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052 - Großfuß

052 - Großfuß

Titel: 052 - Großfuß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sagte er später. »Ich habe auch keine Patronenhülse auf dem Boden gefunden, und wir haben nur ein leeres Kuvert an den Leichenbeschauer in Händen ... Hat Miss Shaw eine Schreibmaschine benutzt? Wissen Sie das vielleicht, Mr. Ferraby?«
    »Ich glaube, ja. Cardew erzählte mir, daß sie eine alte Maschine besäße.«
    »Die Adresse ist von jemand geschrieben, der wenig Übung im Tippen hat«, sagte Super und zog das Kuvert aus seiner Tasche. »Das Wort Leichenbeschauer ist falsch geschrieben. Ich muß diesen Umschlag nach Fingerabdrücken untersuchen lassen.« Er hatte das Geschoß, einen verbogenen Stahlzylinder, aus der Wand gezogen und legte es auf den Tisch. »Die Waffe war eine Schnellfeuerpistole mit zweiundvierziger Kaliber«, sagte er. »Dasselbe Kaliber wie jenes in dem Patronenrahmen, den wir auf dem Rasen fanden. Man kann keine Schlußfolgerungen daraus ziehen. Diese automatischen Pistolen werden jetzt nur noch in zwei Größen hergestellt, und es ist nicht wahrscheinlich, daß Miss Shaw eine besaß. Frauen fürchten sich gewöhnlich vor Schußwaffen - ganz abgesehen davon hätte es Cardew gewußt.«
    »Wo ist er hingegangen?« fragte Jim.
    »Ins Grand Hotel nach Pawsey.« Super lachte in sich hinein.
    »Wenn dieser Theorienmensch Tatsachen gegenübersteht, ist er sofort erledigt. Und hier haben wir eine starke Tatsache - gewaltsamen Tod. In einem bequemen Lehnsessel zu sitzen und sich die Zeit mit dem Ausdenken von Theorien zu vertreiben, ist ja ganz schön; aber mit den gemeinen Widerwärtigkeiten des Lebens zusammenzustoßen und blutige Vorfälle aus nächster Nähe zu beobachten, dazu gehört doch noch etwas anderes ...« Er hielt inne und beugte den Kopf lauschend vor. Durch das offene Fenster hörte man das ununterbrochene Rauschen der Brandung.
    »Es macht sich jemand an der Tür zu schaffen«, sagte er. Er nahm die Lampe und ging leise auf den Gang.
    Jim vernahm das Geräusch auch, und es wurde ihm unheimlich zumute. Er hörte, wie jemand mit den Händen an der Holztäfelung entlangtastete, und dann sah er, wie die Türklinke heruntergedrückt wurde.
    Super schaute ihn an und winkte ihm. Jim Ferraby bewegte sich leise zur Tür, drehte den Schlüssel blitzschnell herum und öffnete mit einem Ruck.
    Auf den Treppenstufen stand eine schlanke Gestalt, von Regen durchnäßt und gänzlich erschöpft. Sie schaute dem jungen Mann verständnislos ins Gesicht.
    »Helfen Sie mir«, sagte sie leise, als sie vorwärtstaumelte und in seine Arme sank.
    Es war Elfa Leigh.
    »Bewegen Sie sich nicht - horchen Sie!«
    Super stieß diese Worte leise hervor, und Jim stand regungslos da und hielt das bewußtlose Mädchen im Arm. Aus der Dunkelheit kam ganz fern der traurige Gesang:
    »Der maurische König reitet hin und wieder durch Granadas königliche Stadt, Ay de mi, Alhama!«
    »Zum Donnerwetter!« sagte Super, als er die Lampe niedersetzte und im Dunkeln verschwand.

10
    Der Tag war grau heraufgedämmert, als er zurückkam, um von seinem Mißerfolg zu berichten.
    »Er muß oben auf der Spitze der Klippe gesungen haben«, brummte er. »Dieser musikalische Landstreicher wird in eine Schießerei verwickelt werden, sobald ich wieder in Schußweite mit seinem Schnabel komme. Was ist nun mit Miss Leigh?«
    »Ich habe Feuer in einem der Schlafzimmer gemacht. Sie hat sich wieder erholt.«
    »Haben Sie ihr etwas erzählt?«
    Jim schüttelte den Kopf.
    »Nein, ich dachte, es wäre nicht klug, sie in ihrem jetzigen Zustand zu fragen. Das arme Mädchen muß Schreckliches erlebt haben.«
    Elfa hörte die Stimmen im Gang und öffnete ihre Tür einen Spalt.
    »Ist Mr. Minter zurückgekommen? Ich bin gleich bei Ihnen.«
    Nach ein paar Minuten erschien sie, in Jims Regenmantel eingehüllt. Ihre nackten Füße steckten in einem Paar alter Pantoffeln, die sie in dem Schrank gefunden hatte.
    »Wo ist Miss Shaw?« war ihre erste Frage. »Ist irgend etwas passiert? Warum sind Sie hier?«
    »Wir wollten uns hier nur einmal umsehen«, entgegnete Super ruhig. »Ich hatte die Absicht, hier vielleicht meinen Sommerurlaub zuzubringen.«
    »Wo ist Miss Shaw?« fragte sie wieder.
    »Sie ist fortgegangen«, antwortete Super.
    Das Mädchen schaute von einem zum anderen und versuchte, das Rätsel der Gegenwart der beiden Männer zu lösen.
    »Es ist hier irgend etwas passiert.«
    »Es scheint mir auch so, daß Ihnen etwas passiert ist, Miss Leigh«, sagte Super gut gelaunt. »Wie sind Sie denn eigentlich mitten in der Nacht

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