052 - Sie wollten meine Seele fressen
blieb uns also nur die Hoffnung, dieses Rätsel irgendwann einmal lösen zu können.
Ein Trupp von Paviandämonen wurde gemeldet. Wir verließen den Dschungelpfad und versteckten uns. Wokkon teilte uns mit, daß wir uns an diesem Kampf nicht zu beteiligen brauchten. Er sagte, wir sollten uns unsere Kräfte für später aufheben. Das hier könnten wir getrost seinen goldenen Skeletten überlassen.
Wir hockten in unseren Verstecken und warteten. Der Affenkriegertrupp näherte sich uns. Wir hörten das Klappern ihrer Waffen. Hintereinander marschierten sie durch den dämmrigen Dschungel. Zehn Paviandämonen. Die Falle stand.
Knisternde Spannung. Meine Hand krampfte sich um den Stiel der goldenen Waffe. Ich verhielt mich so still wie Roxane, Boram und Mr. Silver, die sich in meiner Nähe befanden. Links entdeckte ich Skabbanat. Der weiße Pavian richtete sich halb auf und gab den Skeletten ein Zeichen. Im nächsten Moment schnappte die Falle zu. Es kam zu einem kurzen, erbitterten Gefecht. Die Paviandämonen wehrten sich mit zorniger Wildheit, aber das nützte ihnen nichts.
Die goldenen Skelette schlugen sie vernichtend. Wir konnten unseren Marsch auf die Dschungelstadt fortsetzen. Skabbanat tauchte neben mir auf. Er teilte mir mit, daß wir in Kürze an einem gefährlichen Gebiet vorbeikommen würden. »Am Wald der schwebenden Schädel«, sagte er.
Ich wollte mehr darüber erfahren.
Skabbanat schüttelte seine weiße Mähne. »Selbst als Wokkon auf Protoc herrschte, konnte er diesen Hort des Bösen nicht auslöschen. Ich selbst habe alles versucht. Vergeblich. Man muß damit leben, eine andere Möglichkeit gibt es nicht. Die Magie, die dieses Gebiet ausfüllt, ist zu stark. Nichts, was es auf Protoc gibt, kommt dagegen an. Aber eine Gefahr, die man kennt, ist nur halb so gefährlich, das ist eine alte Weisheit.«
»Sie hat auch bei uns Gültigkeit«, sagte ich.
»Ich weiß von deiner Heimat.«
Als ich erwähnte, daß Raghooras Paviandämonen Menschen nach Protoc entführten, um mit ihnen ein Blutfest zu veranstalten, nickte Skabbanat. Er wußte von diesen Greueltaten, und er versicherte mir, daß es so etwas nie mehr geben würde, sobald Wokkon wieder auf dem Affenthron saß. Ich glaubte ihm.
Der alte Pavian erzählte, daß jene, die den Wald der schwebenden Schädel betraten, ein schreckliches Ende fanden.
»Woher kommen diese Schädel?« erkundigte ich mich.
»Die uralte Magie läßt sie entstehen und hält sie am Leben.«
»Und wie erkennt man das Gebiet?«
»Erstens gibt es auf Protoc keinen, der diese Grenzen nicht kennt, und…«
»Wie ist es dann möglich, daß doch hin und wieder ein Pavian hineingerät?« fiel ich dem weißen Affen ins Wort.
»Unachtsamkeit. Leichtsinn«, antwortete er. »Man erkennt den Gefahrenbereich am gehemmten Wachstum der Pflanzen. Die starke Magie übt einen störenden Einfluß auf sie aus. Die Natur kann sich im Wald der schwebenden Schädel nicht voll entfalten. Vor allem zarte Pflanzen sterben zumeist schon nach kurzer Zeit ab.«
»Und daran führt der Pfad, auf dem wir uns befinden, vorbei?«
»Ja. Sag deinen Freunden, sie sollen sich vorsehen. Der Wald liegt rechts. Sollte es noch einmal erforderlich sein, daß wir uns verstecken, schlagt euch links ins Unterholz.«
»Ich geb's weiter«, sagte ich zu Skabbanat. Er nickte zufrieden und eilte zu Wokkon vor. Ich informierte Roxane, Boram und Mr. Silver. Wenig später fiel mir auf, daß die Vegetation rechts vom Pfad nicht mehr so üppig war wie links.
Wir hatten den Wald der schwebenden Schädel erreicht.
***
Ein eigenartiges Gefühl beschlich mich. Reagierte ich auf die starke Magie, die dieses Gebiet ausfüllte? Natürlich versuchte ich, zwischen den Bäumen einen der schwebenden Schädel zu erspähen, doch mir fiel nichts auf. Und trotzdem lauerte in diesem düsteren Urwald eine Gefahr, die von der Hölle geschaffen worden war.
Die Stille war trügerisch. Ich konnte mir durchaus vorstellen, daß die schwebenden Schädel manche ihrer Opfer in dieses verbotene Gebiet gelockt hatten. Vielleicht so, wie die sagenumwobenen Sirenen Seeleute ins Verderben lockten.
Ich werde mich hüten, meinen Fuß da hineinzusetzen, sagte ich mir. Doch im nächsten Moment änderte ich meine Meinung, denn plötzlich drang ein lauter, verzweifelter Schrei, der mir durch Mark und Bein ging, aus dem verfluchten Wald.
Wer war den schwebenden Schädeln in die Falle gegangen? Ein Paviandämon? Schon war ich im Begriff, das eigene Leben
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