052 - Sie wollten meine Seele fressen
Schultern. »Nicht hier. Ich bin allein geflohen. Vielleicht ist er noch im schwarzen Tempel.«
***
Metal befand sich schon lange nicht mehr im schwarzen Tempel, sondern im Dschungel, und noch immer machten ihm die Schmerzen zu schaffen, die in seiner linken Schulter pochten. Sie strahlten in den Arm und in den Brustkorb aus, ohne daß er es verhindern konnte. Ein feindliches magisches Gift durchströmte seinen Körper, ermüdete und schwächte ihn.
Äußerlich war ihm die Verletzung nicht anzusehen, da er dafür gesorgt hatte, daß sich die Wunde schloß, doch das war ein Fehler gewesen. Er hätte zuerst die abgebrochene Speerspitze herausholen sollen. Aber dazu war keine Zeit gewesen, und die offene Wunde hätte stark geblutet.
Der Silberdämon stolperte kraftlos durch den Urwald. Immer wieder mußte er Pausen einlegen. Seine Füße waren bleischwer. Metal dachte an Roxane, die er nicht finden konnte, und an den Schmerz in der Schulter, gegen den er bald etwas unternehmen mußte. Wenn das Gift erst seinen ganzen Körper überschwemmt hatte, war er für die Paviandämonen eine leichte Beute. Sie würden ihn erbarmungslos jagen und töten.
Manchmal glaubte er sich beobachtet und belauert, doch wenn er sich umdrehte, sah er nur das wirre, verfilzte Dickicht, durch das er sich immer mühsamer schlug. Vielleicht war es besser, wenn er sich ein Versteck suchte. Es würde nicht einfach sein, sich selbst zu helfen, aber eine andere Chance sah er nicht. Von den Affenkriegern hatte er keine Hilfe zu erwarten, sondern das Gegenteil: seinen Tod!
Er schleppte sich erschöpft durch das Unterholz - ein Schatten seiner selbst. Wie schnell ihn doch das Gift geschwächt hatte. Unglaublich.
Er brach durch eine Wand aus grünen Blättern und sah sich plötzlich zwei Paviandämonen gegenüber. Erschrocken blieb er stehen. Die Affen näherten sich ihm. Er versuchte seine Abwehrkräfte zu aktivieren, um die Gegner mit seinem Feuerblick auszuschalten. Doch die Kraft, die er aufbieten konnte, reichte nicht aus, um die Feuerlanzen abzuschießen.
Die Affenkrieger erreichten ihn. Metal wollte sich mit Hilfe von Silberstarre schützen, doch auch diese brachte er nicht mehr zustande. Nur ein silbernes Flirren entstand auf seiner Haut. Die dämonischen Wesen stachen mit ihren Speeren auf ihn ein. Er schlug einfach um sich, ohne hinzusehen, ohne zu überlegen. Seine Wut hob einen Teil der Mattigkeit auf. Er packte einen Paviandämon und schleuderte ihn auf seinen zweiten Gegner. Da er nicht wissen konnte, ob nicht noch weitere Affenkrieger in der Nähe waren, ließ er von den Gegnern ab und rannte davon.
Es war beschämend für ihn. Zum erstenmal in seinem Leben ergriff er vor nur zwei Gegnern die Flucht. Er traf auf einen schmalen, ausgetretenen Pfad, der sich durch den Urwald schlängelte. Ohne zu wissen, wohin er führte, eilte er ihn entlang.
Die Affenkrieger folgten Metal. Vor ihm tauchten zwei weitere Paviandämonen auf. Sie hatten ihn noch nicht entdeckt. Metal schwenkte sofort rechts ab, ohne zu ahnen, daß er damit in einen Sperrbezirk eindrang, den die Paviandämonen mieden.
Uralte Magien waren hier wirksam, seit es Protoc gab.
Man nannte dieses Gebiet den Wald der schwebenden Schädel - und das hatte seine Berechtigung.
***
Metal stampfte durch den Urwald, der hier nicht so dicht wucherte wie anderswo. Viele Bäume waren abgestorben. Verdorrte Schlinggewächse brachen knisternd ab, wenn Metal sie berührte. Der Silberdämon warf einen Blick zurück und stellte verwundert fest, daß ihm die Affenkrieger nicht mehr folgten.
Dann sah er sie. Sie standen auf dem Pfad und ließen ihn laufen. Ein Glück, daß sie nicht wußten, wie schlecht es um ihn bestellt war. Zu viert hätten sie ihn spielend leicht zur Strecke bringen können. Er hätte keine Chance gehabt.
Der Silberdämon konnte nicht wissen, daß sie eine panische Angst davor hatten, den Wald der schwebenden Schädel zu betreten. Die Affenkrieger überließen ihn seinem Schicksal. In ihren Augen war er verloren, ein Todeskandidat.
Metal bemerkte es nicht, aber der erste Schädel hatte ihn bereits erspäht. Er »hockte« in einer Astgabel und verfolgte den Lauf des Silberdämons mit rollenden Augen. Die Fratze sah abscheulich aus. Weiße Strähnen fielen über eine hohe Stirn mit zwei dicken Ausbuchtungen, die wie der Ansatz von Hörnern wirkten. Lappige Falten bedeckten die eingesunkenen Wangen und die schorfigen Lippen vermochten die schimmernden Sägezähne nicht
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