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0519 - Schatten des Grauens

0519 - Schatten des Grauens

Titel: 0519 - Schatten des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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von ihnen. Wenn sie einen Menschen vor sich sehen konnte, war sie in der Lage, dessen Gedanken wahrzunehmen oder, wenn jener selbst für Telepathie empfänglich war, ihm eine Botschaft zuzusenden. Aber alles stand und fiel mit dem Sichtkontakt; selbst eine dünne Sperrholzwand dazwischen blockierte ihre Fähigkeit schon.
    Hier sah Nicole immerhin den Schatten einer anderen Person, und sie hoffte, auf diese Weise einen Kontakt zu knüpfen. Der Dhyarra-Kristall konnte ihr dabei allerdings nicht helfen; dieser Kontaktversuch war in seiner Darstellung zu abstrakt, um ihn dem Kristall bildhaft darzustellen und ihn als Verstärker einsetzen zu können. Wenn, dann mußte es ohne die Hilfe der Dhyarra-Magie funktionieren.
    Aber es funktionierte nicht.
    Der Kontakt kam nicht zustande. Als Nicole sich jedoch wieder umsah, entdeckte sie bereits drei dieser Schatten.
    »Tendenz steigend«, bemerkte Zamorra trocken. »Sieh genau hin - da entsteht gerade ein vierter.«
    »Aber das ist unmöglich!« entfuhr es Nicole. »Schon die erste Spaltung war eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit! Jeder Mensch kann nur einen Schatten werfen…«
    »Irrtum«, erwiderte Zamorra. »Wenn es mehrere Lichtquellen gibt, gibt es auch mehrere Schatten, allerdings sind die dann nicht gleichmäßig stark vertreten. Diese hier aber sind allesamt gleich schwarz…«
    »Und gleichermaßen verwirrt. Sie suchen nach etwas. Einer ist ganz starr… Chef, mit denen stimmt etwas nicht! Die Sache muß Belo aus dem Ruder gelaufen sein, wenn sie es wirklich ist, die diese Schatten erzeugt!«
    »Wer sonst sollte es noch sein? Eysenbeiß bestimmt nicht, denn der hätte schon längst mordlustig zugeschlagen. Ich rufe Francine Belo an!«
    Er kehrte ins Arbeitszimmer zurück. Weit hatte er es bis dorthin nicht. Die Telefonnummer hatte er im Kurzzeit-Gedächtnis noch präsent und wählte die Verbindung an. Aber die Leitung war besetzt.
    Kurzer Sprechverbindungs-Kontakt mit Nicole, die mit Raffael immer noch die Schatten beobachtete: »Noch alles im Griff, Nici?«
    »Alles… auch wenn’s hier inzwischen zu einer Schatten-Inflation kommt! Sieben Stück zähle ich mittlerweile, und sie vermehren sich wie die Karnickel…«
    »Und Belo ist nicht erreichbar, weil die Leitung besetzt ist…« Er versuchte es noch zweimal, aber immer wieder klang ihm das Besetztzeichen ins Ohr, und der alte Trick, mit dem Vorauswählen einer Null die bestehende Verbindung zu trennen und den »überflüssigen« Gesprächsteilnehmer aus der Verbindung zu werfen, um sich selbst hineinzuschleusen, funktionierte nur im Ortsnetzbereich, nicht aber bei Fernverbindungen.
    Als er es zum vierten Mal versuchen wollte, meldete sich Nicole wieder über die Sprechanlage. »Chef, unsere Inflations-Schatten werden flatterhaft! Sie zeigen Auflösungserscheinungen! Aber nicht so, als dimme jemand das Licht hoch, so daß sie immer heller werden, sondern etwas scheint sie zu durchlöchern. Wie mit einem Raster aus Lichtpunkten, und diese Flecken werden immer größer!«
    Das alarmierte Zamorra. »Aber sie haben aufgehört, sich zu vervielfältigen?«
    »Eben nicht, cheri! Das ist ja das Verrückteste daran: Jetzt entstehen noch viel mehr Schatten als zuvor, der ganze Korridor ist überfüllt, aber gleichzeitig beginnen sie sich aufzulösen! Das wird mir unheimlich!«
    Zamorra konnte seine Gefährtin nur zu gut verstehen. Ihm selbst gefiel die Situation auch schon längst nicht mehr. Er wußte nicht, was er davon halten sollte. Auf einen rechten Angriff hätte er eine entsprechende Antwort gewußt, dieses unheimliche Geschehen aber begriff er nicht.
    Er eilte in den Korridor zurück und konnte das Phänomen jetzt selbst beobachten. Schatten, die bereits zu Dutzenden vertreten waren, aber ständig an »Substanz« verloren und sich auflösten. Unmittelbar vor Zamorra verschwanden die Reste eines dieser Schatten. Plötzlich hatte der Parapsychologe den Eindruck, als würden einige der in Auflösung begriffenen Schatten sich ihm nähern und dabei gestikulieren, als erwarteten sie von ihm, daß er ihnen half.
    Half wogegen?
    Er traf seine Entscheidung.
    »Ich fahre zu Belo! Nici, kannst du dir vorstellen, daß sie den Verstand verloren hat oder sogar stirbt? Sie braucht mit Sicherheit Hilfe, und die werde ich ihr bringen, selbst wenn ich die Tür eintreten muß und dafür Ärger mit Madame Stellaine bekomme!«
    »Ich komme mit!« stieß Nicole hervor.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall! Ich traue diesem

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