sich restlos in Nichts auflösen.
    Eysenbeiß starb dadurch nicht.
    Er wäre vielleicht gestorben, wenn der Schuß ihm den Kopf von den Schultern gerissen hätte, oder wenn die Lebensfunktionen Salems anderweitig abrupt unterbrochen worden wären. So aber hatte er genug Zeit, sich vorzubereiten. Er brauchte nur diesen Körper zu verlassen und einen anderen zu übernehmen.
    Allerdings brachte das Probleme mit sich.
    Er hatte schon einmal eine Odyssee von Körper zu Körper erdulden müssen, weil er nirgendwo richtig untergekommen war, abgestoßen wurde oder es sich um den bereits vergehenden Körper eines Toten gehandelt hatte. Das wollte er nach Möglichkeit nicht noch einmal auf sich nehmen. Außerdem würde er höchstwahrscheinlich seine Machtposition an der Spitze der DYNASTIE DER EWIGEN aufgeben müssen, denn es war nicht damit zu rechnen, daß er in Kürze einen weiteren Ewigen übernehmen konnte, um in seiner Haut und der ERHABENEN-Maske zurückzukehren. Verstrich aber zuviel Zeit, würde er erneut um die Macht kämpfen müssen, weil die Ewigen bis dahin dafür sorgen würden, daß ein anderer zum ERHABENEN gekrönt wurde - sie brauchten einen Boß, und sie sorgten schon von selbst dafür, daß sie im Zweifelsfall nie zu lange ohne Führung waren.
    Das alles war nicht in seinem Sinn.
    Aber vielleicht gab es für ihn noch eine andere Möglichkeit.
    Er steckte schließlich im Körper eines Ewigen, nicht in dem eines Menschen, auch wenn sie sich äußerlich absolut glichen. Gewisse Funktionen waren jedoch anders.
    Eysenbeiß zwang Salem, sich zu bewegen. Er kroch vom Pflaster weg zwischen die Blumenrabatten, verbarg sich hinter Sträuchern. Er brachte den allmählich absterbenden Körper dazu, den Dhyarra-Kristall in die Hand zu nehmen, zu aktivieren und Blutungen zu stillen, Wunden zu schließen.
    Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Was würde schneller sein: die vom Geist erzwungene Wiederherstellung des Körpers oder der Tod?
    Magnus Friedensreich Eysenbeiß kämpfte um sein Leben.
    Und dabei ging er ein Risiko ein, das er nicht bedacht hatte: Solange er sich den Dhyarra-Kristall und die Selbstheilung konzentrierte, hatte er keine Gelegenheit, vorsichtshalber auch noch nach einem neuen Wirtskörper Ausschau zu halten, der seinen Geist aufnehmen konnte, falls er es nicht schaffte!
    Der Tod beugte sich immer noch mit ausgestreckten Händen über ihn und fieberte darauf, endlich zupacken zu dürfen…
    ***
    Zamorra hob beide Hände und streckte sie vom Körper weg. »Ich bin nicht bewaffnet. Schießen Sie nicht, Monsieur Stellaine«, sagte er.
    »Sie?« stieß der Hausbesitzer entgeistert hervor. »Was zum Teufel machen Sie mitten in der Nacht hier? Wer war der andere? Was soll das alles?«
    Zamorra entfernte sich etwas von dem brüchigen Boden. »Lassen Sie mich nach Salem schauen«, bat er. »Vielleicht benötigt er Hilfe.«
    »Salem? Wer soll das sein?«
    »Der Mann, auf den Sie geschossen haben.«
    »Nichts da«, dröhnte Stellaine. »Sie bleiben, wo Sie sind. Mit ihnen stimmt doch was nicht, und Sie wollen die Gelegenheit nur ausnutzen, um zu entwischen! Der andere kann das nicht mehr, der ist so tot, wie er nur sein kann!«
    »Fürchten Sie nicht, daß man Ihnen eine Mordanklage anhängt?«
    »Mord?« Stellaine schüttelte den Kopf. »Das war Notwehr. Sie werden’s bezeugen, und wenn Sie es nicht tun, tut es immer noch meine Frau.«
    Als habe sie nur auf das Stichwort gewartet, tönte ihre Stimme auf: »Ich habe alles gesehen. Der andere hat Jean mit der Pistole bedroht und wollte schießen«, sagte sie vernehmlich laut aus dem Hintergrund der Wohnung; sie war so nah, daß sie vermutlich sogar mit in Gefahr gewesen war, von Eysenbeiß erschossen zu werden.
    »Ich werde die Polizei anrufen«, fuhr Madame Stellaine fort.
    »Mit etwas Glück ist die sogar schon unterwegs«,

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