0521 - Teufels-Pferde
still. Dafür hörten sie, wie die Haustür aufgezogen wurde. Sie bewegte sich geräuschvoll in den Angeln, und ein weiteres Geräusch vernahmen sie ebenfalls.
Ein Schrei, der sehr bald erstickte, danach ein kurzes Trampeln, dann das Zufallen der Haustür.
Ahmeds Lachen schallte bis zu ihnen in die Küche. Wenig später tauchte er selbst auf.
Er hatte wieder seine verdammte Stahlklaue eingesetzt. Der Haken umspannte den Hals eines älteren Mannes, auf dessen Kopf graues Stoppelhaar wuchs. In den Augen lag eine höllische Angst.
Das Gesicht war rot angelaufen, dicht unter der Stahlklaue schimmerte ein dunkler Streifen in der Haut des Halses.
»Ist er nicht lieb?« sagte Ahmet und blieb mit seinem Gefangenen in der offenen Tür stehen.
Waldo nickte. Er blieb hinter Suko stehen, zielte auf dessen Kopf und sprach über ihn hinweg den älteren Mann an. »Wer bist du?«
Der Mann war zu geschockt, um antworten zu können.
Außerdem behinderte ihn die Klaue. Er schluckte nur und brachte mühsam einige würgende Laute hervor.
»Nimm ihn nicht zu fest, Ahmet!«
Der Libyer lockerte den Druck des Hakens etwas, so daß der Gefangene reden konnte.
»Noch mal«, sagte Waldo. »Wer bist du?«
»McGrath!«
»Gut. Was wolltest du hier?«
»Die Gladstones sprechen.«
»Und weshalb?«
»Ich mußte sie etwas fragen.«
»Raus damit! Vielleicht können wir dir helfen.«
McGrath schaute sich die Männer an und erkannte auch, daß Suko nicht zu ihnen gehörte. Der Inspektor nickte ihm zu. Er hoffte, daß McGrath das Zeichen verstehen würde und sich nicht querstellte. Wenn er jetzt anfing zu lügen, würden die anderen etwas merken. Sie besaßen für diese Dinge eine feine Antenne.
»Es ging um die Pferde.«
»Die haben wir gesehen«, sagte Waldo. Er verlor seine Lässigkeit.
»Sie spien Feuer, nicht wahr? Dabei rasten sie wie ein Wirbelsturm an diesem Haus vorbei in den Sumpf.«
»Ja, ja…«
»Und weiter?«
»Eigentlich nichts weiter. Es sind meine Pferde gewesen, verstehen Sie?«
»Trägst du dafür die Verantwortung?«
Die Augen des Mannes weiteten sich. »Nein. Wie… wie kommen Sie darauf, Mister?«
»Dir gehörten sie schließlich. Vielleicht stehst du mit dem Teufel im Bunde.«
»Ich… ich hasse ihn.«
»Und was haben die Gladstones mit deinen Pferden zu tun? Hätten sie dir eine Antwort geben können?«
»Ich weiß es nicht!«
Waldos Augen nahmen einen noch kälteren Glanz an. »Noch so eine dumme Antwort, und ich schieße dir den Schädel entzwei. Darauf kannst du dich verlassen. Was hatten die Gladstones mit den Teufelsgäulen zu tun?«
»Ich… ich wollte Julie sprechen.«
Der Killerboß sagte nichts. Er lachte nur. Es war ein häßliches und gleichzeitig triumphierendes Lachen. Dann nickte er. »Also doch, die kleine Julie wieder einmal. Immer wieder geht es um sie. Dieses Kind spukt hier herum, ohne daß wir es sehen können. Allmählich wird sie für mich zum Alptraum.«
»Wo ist sie denn?« fragte McGrath.
»Wir suchen sie auch. In der Schule.«
»Nein, das geht nicht.«
»Weshalb nicht?«
»Weil sie krank ist. Seit einigen Tagen schon muß Julie zu Hause bleiben und das Bett hüten. Das ist eine Tatsache. Sie kam immer besonders gut mit den Pferden aus. Julie liebte die Tiere, und die Tiere liebten sie. Aus diesem Grunde bin ich gekommen. Ich wollte sie fragen, ob sie für das Verhalten eine Erklärung hat. Das müssen Sie mir glauben.«
»Ja, ja, Mister. Niemand hat dir widersprochen.« Waldo sah wieder Oberwasser. »Du hast also auch gesehen, wie sie in den Sumpf gelaufen sind – oder?«
»Sicher.«
»Und du wohnst hier!«
»Auch das.«
»Wunderbar. Dann kennst du dich bestimmt in der Gegend aus.«
»Ich bin hier aufgewachsen.«
Waldo konnte sich nicht beherrschen. Er mußte einfach auflachen.
»Das ist hervorragend. Wir haben die ganze Zeit darüber nachgedacht, wer uns wohl in den Sumpf führt und uns dabei hilft, die Teufelsgäule zu finden. Du bist der Mann, McGrath!«
Er war überrascht. »Was… was soll ich? Sie in den Sumpf führen? Was machen wir dort?«
»Verdammt, ich will deine Gäule finden. Das muß doch toll für dich sein.«
»Nein, ich sehe den Grund nicht.«
»Ich will ihn dir sagen, Alter. Wenn wir die Gäule finden, dann finden wir auch das Mädchen.«
»Julie?«
»Wen sonst?«
»Aber was wollen Sie von dem Kind?«
Waldo lachte kalt. »Das werden wir dir nicht unter die Nase reiben, alter Mann. Das ist unser Problem. Alles
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