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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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der Treppe. Die Stellaines waren also doch noch wach geworden. Oder war es schon der Chefinspektor?
    Er wandte sich um. »Robin?« fragte er.
    Aber es waren nicht die Stellaines und auch nicht Pierre Robin aus Lyon.
    Es war Yared Salem, der Ewige, in dessen Körper der Geist des Dybbuks Eysenbeiß steckte. Eysenbeiß-Salem zog eine Strahlwaffe aus der Manteltasche, richtete sie nach oben auf Zamorra und löste den Laserimpuls aus.
    ***
    Auch die Schatten in Francines Wohnung zeigten Auflösungserscheinungen, aber immer noch produzierte ihr unruhiger Geist weitere Exemplare. Die meisten zerfielen bereits, kaum daß sie entstanden waren, wurden löchrig, brachen auseinander, zerflatterten.
    Francine Belo saß starr in ihrem Sessel, den Kopf zurückgelehnt; in der herabgesunkenen Hand immer noch den stummen Telefonhörer. Sie nahm nichts mehr von dem wahr, was um sie herum geschah; sie hörte nicht die Türklingel, nicht das Klopfen und Rufen, und auch nicht, was anschließend geschah.
    Ihr Bewußtsein war blockiert.
    Es konnte nur noch einen Schatten nach dem anderen produzieren, flüchtete sich vor dem Mordbefehl in die Verwirrung.
    Ihr Gesicht war totenblaß, ihr Puls flatterte. Die Produktion der Schatten verlangte ihr unglaubliche Kraft ab. Über kurz oder lang würde sie daran sterben.
    Ihr sich immer noch abkapselndes Unterbewußtsein zog den Tod dem Gehorchen ebenso vor wie dem Wahnsinn.
    ***
    Zamorra warf sich zur Seite. Der Laserstrahl fauchte haarscharf an seinem Kopf vorbei und fraß ein Loch in den Türrahmen. Das Holz begann zu glimmen. Als Eysenbeiß-Salem die Schußbahn korrigierte, hatte Zamorra sich bereits fallengelassen und brachte sich mit einer Rolle seitwärts aus der direkten Schußlinie. Aber Eysenbeiß dachte gar nicht daran, jetzt in eine günstigere Schußposition zu stürmen.
    Er feuerte von unten in den Beton des Etagenabsatzes, auf dem Zamorra lag, jagte einen Laserstrahl nach dem anderen in die Konstruktion, die sich erhitzte, spröde wurde und erste laut knackende Risse bildete.
    Zamorra wußte nicht, ob Eysenbeiß sich erst nach seinem Eintreffen lautlos herangepirscht hatte, oder ob er bereits vorher unter der Treppe gelauert hatte. Schlimm genug war es, daß das Amulett seine schwarzmagische Nähe nicht angezeigt hatte. Aber möglicherweise war das dem gleichen Effekt zuzuschreiben, den Zamorra ja schon bei seiner Verfolgung hatte feststellen müssen: Eysenbeiß hatte gelernt, sich mit seinem eigenen Amulett abzuschirmen!
    Zamorra war sich bewußt, daß sein Gegner momentan die besseren Karten hatte. Die Laserstrahlen durchdrangen den Beton zwar nicht, aber sie würden ihn über kurz oder lang als zerpulvernde Masse unter Zamorra zusammenbrechen lassen. Sprang Zamorra aber auf und versuchte seinen Standort zu wechseln, würde er direkt ins Schußfeld geraten. Vermutlich wartete Eysenbeiß nur darauf.
    Jetzt endlich wurden auch die anderen auf den Lärm aufmerksam. Zamorras vorheriges Klopfen und Rufen sowie das schrille Fauchen des Lasers verhallten nicht ungehört. Die untere Wohnungstür flog nach innen auf, und Monsieur Stellaine erschien - eine gewaltige Schrotflinte mit abgesägtem Lauf in der Hand. Deren Besitz war zwar garantiert illegal, aber darauf kam es in diesem Moment wohl keinem der Beteiligten wirklich an. »Vorsicht, Stellaine!« schrie Zamorra von oben. Eysenbeiß wirbelte herum und richtete die Laserwaffe auf den Hauswirt. Der sah eine Pistole in der Hand des Fremden, dachte nicht darüber nach, wie seltsam der Lauf geformt war, und weil er sich bedroht fühlte, drückte er einfach ab.
    Es gab einen ohrenbetäubenden Krach, der durch das ganze Treppenhaus hallte und schmerzhaft gegen Zamorras Trommelfelle schlug; offenbar hatte Monsieur Stellaine nicht nur verbotenerweise den Lauf gekürzt, sondern auch noch verbotenerweise den Pulvertreibsatz hinter der Schrotladung verstärkt. Die breitgestreute Ladung packte Eysenbeiß-Salem und schleuderte ihn mit außerordentlicher Wucht zur Haustür hinaus.
    Zamorra erhob sich.
    Da schwenkte Stellaine die Schrotflinte in seine Richtung.
    Die Waffe hatte auch noch einen zweiten Lauf…
    ***
    Der Schock brachte ihn fast um.
    Er spürte, wie die Schrotkörner in seinem Körper einschlugen, wie die Wucht der winzigen, gestreuten Geschosse ihn zur Tür hinaus hob. Er strauchelte rücklings über die Stufen der kleinen Haustürtreppe hinweg und prallte hart auf den gepflasterten Boden. Alles war unglaublich schnell gegangen. So

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