052 - Sie wollten meine Seele fressen
verbergen zu haben, doch der Industrielle fiel auf das harmlose Getue des Mannes nicht herein. Er war sicher, etwas zu finden, das seinen Verdacht erhärtete. Er mußte nur gründlich genug suchen.
Und plötzlich hatte er den ersten Beweis!
Die Wachen hatten alles, was Angelo d'Alessandro für Zauberrituale und schwarze Messen benötigte, eingesammelt und in einen der Kellerräume eingeschlossen.
Inzwischen hatte Peckinpah sich in allen Räumen umgesehen, von diesen Gegenständen jedoch nichts entdeckt. Vermutlich hatte d'Alessandro diese Dinge also wieder an ihren Platz gestellt. Jemand, der die ehrliche Absicht hat, sich vom Bösen abzukehren, würde so aber nicht handeln.
»Sind Sie nun beruhigt?« fragte Angelo d'Alessandro.
Cruv setzte seinen Stock auf den Boden. Es gab einen dumpfen, hohlen Laut. Tucker Peckinpah fiel auf, daß Angelo d'Alessandro kaum merklich zusammenzuckte und dem Gnom einen kurzen, zornigen Blick zuwarf.
Außerdem bemerkte er, daß der Kleine auf einer Bohlentür stand, die seltsamerweise zu zwei Dritteln unter Gerümpel verborgen war.
Der Zauberer schickte sich an, den Keller zu verlassen, doch Peckinpah fragte ihn hart: »Was ist da drunter?«
»Nichts«, antwortete d'Alessandro rasch. »Nur ein alter Abwasserschacht.«
»Wir würden aber gern einen Blick hineinwerfen.«
»Meine Güte, das viele Gerümpel. Soll ich es wirklich wegräumen, Mr. Peckinpah?«
»Ich wäre Ihnen sehr dankbar.«
»Aber es ist nichts dort unten. Absolut nichts.«
Der Industrielle nickte. »Davon möchte ich mich gern überzeugen.«
»Also nein, das finde ich nun doch ein wenig übertrieben!« sagte der schwarze Priester ärgerlich.
»Erlauben Sie, daß wir das selbst übernehmen?«
»Nein!« schnappte d'Alessandro. Er konnte sich nur noch mit Mühe beherrschen.
»Sie können sich vorstellen, was uns Ihre Antwort vermuten läßt, Mr. d'Alessandro«, sagte der Industrielle scharf.
»Das ist mir langsam egal! Bis jetzt habe ich Ihr idiotisches Spiel mitgespielt, aber nun ist Schluß, Mr. Peckinpah!«
»Sie scheinen zu vergessen, in was für einer Lage Sie sind. Von Rechts wegen müßten Sie im Gefängnis sitzen. Sie haben Dinge getan…«
Die Nervosität des schwarzen Priesters wuchs von Sekunde zu Sekunde. »Ich weiß, was ich getan habe, Mr. Peckinpah, und ich bin bereit, dafür geradezustehen, aber…«
»Cruv!« sagte der Industrielle nur, und der Gnom wollte mit der Arbeit beginnen.
»Na schön!« schrie Angelo d'Alessandro mit haßerfüllten Augen. »Sie wollen es nicht anders! Sie hatten Ihre Chance! Jetzt ist sie dahin!« Und er brüllte einen Namen: »Sarno!«
Kaum war der Ruf verhallt, da erschien am oberen Ende der Kellertreppe ein bleicher Mann. Er bewegte sich hölzern, und in seiner Stirn, über der Nasenwurzel, befand sich ein Einschußloch. Sowohl Tucker Peckinpah als auch Cruv wußten, daß sie einen Zombie vor sich hatten.
***
Die drei goldenen Affenskelette waren genauso bewaffnet wie Skabbanat. Reglos standen sie da. Ihre leeren Augenhöhlen waren Roxane zugewandt, die sich ebenfalls nicht von der Stelle rührte.
Wir kamen vom Regen in die Traufe! hatte Arma in ihr geschrien, und die Hexe aus dem Jenseits mußte zugeben, daß sie damit nicht unrecht hatte.
Immer wieder war sie auf dieser feindseligen Welt vom Tod bedroht. Zuerst wollte ihr Tapandaro das Leben nehmen. Dann wollte der gierige Sumpf sie fressen. Und nun war sie dem weißen Pavian in die Falle gegangen.
Sie wandte sich langsam um. Skabbanat stieg die Steinstufen herunter. »Dein Mißtrauen sollte mich kränken«, sagte er vorwurfsvoll. »Was denkst du, wozu ich dir das Leben gerettet habe? Wenn ich deinen Tod wünschte, hätte ich dich nicht aus dem Sumpf zu ziehen brauchen.«
»Was hat das Erscheinen dieser goldenen Skelette zu bedeuten?« fragte Roxane - immer noch unsicher.
»Für dich nichts«, antwortete der alte Pavian, »denn du befindest dich in meiner Begleitung. Wenn Paviandämonen hier eindringen würden, würden die goldenen Skelette sie auf der Stelle töten.«
Die Affenskelette ließen ihre Beil-Macheten sinken. Ihre Haltung hatte nichts Feindseliges mehr an sich.
»Lebst du mit ihnen hier?« wollte Roxane wissen.
»Ja.«
»Gibt es mehr als diese drei goldenen Skelette?«
Der weiße Pavian nickte. »Sie sind die Diener meines Herrn.«
Roxane sah ihn überrascht an. »Wer ist das?«
»Sein Name ist Wokkon. Ich bin sein Vertrauter, sein Priester. Wokkon, der goldene Pavian, ist mein
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Eis und Dampf: Eine Steampunk-Anthologie (German Edition) Online Lesen
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