052 - Sie wollten meine Seele fressen
Gebieter. Er ist gütig und gerecht. Er achtet das Leben und haßt Asmodis. Man kennt Protoc heute nur noch als Welt der Paviandämonen, doch so war es nicht immer. Lange vor Raghoora herrschte Wokkon auf Protoc, und er sorgte dafür, daß das Böse auf seiner Welt nicht Fuß fassen konnte. Aber die schwarze Macht streckte wieder ihre Krallen nach Protoc aus, und das Übel begann im verborgenen zu keimen. Asmodis verstand es, heimlich die Glut zu schüren. Ohne Wokkons Wissen baute Raghoora eine Streitmacht auf, und die Kraft, die er in die Körper seiner Vasallen pflanzte, machte sie zu kriegerischen Dämonen, die das Böse zu ihrem Banner erhoben. Als Wokkon von diesem gefährlichen Geschwür erfuhr, hatte es bereits weite Teile von Protoc überwuchert. Es kam zu einem blutigen Aufstand. Wir mußten der Gewalt weichen. Raghoora befahl seinen Anhängern, alle seine Feinde gnadenlos zu vernichten, und krönte sich selbst zum Kaiser. Weit stieß er dabei das Tor für die Hölle auf, und das Böse überflutete ganz Protoc. Viele von uns verloren noch auf der Flucht ihr Leben. In Dutzenden von Verstecken spürten uns Raghooras Dämonen auf, griffen uns unerbittlich an und dezimierten unsere Zahl. Aber Wokkon überlebte, und wir fanden hier einen Zufluchtsort, wo wir seither leben. Wokkons magische Kräfte reichten aus, einige der getöteten Diener als goldene Skelette um sich zu scharen. Sie dienen ihm und beschützen ihn.«
Roxanes Furcht verflog, und sie musterte die goldenen Gerippe.
»Der neue, von Asmodis gekrönte Herrscher auf Protoc heißt Tapandaro«, sagte die Hexe aus dem Jenseits. »Als Raghoora vernichtet wurde, waren die Paviandämonen eine Zeitlang schwache Feiglinge, wie ich weiß. Warum nützte Wokkon diese Gelegenheit nicht, die Herrschaft wieder an sich zu reißen?«
»Es steht in den Weissagungen, die so alt sind wie diese Welt, geschrieben, daß Wokkon an seinen Platz zurückkehren kann, aber er muß um den Thron kämpfen. Das war nicht möglich, solange der Thron verwaist war. Nun aber sieht es anders aus. Wokkon ist für die Machtübernahme bereit, und er wird den Kampf nicht scheuen. Die Zeit in diesem unterirdischen Exil geht zu Ende. Wokkon wird bald wieder über Protoc herrschen und das Böse von dieser Welt verbannen. Er wird aus seiner Heimat eine Welt machen, wie es viele gibt - und wie sie früher einmal war. Wir werden die Hölle mit einem Bannfluch belegen. Ruhe und Friedfertigkeit werden auf Protoc Einzug halten. Es wird keine Paviandämonen mehr geben. Wir werden die Waffen niederlegen und in Eintracht miteinander und nebeneinander leben.«
»Eine Zukunft, die ich Protoc wünsche«, sagte Roxane, doch sie spürte, daß Arma völlig anderer Meinung war.
»Ich bringe dich zu meinem Herrn«, sagte der weiße Affe und machte eine einladende Handbewegung.
Die goldenen Skelette traten zur Seite. Durch einen düsteren Gang gelangten Roxane und Skabbanat in einen Raum, der die Form einer Ellipse hatte.
Die Hexe aus dem Jenseits sah ein hohes Tor, vor dem zwei weitere Pavianskelette standen. Da Roxane sich in Begleitung Skabbanats befand, nahmen die goldenen Skelette kaum Notiz von ihr.
Skabbanat schlug mit dem Stiel seiner goldenen Beil-Machete gegen das Tor, das von innen geöffnet wurde. Und wiederum sah Roxane zwei goldene Pavianskelette.
Der weiße Affe führte sie in einen großen Saal, dessen steinerne Wände seltsam schillerten und funkelten. Drei Stufen führten zu einem goldenen Sessel hinauf. Skabbanat gab Roxane zu verstehen, unterhalb dieser Stufen auf ihn zu warten. Er ließ sie für kurze Zeit allein, und als er wiederkam, brachte er einen eindrucksvollen Begleiter mit.
Roxane hatte schon viele Paviane auf Protoc gesehen. Sie alle - außer Skabbanat - hatten eine silbrig schimmernde Mähne gehabt. Wokkons Mähne aber glänzte, als bestünde sie aus weichen goldenen Fäden.
Die Hexe aus dem Jenseits senkte zum Zeichen des Grußes und ihrer Wertschätzung das Haupt. Wokkon stieg würdevoll die Stufen hinauf und nahm im goldenen Sessel Platz. Seine bernsteinfarbenen Augen musterten das schwarzhaarige, schöne Mädchen wohlwollend.
»Dein Name ist Roxane«, sagte der goldene Pavian. Seine Stimme klang fest und vertrauenerweckend.
»Ja«, antwortete die Hexe aus dem Jenseits.
»Ich heiße dich herzlich willkommen«, sagte Wokkon. »Skabbanat hat mir alles über dich erzählt.«
»Und ich weiß über dich und deine Pläne Bescheid«, erwiderte Roxane. »Mögen sie schon
Weitere Kostenlose Bücher